Mallorca: So verbreitet sind Kakerlaken auf der Urlaubsinsel

Während man sie in Deutschland eher selten zu Gesicht bekommt, sind Kakerlaken auf Mallorca weiter verbreitet. Ein Vor-Ort-Bericht.

In Deutschland bleiben wir von den kleinen Krabbeltieren verschont, im Mallorca-Urlaub eher selten. Die Rede ist von Kakerlaken. Wer derzeit auf der Insel einen Abend- oder Nachtspaziergang in der Stadt macht, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit eine erblicken. Gefühlt gebe es gerade mehr als je zuvor, sagt Alberto Chordá, Chef der Kammerjäger des Privatunternehmens Lokimica. "Die Klimaerwärmung trägt dazu bei, dass die Kakerlakensaison auf Mallorca immer länger wird. Im Juli krabbeln in der Regel die meisten von ihnen umher."

• Kakerlaken auf Mallorca: Ekelig oder auch gefährlich?

"Je schneller und größer sie sind, umso ekliger finde ich sie", sagt die Deutsche Karoline W., die in Palma wohnt. "Wenn ich am Morgen eine sehe, ist für mich der Tag gelaufen. Das macht mich echt fertig." Im Oktober ist die Auswanderin umgezogen.

Jahrelang blieb sie zuvor von den Kakerlaken verschont, in der neuen Wohnung kamen sie wöchentlich zu Besuch. "Ich hatte fast schon überlegt, ob ich wieder umziehe. Meinen Freunden hatte ich spaßeshalber immer erzählt, dass die Kakerlaken der einzige Grund sind, sollte ich jemals wieder von Mallorca nach Deutschland zurückkehren."

Hygiene ist nicht alles

"Auf Mallorca sind hauptsächlich zwei Arten verbreitet", erklärt Experte Chordá. Die deutsche Schabe, die tatsächlich wegen ihres hellen Aussehens so heißt, findet sich in Küchen oder Speisekammern wieder. "Die treffen wir nie auf der Straße oder in der Kanalisation an." In der Gosse fühlt sich das bis zu fünf Zentimeter lange Tierchen wohl. "Sie nistet aber auch in Fahrstuhlschächten oder Zwischenwänden. Die lichtscheue Kakerlake braucht einen dunklen und feuchten Ort." Wer auf Mallorca eine Schabe tagsüber auf der Straße treffe, könne sich sicher sein, dass das Tier bereits vergiftet wurde und nun umherirrt.

Die Hygiene im Haus sei wichtig, aber nicht alles. "Selbst in die sauberste Wohnung kann eine Kakerlake kommen. In dreckigen Räumen ist es aber wahrscheinlicher, dass sie sich einnistet", sagt Chordá. Um den ungewollten Besuch zu verhindern, verriegelte die Deutsche Karoline W. ihre Wohnung quasi hermetisch. "Ich habe jede Rille und jedes Loch mit Bauschaum gefüllt. Vor die Überlauflöcher im Waschbecken habe ich Mückengitter geklebt und den Abfluss blockiere ich ständig mit Stöpseln", sagt sie. Das sei zwar umständlich, helfe aber.

Kakerlaken beißen und stechen nicht

Bei den Mallorca-Urlaubern seien die Kakerlaken derzeit kein Problem. "Wir haben bislang keine Beschwerden gehört", sagt der Hoteliersverband Playa de Palma auf Anfrage. "Hotels, Bars und Restaurants haben ein Hygiene-Protokoll, das im Falle einer Kakerlaken-Sichtung greift", sagt Chordá. Somit werde eine Plage verhindert.

Wer nun eine Schabe bei sich daheim oder im Hotelzimmer entdeckt, sollte sie zuallererst töten. "An dem Mythos, dass sich beim Erschlagen der Kakerlake die Eier verteilen und man dann Tausende Tierchen hat, ist nichts dran", sagt der Experte. Das Eipaket, Ooethek genannt, sei bei der amerikanischen Schabe gut einen Zentimeter groß. "Das würde man nicht übersehen."

Dennoch sei es ratsam, die Stelle zu reinigen und desinfizieren, wo man die Kakerlake erschlagen hat. Die Insekten an sich können Krankheiten übertragen. "Nicht direkt, da sie weder beißen noch stechen. Aber indirekt, wenn sie beispielsweise über Lebensmittel laufen. Salmonellen treten dann meist auf", sagt Chordá.

Wichtiger noch als das Töten der Kakerlake ist die Spurensuche nach dem Ort, über den die Schabe ins Haus gelangt ist. Der sollte verschlossen werden, wie es die Deutsche Karoline W. getan hat. "Denn die Überlauflöcher im Waschbecken sind regelrechte Autobahnen für die Kakerlaken", sagt Chordá.