Stockholm Stellvertretender Bürgermeister wird zur Dragqueen
Rechtspopulismus in Schweden machen Stimmung gegen queere Menschen. Der stellvertretende Bürgermeister Stockholms kontert – mit einer ungewöhnlichen Aktion.
Jan Jönsson (45) ist stellvertretender Bürgermeister der schwedischen Hauptstadt Stockholm. Bei einer Märchenstunde für Kinder, trägt er Lippenstift, ein Kleid und hat eine Perücke auf. Das Kostüm sei Teil einer Kampagne gegen "Intoleranz und Populismus". Jönnson – als Mitglied der Mitte-Rechts-Partei der Liberalen (LIB) – befürwortet die Kampagne und bringt sich mit seinem Auftritt selbst aktiv ein.
Mit der Aktion reagiert der stellvertretende Bürgermeister auf die wiederholte Kritik der rechtspopulistischen Partei Schwedendemokraten (SD) an Drag-Queens, die in Bibliotheken Märchenstunden für Kinder abhalten und Führungen in schwedischen Kulturstätten anbieten.
"Leinwand für Drag-Künstler"
"Ich benutze mich selbst als eine Art Leinwand für Drag-Künstler... um zum Ausdruck zu bringen, dass jeder die Freiheit haben sollte, sich selbst auszudrücken", sagte er der Nachrichtenagentur AFP. "Einige politische Parteien haben versucht, die Freiheiten anderer und insbesondere der Dragqueens einzuschränken", so der Politiker weiter. "Mit meiner Haltung hoffe ich, dass mehr Menschen in der Lage sein werden, zu sagen: 'Okay, jetzt ist es genug. Schweden sollte ein freies Land sein'."
In einer Fernsehdebatte Anfang Mai sagte der Vorsitzende der rechten Schwedendemokraten, Jimmie Akesson, es sei "verrückt", dass das Geld der Steuerzahler für Dragqueen-Stunden verwendet werde. Er wandte sich damit insbesondere gegen eine Drag-Künstlerin, die unter dem Namen "Shameless Winehore" (zu Deutsch: "schamlose Weinhure") bekannt ist, aber bei den Erzählstunden den Namen "Miss Shameless" ("Frau Schamlos") trägt.
"Geschichten sind für Kinder nicht gefährlich"
In einem auf Twitter geposteten Videoclip ist Jönsson mit einer lockigen blonden Perücke, falschen Wimpern, einem himmelblauen Kleid mit roten Blumen und hohen Absätzen zu sehen. Er sitzt vor einem hohen Bücherregal.
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Auf einem Stuhl, umgeben von Kindern, liest Jönsson eine Passage aus "Die Brüder Löwenherz" der berühmten schwedischen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren vor. In dem Buch geht es darum, für seine Überzeugungen einzustehen, auch wenn dies gefährlich sei.
"Geschichten sind für Kinder nicht gefährlich. Und Dragqueens sind es auch nicht. Aber was gefährlich ist – für Kinder und Erwachsene zugleich – sind Populismus und Intoleranz", sagt Jönsson in dem Werbespot für die Kampagne.
Jönsson hatte bereits für eine Kampagne seiner Partei gegen steigende Bandenkriminalität in Schweden geworben. In der Kampagne wird der schlanke Jönsson mit geblümtem Hemd und Blazer als "schlimmster Feind der Banden" bezeichnet.
- france24.com: "In drag, Stockholm's vice mayor fights far-right 'intolerance'"
- Twitteraccount von Jan Jönsson