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Was geschieht nach dem Tod des Papstes? Von Sedisvakanz zum Konklave


Von Sedisvakanz zum Konklave
Die uralte Choreografie des Papstwechsels


Aktualisiert am 27.04.2025 - 12:25 UhrLesedauer: 5 Min.
Petersplatz in Rom: Kardinäle bei der Totenmesse für Papst Franziskus: Nach seiner Beisetzung wählen sie den nächsten Pontifex.Vergrößern des Bildes
Kardinäle bei der Totenmesse für Papst Franziskus: Nach seiner Beisetzung wählen sie den nächsten Pontifex. (Quelle: Jakub Porzycki/imago-images-bilder)
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Was passiert nach dem Tod eines Papstes? Der Camerlengo zerstört den Fischerring, die Tore der Sixtinischen Kapelle schließen sich – dann beginnt ein streng geheimer Prozess, der seit Jahrhunderten unverändert ist.

Papst Franziskus ist nach mehr als zwölf Jahren auf dem Stuhl Petri am Ostermontag im Alter von 88 Jahren gestorben. Was nach dem Tod des Oberhaupts der katholischen Kirche geschieht, diktieren jahrhundertealte Traditionen und Rituale.

Wie wird der Tod des Papstes festgestellt?

Der Kardinalkämmerer der Heiligen Römischen Kirche, der sogenannte Camerlengo, bestätigt den Tod des Papstes – eine Autopsie gibt es nicht. Noch kein Papst wurde nach seinem Tod obduziert.

Früher prüfte der Camerlengo den Tod eines Papstes mit einem Hammer. Er klopfte dem Verstorbenen mit einem elfenbeinernen, goldenen oder silbernen kleinen Hammer auf die Stirn, sprach ihn mit seinem Taufnamen an und fragte ihn auf Lateinisch: "Schläfst du?" Nach zweimaliger Wiederholung stellte der Camerlengo fest: "Vere, sanctus pater mortuus est" ("Wahrhaftig, der Heilige Vater ist tot").

Video | Papst Franziskus im Petersdom aufgebahrt
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Quelle: t-online

Diese Praxis wurde jedoch im 20. Jahrhundert abgeschafft. Zuletzt soll sie bei Papst Leo XIII. (†1903) angewandt worden sein. Heute bestätigt der Camerlengo den Tod nach ärztlichem Befund, nimmt dem Verstorbenen den Fischerring ab, zerstört ihn später in einer feierlichen Zeremonie vor den versammelten Kardinälen. Auch das Bleisiegel wird zerstört, um Dokumentenfälschungen zu verhindern. Zudem versiegelt er die Arbeitsräume und Privatgemächer des Papstes.

Damit ist amtlich bestätigt, dass der Heilige Stuhl unbesetzt ist, die sogenannte Sedisvakanz beginnt.

Wann und wo findet die Beerdigung des Papstes statt?

Nach dem Tod eines Papstes beginnt die neuntägige Trauerzeit, die Novemdiales. Während dieser Zeit werden täglich feierliche Messen und Gebete abgehalten, an denen Gläubige und Würdenträger aus aller Welt teilnehmen.

Die Beisetzung des verstorbenen Pontifex erfolgt zwischen dem vierten und sechsten Tag nach seinem Tod. Traditionell werden die Päpste in den Grotten unter dem Petersdom beigesetzt. Johannes Paul II. wurde 2005 unter großer Anteilnahme der Weltöffentlichkeit dort beerdigt, bevor sein Grab 2011 in eine Seitenkapelle im Petersdom verlegt wurde. Sein Vorgänger, Johannes Paul I., ruht ebenfalls in den Vatikanischen Grotten – ebenso wie Pius XII. (†1958) und Paul VI. (†1978).

Allerdings hat Papst Franziskus verfügt, dass er in der Basilika Santa Maria Maggiore beerdigt wird – seiner Lieblingskirche voller historischer Geheimnisse und Artefakte. Zudem soll er in einem einfachen Holzsarg ruhen, um die Demut des Amtes zu unterstreichen. (Mehr über die Details und Besonderheiten des Sargs von Papst Franziskus lesen Sie hier.)

Bis zur Wahl eines Nachfolgers bleiben die Privatgemächer des verstorbenen Papstes unbewohnt und versiegelt. Erst mit dem Amtsantritt des neuen Kirchenoberhaupts wird der Apostolische Palast wieder bezogen.

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Welche Rolle spielt der Camerlengo?

Für wenige Tage steigt der Camerlengo, zu Deutsch Kämmerer, in dieser Zeit zu einem der mächtigsten Männer im Vatikan auf. Denn mit dem Tod des Papstes treten alle Leiter der Vatikanbehörden geschlossen zurück.

Bis zur Wahl des Nachfolgers übernimmt der Camerlengo die Verwaltung der Kirche und der päpstlichen Paläste. Während der sogenannten Sedisvakanz, der Zeit ohne Papst, trägt er die Verantwortung für die Verwaltung des Kirchenvermögens und übernimmt zentrale Aufgaben des Heiligen Stuhls – bis ein neuer Papst gewählt ist.

Er ist zudem für die Vorbereitung der Papst-Bestattung und die Organisation der Trauerfeierlichkeiten zuständig. Aktuell hat Kardinal Kevin Farrell dieses Amt inne.

Wie läuft das Konklave ab?

Die Wahl des neuen Pontifex erfolgt im Konklave (lat. cum clave – "mit Schlüssel"), das unter strengem Ausschluss der Öffentlichkeit abgehalten wird. Die wahlberechtigten Kardinäle – jene unter 80 Jahren – versammeln sich frühestens 15, spätestens 20 Tage nach dem Tod des Papstes in der Sixtinischen Kapelle. Dort beginnt das Konklave, das von der Außenwelt abgeschottet ist: Handys, Kameras und Mikrofone sind verboten, Verstöße gegen die Geheimhaltung werden mit Exkommunikation bestraft. Vor Beginn durchsuchen Techniker den Raum nach Wanzen, um jegliches Abhören zu verhindern.

Kandidatenreden oder Gegenreden sind nicht erlaubt. Jeder wahlberechtigte Kardinal erhält einen Stimmzettel mit der lateinischen Aufschrift: "Eligo in Summum Pontificem" ("Zum Papst wähle ich"). Nach Eintrag des Namens wird der Zettel gefaltet, auf einen Hostienteller gelegt und dann in einen Kelch geworfen – eine Maßnahme, um Mehrfachabstimmungen zu verhindern.

Wie viele Wahldurchgänge sind erlaubt?

Sobald alle Stimmen abgegeben sind, beginnt die Auszählung: Die Namen werden laut vorgelesen. Ein Wahlhelfer durchsticht die Zettel mit einer Nadel und reiht sie auf eine Schnur. So wird sichergestellt, dass kein Stimmzettel verloren geht.

Jeden Tag sind bis zu vier Wahlgänge erlaubt. Ein Kandidat benötigt eine Zweidrittelmehrheit, um gewählt zu werden. Falls nach 30 Wahlgängen noch kein Ergebnis vorliegt, können die Kardinäle entscheiden, ob eine Stichwahl zwischen zwei Kandidaten stattfindet oder ob eine absolute Mehrheit ausreicht.

Die Dauer eines Konklaves variiert stark: 2005 wurde Benedikt XVI. in nur zwei Tagen und vier Wahlgängen gewählt. 2013 brauchte Franziskus ebenfalls nur zwei Tage. Ganz anders 1740: Das längste Konklave der Neuzeit dauerte 181 Tage. Das kürzeste Konklave fand 1503 statt – nach nur ein paar Stunden stand der neue Papst fest.

Steht nach einem Wahlgang noch kein neuer Papst fest, werden die Wahlzettel im Kanonenofen der Sixtinischen Kapelle verbrannt. Ein Rohr leitet den Rauch nach außen – die einzige Verbindung zur Welt. Schwarzer Rauch (durch Zugabe von Pech) bedeutet, dass noch kein Papst gewählt ist. Weißer Rauch verkündet die Wahl eines neuen Papstes.

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Wie wird der neue Papst in das Amt eingeführt?

Sobald ein Kardinal die erforderliche Mehrheit im Konklave erreicht, beginnt eine jahrhundertealte Zeremonie, um den neuen Papst der Welt zu verkünden.

Der gewählte Kardinal wird gefragt: "Acceptasne electionem de te canonice factam in Summum Pontificem?" ("Nimmst du deine kanonische Wahl zum Papst an?"). Sobald er zustimmt, wählt er einen Papstnamen, oft in Anlehnung an einen Vorgänger oder Heiligen. Joseph Ratzinger entschied sich 2005 für den Namen Benedikt XVI., während Jorge Mario Bergoglio 2013 als erster Papst überhaupt den Namen Franziskus wählte.

Nun zieht der neue Papst zum ersten Mal seine weißen Gewänder an – bereitgelegt in drei Größen. Anschließend begibt er sich zur Loggia des Petersdoms, wo ihn die jubelnde Menge erwartet. Der Kardinalprotodiakon verkündet mit den berühmten Worten: "Annuntio vobis gaudium magnum – habemus Papam!" ("Ich verkünde euch eine große Freude – wir haben einen Papst!")

Der neue Pontifex tritt auf den Balkon und erteilt der Stadt Rom und der ganzen Welt den ersten "Urbi et Orbi"-Segen.

Innerhalb weniger Tage folgt die feierliche Papstmesse auf dem Petersplatz, bei der der neue Kirchenführer offiziell in sein Amt eingeführt wird. Ein bedeutendes Symbol ist die Übergabe des Palliums, eines geweihten Schulterbands, das die Verbindung zum Apostel Petrus symbolisiert.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit dem katholischen Ordenspriester Paulus Terwitte
  • Hubert Wolf: Konklave. Die Geheimnisse der Papstwahl, 2. Auflage, München 2017

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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