"Sushi-Terrorismus" in Japan Junge leckt an Tasse – und soll 450.000 Euro zahlen
Sie nennen es Sushi-Terrorismus – und es kostet sie richtig viel Geld. Jetzt wehrt sich eine Lokalkette und will von einem Schüler fast eine halbe Million Euro.
Ein Junge sitzt im Sushi-Restaurant, blickt nach links und nach rechts, dann schlägt er zu: Er leckt erst an einer Flasche mit Sojasoße, dann am Rand einer Tasse, die er anschließend wieder zurück zu den unbenutzten stellt – und schließlich fasst er noch mit seinen Fingern auf einen Sushi-Teller, der am Band an ihm vorbeiläuft.
Videos wie dieses sind in Japan zu einem Trend geworden. Es gibt sogar einen Begriff für solche Clips, die auf das Ekelgefühl der Mitmenschen zielen: Sushi-Terrorismus.
Sushi-Terrorismus: Börsenkurs sackt ein, 100 Millionen Euro weg
Jetzt hat eine große Kette mit insgesamt 600 Lokalen einen Schüler verklagt. Akindo Sushiro Co., Betreiber der Restaurantkette Sushiro, fordert der Nachrichtenagentur Kyodo News zufolge 67 Millionen Yen von dem Jungen, umgerechnet rund 450.000 Euro.
Das Video ging viral. Am 29. Januar wurde es auf Social Media hochgeladen, viele Millionen User sahen es und reagierten laut Akindo Sushiro mit Abscheu. Kunden blieben weg. Der Börsenkurs des Unternehmens gab nach, innerhalb eines Tages wurden so angeblich 100 Millionen Euro Marktkapitalisierung vernichtet.
Kette setzt intelligente Kameras ein
Nachahmer drehten in anderen Sushi-Ketten ähnliche Filmchen, im März wurden die ersten Festnahmen gemeldet. Die Branche reagierte mit teils enormem Aufwand. Einige Unternehmen schalteten vorübergehend die Fließbänder ab, Kura Sushi Inc. trainierte seine Überwachungssoftware: Die bereits zuvor zum Zählen von Tellern installierten Kameras sollen jetzt mittels künstlicher Intelligenz auch "Anschläge" auf die Hygiene erkennen können.
Der verklagte Schüler wehrt sich unterdessen: Er gibt seine Nuckelattacke zwar zu und sagt, es tue ihm leid. Aber dass Akindo Sushiro Geld und Kunden verliere, liege nicht an ihm und seinem Video. Die Verluste seien vielmehr auf die generelle Konkurrenzsituation unter den Sushi-Ketten zurückzuführen.
Außerdem habe er das Video gar nicht aus Terrorgründen aufgenommen. Eigentlich habe er es nur im Freundeskreis teilen wollen. Dass es sich so weit verbreitete, sei nicht seine Schuld.
- kyodonews.net: "Japan sushi chain files damages suit against boy over soy bottle lick"
- cnn.com: "Sushi chain sues high school student who licked soy sauce bottle for $480,000"
- tagesschau.de: "'Sushi-Terror' löst Kursverluste aus"