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Nach Papst-Beerdigung: Was passiert bis zum Konklave?


Die Stunde der Strippenzieher schlägt
Der lange Weg zum Konklave


27.04.2025 - 15:00 UhrLesedauer: 4 Min.
Kardinäle bei der Trauermesse für Papst Franziskus in Rom: Die Zeit bis zum Konklave ist für sie von Generalkongregationen und inoffiziellen Treffen geprägt.Vergrößern des Bildes
Kardinäle bei der Trauermesse für Papst Franziskus: Die Zeit bis zum Konklave ist für sie von Generalkongregationen und inoffiziellen Treffen geprägt. (Quelle: Jakub Porzycki/imago-images-bilder)
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Noch herrscht in Rom eine Phase der Besinnung und Trauer – doch schon bald beginnt der Ernst. Das Taktieren um das Konklave nimmt seinen Lauf.

Einen Tag nach der feierlichen Beisetzung von Papst Franziskus hat im Vatikan die neuntägige Trauerzeit begonnen, die sogenannte Novendiales. In dieser Phase wird im Petersdom täglich eine Gedächtnismesse für den verstorbenen Pontifex abgehalten. Alle Gläubigen sind eingeladen, an den Gottesdiensten teilzunehmen.

Doch kaum ist der letzte Weihrauch über dem Grab von Papst Franziskus verflogen, ruft der Dekan des Kardinalskollegiums die Kirchenmänner aus allen Ecken der Welt zusammen. Gemeinsam sollen sie nicht nur Abschied nehmen, sondern auch den Grundstein für die Zukunft der katholischen Kirche legen.

Kardinaldekan leitet tägliche Generalkongregationen

In täglichen Generalkongregationen beraten die Kardinäle darüber, wann das Konklave beginnen soll. Die Gesamtheit der versammelten Kardinäle legt schließlich den genauen Startzeitpunkt des Konklaves fest. Traditionell fällt der Startschuss fünfzehn bis spätestens zwanzig Tage nach dem Tod des Papstes. Ein schnellerer Beginn ist nur möglich, wenn alle wahlberechtigten Kardinäle rechtzeitig in Rom eintreffen.

Federführend in dieser Zeit ist der Kardinaldekan. Dieses Amt hält aktuell Kardinal Giovanni Battista Re inne – das höchste Amt im Vatikan nach dem Papst und dem Staatssekretär.

In den Generalkongregationen besprechen die Kardinäle unter seiner Leitung, wie die Wahl ablaufen soll und welche Themen im Konklave wichtig werden.

Kardinäle machen sich ein Bild voneinander

Der katholische Ordenspriester Paulus Terwitte erklärte im Gespräch mit t-online, was bei den Generalkongregationen vor sich geht. "Es sind tägliche Treffen, bei denen die aktuelle Lage der Weltkirche diskutiert wird. Hier haben die Kardinäle erstmals Gelegenheit, einander wirklich kennenzulernen."

Beim Kaffeetrinken, beim informellen Austausch gewinne man ein Bild voneinander: Wer hat Führungsstärke? Wer kann Brücken bauen? "Und dann müssen alle die Biografien lesen, die der Vatikan zur Verfügung stellt."

Doch es gebe Fallstricke, betont Terwitte. "Natürlich wurde jeder Kardinal vor seiner Ernennung sorgfältig geprüft." Trotzdem käme es immer wieder zu Überraschungen – auch zu negativen. "Selbst Nachfragen in den Heimatländern helfen oft wenig." Jeder müsse sich selbst ein Bild von seinen Kollegen machen und dabei auf "den Heiligen Geist vertrauen".

Papstkandidaten geben sich zu erkennen

In dieser Zeit bringen sich aber auch mögliche Papstkandidaten in Stellung. Vatikanexperte Andreas Englisch erzählte im Interview mit t-online, dass die Kardinäle die Treffen dazu nutzen, um Reden zu halten. "Die, die Papst werden wollen, halten auf jeden Fall eine Rede und machen ihre Ambitionen sehr deutlich. Erklären, was für eine Kirche sie wollen und welche sie nicht wollen." Andere würden es hingegen bevorzugen, sich von Kollegen ins Spiel bringen zu lassen. "Und dann gibt's die, die deutlich sagen: Ich will nicht."

Im Anschluss beginnt der wichtigste Teil – das persönliche Gespräch. Untereinander tauschen sich die Kardinäle aus, beobachten genau, wer welche Haltung vertritt und wie sich die Stimmung entwickelt

Überzeugungsarbeit in inoffizielle Zirkeln

Während es in den offiziellen Generalkongregationen darum geht, ein Profil eines neuen Papstes zu entwickeln, gibt es auch inoffizielle Zirkel der Kardinäle. Bei diesen Treffen nenne man konkrete Namen, berichtete Jürgen Erbacher, Leiter der ZDF-Kirchenredaktion.

"Man überlegt sich durchaus: Wie könnte man andere Kardinäle davon überzeugen, dass unser Kandidat genau der Richtige ist." Man dürfe nicht feilschen oder jemandem Ämter versprechen, darauf stünde die Exkommunikation. Aber: "Man versucht die anderen zu überzeugen, dass der eigene Kandidat auch die Interessen anderer gut vertreten wird."

Video | Der Camerlengo versiegelt die päpstlichen Gemächer
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Quelle: reuters

Dienstältester Kardinalbischof leitet das Konklave

Wenn die Generalkongregationen beendet sind, beginnt am festgelegten Datum das Konklave. Normalerweise übernimmt der Dekan des Kardinalskollegiums die Leitung. Doch der aktuelle Kardinaldekan Giovanni Battista Re ist mit 91 Jahren zu alt für diese Aufgabe. Nur Kardinäle unter 80 sind beim Konklave zugelassen.

Auch der Vizedekan Leonardo Sandri (81) ist aufgrund seines Alters vom kommenden Konklave ausgeschlossen. In diesem Fall koordiniert der dienstälteste Kardinalbischof unter den Wahlberechtigten die Papstwahl.

Nur 13 der Kardinäle des aktuellen Kardinalskollegiums sind Kardinalbischöfe. Es ist die höchste Stufe in der Ehrenrangfolge – gefolgt von Kardinalpriestern und Kardinaldiakonen.

Der dienstälteste Kardinalbischof ist derzeit Pietro Parolin – vatikanischer Staatssekretär und damit die Nummer 2 in der Kirchenhierarchie. In Abwesenheit des Papstes ist er der ranghöchste Geistliche. Parolin gilt gleichzeitig als einer der Favoriten auf den Papstthron.

Zeit der Sedisvakanz

Bis die Kardinäle einen neuen Papst gewählt haben, befindet sich die katholische Kirche in der Zeit der Sedisvakanz. Der Stuhl Petri steht leer. In dieser Phase ruhen alle Entscheidungen von weltkirchlicher Tragweite.

Zwar übernehmen die Kardinäle die Verwaltung der Kirche, doch keine Gesetze dürfen geändert, keine großen Weichen gestellt werden. Entscheidungen, die dem Papst vorbehalten sind, dürfen die Kardinäle nicht treffen. Auch die Regeln zur Papstwahl dürfen nicht verändert werden. Alles bleibt eingefroren – bis ein neuer Papst gewählt ist.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit dem katholischen Ordenspriester Paulus Terwitte
Transparenzhinweis

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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