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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Horror-Unfall in Berlin "Ein tonnenschwerer Geländewagen – einfach durch die Luft gewirbelt"
Ein schlimmer Unfall schockt ein Wohnviertel in Berlin. Vier Menschen sterben, als ein Geländewagen in eine Gruppe Passanten brettert. Augenzeugen berichten von einem waghalsigen Überholmanöver.
Der Bauzaun ist wie Papier eingedrückt, die Fußgängerampel an der Ecke: einfach weg. Blumen und Kerzen liegen an der Stelle, an der am Freitagabend ein Geländewagen in eine Gruppe Menschen krachte – vier Personen sterben, darunter ein kleines Kind.
Am Tag nach dem tragischer Unfall herrscht bei den Anwohnern im Berliner Stadtteil Mitte Fassungslosigkeit. Eltern mit ihren Kindern bleiben an der zerstörten Straßenkreuzung stehen. Viele kämpfen mit den Tränen. Blumensträuße werden niedergelegt – im Minutentakt werden es mehr.
"Ich höre den Knall immer noch und die Schreie danach. Das ist der Horror, was da passiert ist", sagt Sophie. Die 29-Jährige saß am Freitagabend in ihrer Wohnung – direkt an der Unfallstelle. Aus ihrem Fenster blickte sie auf ein Trümmerfeld.
Ein Knall wie eine Bombe
Kurz nach 19 Uhr geht ein Notruf bei Feuerwehr und Polizei ein. Schwerer Verkehrsunfall in Berlin-Mitte Ecke Invalidenstraße und Ackerstraße. Vor Ort bietet sich den Helfern ein grausames Bild: Reifen liegen am Boden, schwarze Metallteile sind kaum mehr als das Wrack eines Geländewagens zu erkennen. Leblose Körper liegen auf dem Fußgängerweg und auf einer Brachfläche. Panische Schreie sind zu hören.
Es ist zuvor ein lauer Sommerabend in Berlin. Das Viertel ist voller Menschen, sie sitzen in den Cafes auf der Straße, gehen in den nahen Geschäften ein und aus. Auch Björn Möller läuft im Moment des Unfalls über die Invalidenstraße – er ist nur wenige Meter vom Ort des Schreckens entfernt. "Es war ein Knall, als wenn eine Bombe explodiert", erinnert er sich. Er sieht, wie der Geländewagen mit hoher Geschwindigkeit gegen die Ampel kracht und in die Luft saust. "Dann ist er zehn Meter weit auf die Menschen geflogen. Ein tonnenschwerer Geländewagen – einfach durch die Luft gewirbelt."
Am Tag nach dem Crash ist er wieder am Unfallort. Er schüttelt den Kopf, als er den zerstörten Bauzaun sieht. Blickt auf das Loch im Boden, wo früher einmal die Ampel stand. "Hier wird immer wieder gerast", sagt er noch. So auch am Freitagabend?
Die Ursache sei weiter unklar, sagte ein Polizeisprecher am Samstagmorgen. Aktuell werden die Ergebnisse der Spurensicherung sowie die Aussagen der Zeugen ausgewertet. Die Beamten gehen nach wie vor von einem Unfall aus: "Es gibt weiterhin keine Hinweise auf eine vorsätzliche Tat", sagte der Sprecher. Bis in die Nacht waren Experten der Verkehrspolizei vor Ort, um Spuren des Unfalls zu sichern.
"Es gibt ja nicht einmal Bremsspuren"
Mehrere Augenzeugen berichten allerdings, dass der Fahrer des Geländewagens, ein 42 Jahre alter Mann, viel zu schnell unterwegs gewesen sein soll. "Der hatte mindestens 80 Kilometer pro Stunde drauf", sagt ein Anwohner. Zudem soll der SUV auf die Gegenfahrbahn ausgeschert sein, um Autos zu überholen, die an einer roten Ampel standen. Auch das will die Polizei nicht bestätigen. "Was hat der Fahrer sich nur dabei gedacht?", fragt sich auch Björn Möller. "Es gibt ja nicht einmal Bremsspuren."
Die Bilder von dem Unfall bekommt er nicht mehr aus dem Kopf. Er deutet auf einen roten Fleck auf dem Fußgängerweg. "Hier hat einer gelegen." Nach dem Unfall sei er direkt zu den Opfern gelaufen und habe verzweifelt nach Hilfe gerufen. Zwei Ärzte seien unter den Passanten gewesen. Sie versuchten ihr Möglichstes.
"Wir haben vier schwerstverletzte Menschen auf dem Gehweg vorgefunden, bei denen sofort Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet werden mussten", schildert ein Sprecher der Berliner Feuerwehr die Szenerie. Die Notärzte haben nur teilweise Erfolg. Zwei Männer (28 und 29) und eine Frau (64) sterben. Eine Frau überlebt, nahezu unverletzt, doch eines ihrer Kinder (3) stirbt. Der Fahrer des Wagens kommt mit Kopfverletzungen ins Krankenhaus, ebenso zwei weitere Menschen, die mit ihm im Auto gesessen haben, darunter ein sechsjähriges Mädchen.
Es wird geprüft, ob ein gesundheitliches Problem des Fahrers für den Unfall verantwortlich sein könnte. "Eine Blutentnahme wurde durchgeführt", heißt es von der Polizei.
Nico Müller hat seinen Frisörladen nahe der Straßenecke. Schon vor zwei Jahren habe es dort einen schweren Unfall gegeben, sagt er, ein Auto sei in einen Laden gefahren. Eine Tempo-30-Zone sei dringend nötig. Die Tram, die Autos, Fahrräder, Tretroller – "Das ist zuviel für diese Straße."
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Der Unfall wird die Menschen im Viertel noch lange begleiten. Die Vereine FUSS, Changing Cities und Verkehrsclub Deutschland rufen für den Samstagabend zu einer Mahnwache an der Unfallstelle auf. Sie forderten weniger Autos und sowie strengere Geschwindigkeitsbegrenzungen. "Jeder Stundenkilometer mehr ist eine zusätzliche Gefahr – und mit überschweren SUVs noch mehr als mit kleineren Fahrzeugen."
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa