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Coronavirus-Krise: Virologe Christian Drosten schießt gegen Medien


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Falsche Zitate, verzerrte Darstellungen
Er ist es leid: Drostens neueste Medienschelte


Aktualisiert am 24.06.2020Lesedauer: 3 Min.
Christian Drosten: Der Virologe von der Berliner Charité wehrt sich erneut bei Twitter gegen die Medienberichterstattung. (Archivbild)Vergrößern des Bildes
Christian Drosten: Der Virologe von der Berliner Charité wehrt sich erneut bei Twitter gegen die Medienberichterstattung. (Archivbild) (Quelle: photothek/imago-images-bilder)

Christian Drosten berät die Politik, erklärt seine Arbeit in einem Podcast – und ist aktiv auf Twitter. Genau dort kritisiert er immer wieder den Umgang der Medien mit seiner Arbeit. Diesmal trifft es den "Spiegel".

Er ist Wissenschaftler und berät die Politik in der Corona-Krise. Immer wieder gerät er in den Fokus. Doch Christian Drosten kann sich wehren. Sein wirkungsvollstes Instrument: Twitter. Erneut kritisiert er dort den Umgang der Medien mit seinen Aussagen. Diesmal geht es um den "Spiegel". Und zwar gleich doppelt.

Bei einer Zusammenfassung des NDR-Podcasts "Das Coronavirus-Update mit Christian Drosten" titelte dieser mit einem verkürzten Zitat: "In zwei Monaten werden wir ein Problem haben" stand dort. Das hatte Drosten zwar so ähnlich gesagt, der Kontext aber ist hier entscheidend. Dass dieser durch die Verknappung fehlte, stieß dem Virologen sauer auf. "Ich bin es auch leid", schreibt der Charité-Virologe auf Twitter. Er retweetet dazu den Post eines anderen Wissenschaftlers, der sich über die falsche Zitation aufregt.

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Drosten warnt vor bestehender Gefahr durch das Virus

Denn worum es Drosten eigentlich ging: Er wollte dafür sensibilisieren, dass die Gefahr durch das Virus weiter ernst genommen werden muss. Er warnt, die "Alarmsensoren" anzuschalten, um einer zweiten Welle vorzubeugen. Als Beispiel zog Drosten die US-Südstaaten heran, in denen früh gelockert wurde und so eine Situation geschaffen wurde, in der die Ausbreitung des Coronavirus wieder an Fahrt aufnehmen konnte. Trotz sommerlicher Temperaturen.

Er mahnt an, dass die Erfolge der Eindämmung in Deutschland mit den ergriffenen Präventionsmaßnahmen zu tun haben dürfte, weniger mit dem Sommerwetter. Deshalb sei ein erneuter Anstieg des Infektionsgeschehens schon vor der kalten Jahreszeit möglich. So wie in den US-Südstaaten. Die Zeile des "Spiegel", die von weiteren Medien übernommen wurde, verfälscht diese Einordnung und legt dem Virologen eine absolute Aussage in den Mund, die dieser nie getätigt hat.

Der "Spiegel" reagierte auf die Kritik des Virologen

Der "Spiegel" reagierte – nach Drostens Aussage ohne explizite Aufforderung – und passte den Artikel entsprechend an. Dafür erntete das Medium positives Feedback von den Usern. So schrieb einer: "Schön, wenn berechtigte Kritik Gehör findet und nicht immer nur auf Ignoranz trifft." Ein anderer stellt fest: Dass der "Spiegel" schnell reagiert habe, "zeige immerhin, dass es denen (verglichen mit B. ["Bild", Anm. d. Redaktion]) nicht egal ist oder gar mit Kalkül gemacht wurde. Aber leider geht es schon viral, weil die Pressekollegen abschreiben. Insofern ist das Kind leider schon in den Brunnen gefallen." Die "Welt" etwa hatte die gleiche Zeile verwendet, auch darauf weist Drosten bei Twitter hin.

Das war jedoch nicht die einzige Kritik des Virologen an der Berichterstattung des Magazins. Unter dem Titel "Verhängnisvolle Dynamik" wird Drostens Rolle bei der Entscheidung zu flächendeckenden Schulschließungen erörtert. Drosten nennt die Darstellung "extremst verzerrt" und deutet an, dass die zitierten Quellen ihre Sichtweise abgesprochen haben könnten. Wurden nicht genug Stimmen gehört? Von Seiten des "Spiegel" wird dementiert:

Lob für Drostens Wehrhaftigkeit

Drosten selbst betonte in der Vergangenheit immer wieder, dass er als Virologe die Politik lediglich beraten würde. Die politischen Entscheidungen treffen andere. Außerdem betonen Wissenschaftler einhellig, dass die Erkenntnisse sich stets weiterentwickeln und somit auch die Einschätzung einem Wandel unterliege.

Mehrere User lobten Drosten dafür, dass er solche Situationen immer wieder auf Twitter öffentlich macht und kommentiert. So schreibt ein User dazu: "Was mich immer wieder aufs neue frustriert ist die Tatsache, dass verzerrte Aussagen abgedruckt, zitiert und akzeptiert werden, solange sie der Gesprächspartner nicht berichtigt." Ein anderer schreibt: "Es – passiert – zu – oft. Und selten wehrt sich eben auch jemand so deutlich – und hat auch die dafür nötige Reichweite."

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Erneut thematisiert Drosten die "Bild"

Ob der Twitter-Aktivität Drostens am Mittwochvormittag kommentierte "Bild"-Journalist Michael Windisch, Herr Drosten sei ganz schön aktiv. "Hat er etwa nichts besseres zu tun?" Er spielt damit wohl auf einen Konflikt zwischen der "Bild" und dem Virologen vor einigen Wochen an. Damals veröffentlichte Drosten eine "Bild"-Anfrage zu einer Studie, die mit vermeintlicher Kritik anderer Wissenschaftler an seiner Arbeit gespickt war und dem Virologen eine Stunde Zeit zur Reaktion darauf gab. Damals twitterte Drosten: "Ich habe Besseres zu tun".

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Der "Bild"-Zeitung warf Drosten damals vor, eine tendenziöse Berichterstattung zu planen. Die "Bild"-Zeitung scheint für den Virologen die größte mediale Herausforderung darzustellen. Auf die Feststellung eines Users, Drosten habe in der aktuellen Folge seines Podcasts "erstmals erschöpft und auch auf eine neue Art dünnhäutig" gewirkt, twitterte dieser: "Das sind die nicht endenden, unterstellenden und aggressiven Anfragen der Bild-Zeitung."

Bis Ende August gehen die Podcast-Gespräche mit Christian Drosten in die Sommerpause. Bis dahin sollen andere Wissenschaftler zu Wort kommen.

Verwendete Quellen
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