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Schlagstöcke und Reizgas: Geheimbericht zu Polizeigewalt in Lützerath öffentlich


Ausschreitungen bei Räumung
Das steht im Geheimbericht zum Polizeieinsatz in Lützerath

Von t-online, mm, dm

16.01.2023Lesedauer: 2 Min.
Polizisten halten Klimaaktivisten bei Lützerath in Schach.Vergrößern des Bildes
Polizisten halten Klimaaktivisten bei Lützerath in Schach. (Quelle: Thilo Schmuelgen/reuters)
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Mit dem Abzug der letzten Aktivisten ist die Räumung von Lützerath am Montag beendet worden. Ein Polizeibericht zeigt, wie hart es bei dem Einsatz zuging.

Nach der Räumung des Braunkohledorfs Lützerath reißt die Diskussion um das Vorgehen der Polizei nicht ab. Insbesondere nach der Demonstration am Samstag kam es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Aktivisten und Sicherheitskräften. Aufschluss könnte nun ein als "VS", Verschlusssache, eingestufter interner Polizeibericht bringen. Er lag der "Rheinischen Post" (RP) am Montag vor.

Demzufolge gerieten die Demonstranten und die Einsatzkräfte der Polizei schon früh aneinander. Um 11.40 Uhr bemerkten die Beamten in weißen Anzügen gekleidete Personen, die Farbbeutel an Teilnehmer verteilten. Als Einsatzkräfte hinzugezogen wurden, flogen Steine. Dabei wurde eine Polizistin verletzt und musste in der Augenklinik der Universitätsklinik Düsseldorf behandelt werden, so der Bericht laut "RP".

Wenige Minuten später wurden 30 bis 50 teilweise vermummte Personen dokumentiert, die sich dem Aktivistencamp in Keyenberg näherten, dem Ort neben Lützerath. Die Polizei teilte die Aktivisten "je nach Gefährlichkeit in Kategorien" ein, manche erhielten die Kategorie "Gelb", andere "Rot". Letztere Kennzeichnung erhielten offenbar Aktivisten, auf die die Polizei besonderes Augenmerk richten wollte.

"Der Polizeiführer gibt den Schlagstockeinsatz frei"

Im Laufe des Tages wendete die Polizei laut des internen Protokolls mehrfach "'einfache körperliche Gewalt' (schieben/drücken)" gegen die Aktivisten an, aber auch "Schlagstöcke, Reizgas und den Wasserwerfer" kamen demnach gegen die "Störer" zum Einsatz.

Erstmals durfte die Polizei dann gegen Nachmittag offiziell Schlagstöcke einsetzen, heißt es in dem Papier: "14.11 Uhr: Der Polizeiführer gibt den offensiven Schlagstockeinsatz für einen Einsatzabschnitt frei." In diesem Bereich befanden sich laut polizeilichen Schätzungen rund 500 der als "Störer" bezeichneten Aktivisten, darunter 200 der Kategorie "Rot".

"Die Lage verschärft sich"

Trotz des harten Durchgreifens war die Polizei anscheinend nicht immer in Kontrolle der Situation: Um 14.23 Uhr gelang hunderten Aktivisten der Durchbruch in Richtung Lützerath, so der Bericht. Die Einsatzkräfte mussten daraufhin ihre "vorkonzeptionierte Linie" aufgeben und sich in Richtung des Zauns um Lützerath neu gruppieren.

"Die Lage verschärft sich", schrieben die Beamten ins Protokoll; dann um 15.50 Uhr eine weitere Eskalation: Weil sich Aktivisten in der Nähe der Abbruchkante des Tagebaus befanden, setzt die Polizei erstmals Wasserwerfer ein. Bis 18 Uhr wurden weiterhin "einfache Gewalt" sowie Reizgas, Schlagstücke und Wasserwerfer gegen rund 1.000 Personen eingesetzt. Auch die "Sichtung" der Klimaaktivistinnen Luisa Neubauer und Greta Thunberg war der Polizei offenbar eine Erwähnung in ihrem Lagebericht wert.

Gegen Abend ein kurzer Schock: Durch einen Hinweis der Versammlungsleiterin erfuhren die Beamten von einer "nicht weiblichen Person", die nicht ansprechbar gewesen sei. Entgegen der ersten Vermutung befand sich die Person jedoch nicht in Lebensgefahr, heißt es in dem Protokoll. Es habe sich "höchstwahrscheinlich um eine leichte Gehirnerschütterung" gehandelt.

Verwendete Quellen
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