Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Tagesanbruch Das ist echt ein Drama
Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,
liegt es daran, dass heute Freitag, der 13. ist? Wohl kaum, das Drama beschäftigt uns ja schon seit Tagen. Okay, Drama ist ein starkes Wort. Aber manchmal braucht es starke Worte, um die Emotionen von Millionen Menschen zu beschreiben. Selbst in Zeiten des Krieges darf man ja mal auf etwas anderes blicken als auf die Schlachtfelder der Weltpolitik.
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Auf den kleinen Feldern, auf denen das Runde ins Eckige muss, spielt sich in diesen Tagen tatsächlich ein Drama ab. Jedenfalls für jene Menschen, die im Fußball mindestens die wichtigste Nebensache der Welt sehen. Da gibt es jene wie meinen Kollegen Noah Platschko und mich, die ihr schwäbisches Herz an den VfB Stuttgart gehängt haben und schon wieder vor den Relegationsspielen zittern müssen. Das hat schon beim letzten Mal übel geendet. Und es gibt jene, die bisher kein Spiel des FC Bayern und der Borussia aus Dortmund verpasst haben, weil die beiden Klubs all das bieten, was den Rasensport so faszinierend macht.
Die Zeiten deutscher Weltklassekicker sind ja leider schon länger vorbei. Die Zeiten, in denen gleich mehrere deutsche Mannschaften die internationalen Wettbewerbe aufrollten, sind es erst recht. Gut, die Münchner holten vor zwei Jahren wieder mal den Champions-League-Pott, aber das war im Corona-Ausnahmemodus, als viele Klubs schwächelten. Das zählte nur halb. Ansonsten siegen im wichtigsten europäischen Vereinswettbewerb seit Jahren nur Spanier und Engländer. Und in der Europa League? Genau, Spanier und Engländer. Erwartbar ist das und auf Dauer recht frustrierend für Fans, die noch von Lars Rickens Siegtor-Lupfer 1997 schwärmen oder gar von Felix Magaths Zauberschuss im Europapokalfinale anno 1983.
Damit das Gekicke deutscher Teams wenigstens ein bisschen Glanz verstrahlt, braucht es Weltstars und die kamen in den vergangenen Jahren aus dem Ausland: Der Pole Robert Lewandowski bei den Bayern und der Norweger Erling Haaland bei den Borussen haben das Grau der Bundesliga-Welt Samstag für Samstag aufgehellt und Millionen Fans beglückt. Acht Jahre lang ist der Robert für die Lederhosen über den Platz gestürmt und hat in 363 Spielen sagenhafte 333 Tore reingeballert. So eine Quote schaffen sonst nur Messi oder Ronaldo. Auch Erling Haaland, der Wunderknabe aus Norwegen, räumt gegnerische Abwehrspieler wie Mikadostäbchen aus dem Weg: 61 Tore in 65 Bundesligaspielen, grandios. Wenn die beiden Zauberstürmer auflaufen, macht jedes Spiel Spaß – egal, ob im Stadion oder vor der Glotze. Egal, ob man Fan der Bayern und Borussen ist oder nicht.
Doch nun ist der Zauber vorbei. Herr Haaland will lieber in Manchester weiterzaubern, mit den Dortmundern kann er nämlich nichts gewinnen. Außerdem verdient er oben auf der Insel wohl 23 Millionen Euro – pro Jahr. Alles in allem geht es bei seinem Transfer sogar um mehr als 250 Millionen Euro, wie unser Sportchef Robert Hiersemann berichtet. Und dann kam gestern auch noch die Meldung, dass Herr Lewandowski seinen Vertrag in München ebenfalls nicht zu verlängern beabsichtigt. Schlimmer noch: Er will offenbar sofort weg, angeblich nach Barcelona. Dort weiß man ziemlich gut, wie das mit dem Zaubern geht.
"Wir wären dumm, einen Spieler zu verkaufen, der 30 bis 40 Tore pro Saison erzielt", hat Oliver Kahn kürzlich gesagt. Der war auch mal ein Zauberer auf dem Platz, nur halt mit den Händen. Heute händelt er die Geschicke des FC Bayern. Tja, sieht so aus, als wären sie ziemlich dumm da unten in München. Sieht so aus, als wäre auch der nach Gerd Müller zweiterfolgreichste Torschütze der Bundesliga bald weg aus Deutschland. Und zurück bleibt das Grau.
