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Gil-Ofarim-Prozess: So lief das überraschende Geständnis des Sängers ab


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Paukenschlag im Ofarim-Prozess
Er küsst den Davidstern, dann gesteht er


Aktualisiert am 28.11.2023Lesedauer: 3 Min.
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Gil Ofarim im Gerichtssaal: Der Sänger hat sich den Antisemitismus-Vorwurf ausgedacht. (Quelle: IMAGO/ArcheoPix)
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Erst eine quälend lange Verzögerung, dann ein Geständnis aus dem Nichts. Der Ofarim-Prozess endet mit einem Paukenschlag – und einem denkwürdigen Statement.

Im entscheidenden Moment spielt die Technik wieder nicht mit. Am sechsten Verhandlungstag im Prozess gegen Gil Ofarim hat der Richter gerade angekündigt, dass der Angeklagte aussagen möchte und ihm dafür das Wort erteilt. Gebannt warten alle im Saal 115 des Leipziger Landgerichts darauf, was der Sänger zu sagen hat. Aber das Mikrofon funktioniert nicht, wie schon so oft im Prozess.

Nach einigen endlos wirkenden Augenblicken ist das Problem behoben. Bevor er spricht, küsst Ofarim noch den Davidstern, der an einer Kette um seinen Hals hängt. Dann sagt er den Satz, der binnen Minuten bundesweit über alle Nachrichtenseiten verbreitet wird: "Die Vorwürfe treffen zu." Es wirkt, als würde er mit den Tränen kämpfen. Knapp bittet er den Hotelmanager, dem er Antisemitismus vorgeworfen hatte, um Entschuldigung. Mehr sagt Ofarim nicht.

Es ist eine sensationelle Wende, mit der kaum jemand der anwesenden Journalisten und Zuschauer an diesem Tag gerechnet haben dürfte. Und sie kommt zu einem Zeitpunkt, als die meisten eher mit Müdigkeit kämpfen als mit der Anspannung vor einem wichtigen Moment.

Zuschauer schlafen, Journalisten gehen

Denn der Prozesstag in Leipzig beginnt quälend langsam. Um kurz nach 9 Uhr, dem eigentlichen Verhandlungsbeginn, betritt Ofarim mit seinen vier Anwälten den Gerichtssaal und lässt sich, wie jeden Tag, geduldig von den Pressefotografen ablichten. Kurz danach verlassen sie den Saal aber wieder. Journalisten sehen sich fragend an. Auch der Anwalt der Nebenklage verlässt den Saal.

Fast zweieinhalb Stunden lang passiert im Saal nichts. Fotografen sitzen auf Tischen und warten darauf, etwas fotografieren zu können. Die Staatsanwältin scrollt gedankenverloren auf ihrem Handy. Eine Reporterin tippt Beschreibungen der Inneneinrichtung des Gerichtssaals in ihren Liveticker. Eine Zuschauerin hat sich in ihrem Stuhl zurückgelehnt, sich mit ihrer pinken Jacke zugedeckt und macht ein Nickerchen. Einige Journalisten verlassen das Gericht sogar. Zu oft hatte es in diesem Verfahren bereits lange, unangekündigte Unterbrechungen gegeben, als dass diese nun auf den folgenden Paukenschlag hindeuten würde.

"Wir haben da mal was vorbereitet"

Als Ofarim dann gesteht, geht kein Raunen durch den Saal, wie man es sich vielleicht vorstellen würde. Zu hören ist nur das hektische Tippen auf den Laptoptastaturen der versammelten Presse. Die Müdigkeit ist weg, das Adrenalin hat übernommen. Von 0 auf 100.

Für die Öffentlichkeit kommt Ofarims Geständnis wie aus dem Nichts, für das Gericht nicht. Der Vorsitzende Richter Andreas Stadler ist kurz danach schon wieder zu Scherzen aufgelegt. "Wie heißt es so schön bei Kochsendungen im TV: Wir haben da mal was vorbereitet", sagt er. Im Pressebereich vor dem Gerichtssaal liegen schon Ausdrucke einer Pressemitteilung zur Einstellung des Verfahrens bereit.

"Eines bleibt, wie es war"

In seinem Schlusswort sagt Richter Stadler, dass es in diesem Verfahren durchaus Gewinner gebe. Erstens die Gesellschaft, denn sie habe die Wahrheit erfahren. Zweitens den Hotelmanager, denn er habe durch das Geständnis und die Entschuldigung Ofarims volle Rehabilitierung erhalten. Und drittens Ofarim selbst, denn er habe sich zu dem Geständnis durchgerungen und damit die Voraussetzung geschaffen, auch seinen Ruf wiederherzustellen.

Der Richter beendet den denkwürdigen Prozess gegen Gil Ofarim mit einem politischen Statement, das nachhallt. "Eines bleibt, wie es war: Antisemitismus ist eine Tatsache. Der Kampf dagegen ist eine Aufgabe. Die Sitzung ist geschlossen."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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