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Bremervörde: Aktive Suche nach vermisstem Adrian (6) beendet


Suche in Niedersachsen geht weiter
Vermisster Arian (6): Aktive Suche beendet

Von dpa, pb, lw

Aktualisiert am 29.04.2024Lesedauer: 3 Min.
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Ein massives Aufgebot von Rettungskräften durchkämmte am Sonntag auf der Suche nach Arian die Felder rund um Bremervörde – ohne Erfolg. Wie es nun weitergeht.

Eine Woche nach dem Verschwinden des sechsjährigen Arian aus Bremervörde im Norden Niedersachsens geben die Einsatzkräfte die Hoffnung nicht auf. "Wir haben jetzt auch übers Wochenende wieder einige Fußspuren gefunden", sagte ein Sprecher der Polizei am Montagmorgen. Die Fußabdrücke könnten von dem Jungen stammen. Die Ermittler verfolgten die Spuren mit Hunden – zunächst aber ohne Erfolg. "Alle Informationen nehmen wir ernst", betonte der Sprecher. "Wir betreiben hier extrem viel Aufwand."

Die Ermittler stellten am Montag jedoch ihre Suchstrategie um. Die Polizei wird dem Sprecher zufolge nicht mehr flächendeckend, sondern "anlassbezogen" suchen, etwa wenn es neue Hinweise oder "Ideen" gebe. Die Einsatzkräfte vom Wochenende seien abgerückt, am Montag erhielten die Ermittler Unterstützung von zwei Hundertschaften der niedersächsischen Bereitschaftspolizei. Die Bundeswehr sei nicht mehr im Einsatz.

"Aufgeben ist für uns noch keine Option", sagte eine Sprecherin der Polizei. "Wir suchen weiter, Tag und Nacht." Am Abend teilten die Behörden dann mit, die aktive Suche am Dienstag einzustellen zu wollen.

Arian war am Montagabend vor einer Woche aus dem Haus seiner Eltern im Bremervörder Ortsteil Elm verschwunden. Er war nur leicht bekleidet, seitdem sind sieben teilweise kalte Nächte vergangen. Der Sechsjährige ist Autist, er reagiert einer Expertin zufolge wahrscheinlich nicht auf Rufe. Eine Überwachungskamera hatte am Montagabend vergangener Woche aufgezeichnet, wie der Junge nach seinem Verschwinden in einen benachbarten Wald lief.

"Große Suchmaßnahme"

Seit vergangenen Montag haben bereits hunderte Polizeibeamte, Soldaten, Feuerwehrleute, Mitarbeitende des Technischen Hilfswerks und weitere Organisationen sowie viele Privatleute nach Arian gesucht. Bei dem bislang größten Sucheinsatz am Sonntag bildeten 800 Helfer eine Kette und durchkämmten ein rund 15 Quadratkilometer großes Gebiet südlich von Kranenburg. Zudem wurde aus der Luft mit Drohnen und zu Wasser mit Booten und Hunden auf dem Fluss Oste gesucht. Insgesamt beteiligten sich am Sonntag rund 1.200 Helfer an der Suche.

"Eine derart große Suchmaßnahme habe ich zuvor noch nicht geleitet", sagte Jörg Wesemann, Gesamteinsatzleiter der Polizei Rotenburg.

Neben der Absuche von Waldstücke, Feldern, Grundstücken und Gewässern hatten die Einsatzkräfte unter anderem mit Scheinwerfern Lichtkegel in den Himmel projiziert und Kinderlieder abgespielt, um Arians Aufmerksamkeit zu erregen. Auf Anregung der Eltern setzten Helfer zudem bereits Luftballons und Süßigkeiten ein, um den Sechsjährigen aus möglichen Verstecken herauszulocken – allerdings erfolglos.

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Eltern danken Helfern für die tagelange Suche

Vor dem Wochenende hatten Arians Eltern über die Facebook-Seite der Polizei einen Appell an die Helfer gerichtet, in dem sie erklärten, wie Arian geholfen werden könne. "Wir glauben, dass Arian sich auf den Weg gemacht hat, um ein großes Abenteuer zu erleben", hieß es darin. Er könnte sich demnach nicht nur in Elm, sondern auch in die umliegenden Gemeinden bewegt und dort versteckt haben. Sie dankten allen für die Hilfe bei der Suche.

Der Rückhalt im Dorf sei groß, berichtete eine Mutter, die am Sonntag zusammen mit ihrem Sohn ein selbst gemaltes Bild am Eingang zum Lagezentrum im Feuerwehrhaus des Ortes anbrachte. "Das sind Glückskleeblätter für Arian, dass er zurückkommt", sagte sie. Die Bilder seien in einer Aktion des Kindergartens entstanden.

"Alle hoffen, dass Arian zurückkommt und er sich halt irgendwo versteckt", sagte die Frau. "Wenn man mit dem Fahrrad, wenn man mit dem Auto unterwegs ist – man guckt immer links und rechts und hofft, dass er irgendwo läuft", sagte sie. "Alle wollen mithelfen und suchen. Aber wir sollen ja nicht, weil hier genug Einsatzkräfte vor Ort sind, die wirklich ihr Bestes geben."

Wurde Arian Opfer eines Verbrechens? Polizei äußert sich

Ergotherapeutin Jutta Berthold, die Einsatzkräfte berät, sagte, es könne sein, dass Arian als Autist anders als Altersgenossen keine Angst vor dem dunklen Wald habe. Auf Zurufe werde er wahrscheinlich nicht reagieren. Den Einsatzkräften riet sie, Arian nicht anzufassen, sollten sie ihn finden. Autisten könnten Berührungen von Fremden als unangenehm oder schmerzhaft empfinden, sagte sie.

Wer hat Arian gesehen?

Hinweise nimmt die Polizei unter 04761/7489-135 oder -144 entgegen.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) dankte den ehrenamtlichen Helfern, den Einsatzkräften, die oft auch nach Dienstschluss in ihrer Freizeit weiter suchten sowie den Arbeitgebern für die Freistellung ihrer Beschäftigten. Dies sei ein "eindrucksvolles Beispiel für Mitgefühl und Zusammenhalt". Weil äußerte seine Hoffnung, dass Arian "jetzt schnell und hoffentlich lebend gefunden wird".

Der Polizeisprecher sagte, es gebe weiter keine Hinweise auf einen Kriminalfall. Einen etwaigen Wolfsangriff schloss der Sprecher aus. Ein Wolfsberater des Landkreises Rotenburg hält das ebenfalls für unwahrscheinlich. Wolfgang Albrecht sagte, Gefahr bestehe nur in Sonderfällen, etwa wenn ein Wolf sich angegriffen fühle.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit dem Lagedienst der Polizei Rotenburg
  • presseportal.de: Pressemitteilung der Polizeiinspektion Rotenburg, 28.04.2024
  • Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
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