Wie zu hören ist, suchen die Münchner nun für diverse Positionen ihrer Mannschaft Verstärkung. Namen kursieren. Hugo Ekitike heißt einer, Ryan Gravenberch ein anderer. Haben Sie nie gehört? Dann sind Sie nicht allein. "Glauben Sie mir, wir sind dabei, eine Mannschaft aufzubauen, die die Champions League gewinnen kann", sagt der Olli. Aber einen Zauberer wie Paul Pogba von Manchester United wird er kaum bezahlen können. Der verlangt angeblich 18 Millionen Euro. Pro Jahr. Ja, Zauberer sind sündhaft teuer heutzutage. Das kann man durchaus pervers finden.
Was ist also das Fazit an diesem Freitag, den 13.? Das kommt auf die Haltung an. Entweder man beklagt, dass hierzulande bald nur noch Mittelmaß gegen Mittelmaß kickt. Oder man glaubt dem Olli und hofft, dass er einen neuen Robert entdeckt, der noch keine perverse Summe kostet. Wenn dann auch noch die Borussia ein Talent wie einst Haaland und am besten auch noch die Leipziger einen künftigen Zauberer finden, dann wäre es fast nicht mehr schlimm, dass der VfB womöglich bald im Untergeschoss kickt.
Bild des Tages
So sieht es also aus, das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße, 27.000 Lichtjahre von uns entfernt. Genau genommen: die Umgebung des Lochs, denn das Loch selbst ist ja unsichtbar – obwohl es die viermillionenfache Masse der Sonne besitzt. Ermöglicht wurde die Aufnahme durch den Zusammenschluss von acht Sternwarten auf vier Kontinenten. Jetzt wüsste man natürlich gern, ob dahinter irgendwo auch Leben ist.
Kampf um die Macht am Rhein
Weil Nordrhein-Westfalen das bevölkerungsreichste Bundesland ist, gelten Landtagswahlen an Rhein und Ruhr als kleine Bundestagswahlen. Entsprechend groß ist der Aufwand, mit dem die Parteien vor der Abstimmung am Sonntag um Stimmen werben – zumal das Ergebnis enger werden dürfte als kürzlich in Schleswig-Holstein.
Bei ihrem heutigen Wahlkampfabschluss bieten CDU, SPD und Grüne allesamt Prominenz auf: Während der amtierende CDU-Ministerpräsident Hendrik Wüst vom Glanz des Nord-Wahlsiegers Daniel Günther profitieren möchte, schickt die SPD Kanzler Olaf Scholz zur Unterstützung für Thomas Kutschaty. Die Grünen stellen ihrer Spitzenkandidatin Mona Neubaur Vizekanzler Robert Habeck an die Seite. Optimistisch müssen sie sich kurz vorm Finale natürlich alle geben. Denn es wird wohl richtig eng.
G7 im Ländle
Während die G7-Außenminister heute weiter in Ostholstein tagen, begrüßt Landwirtschaftsminister Cem Özdemir in Stuttgart seine Amtskollegen der führenden demokratischen Wirtschaftsmächte zum G7-Agrarministertreffen. Natürlich geht es auch dort um die Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine: Das Land zählt zu den wichtigsten Weizenexporteuren, kann wegen der blockierten Häfen im Schwarzen Meer aber nichts mehr ausführen. Deshalb wird dringend eine Lösung gesucht, wie sich 20 Millionen Tonnen Getreide auf dem Landweg verkaufen lassen. Das Korn wird in Afrika dringend gebraucht.
Was lesen?
Digitalminister Volker Wissing meint, das Hochladen von Essensfotos im Internet schade dem Klima. Hat er recht? Schauen Sie mal.
Was geschieht wirklich in der umkämpften Ostukraine? Unser Reporter Daniel Mützel war dort. Hier ist sein Bericht.
Aufruhr im Ahrtal: Erstmals demonstrieren Flutopfer wegen schleppender Hilfen beim Wiederaufbau. Die Betroffenen fürchten jedoch, dass Demokratiefeinde ihre Proteste kapern, berichtet unser Rechercheur Lars Wienand.
Was amüsiert mich?
Jeder kann etwas für den Frieden tun.
Ich wünsche Ihnen einen friedlichen Freitag. Kommen Sie unbeschadet hindurch!
Herzliche Grüße
Ihr
Florian Harms
Chefredakteur t-online
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de
Mit Material von dpa.
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