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CDU: Friedrich Merz greift nach der Macht – die B-Besetzung kommt ans Ruder


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Merz greift zu

MeinungVon Florian Harms

Aktualisiert am 22.01.2022Lesedauer: 3 Min.
Friedrich Merz will die CDU neu ausrichten.Vergrößern des Bildes
Friedrich Merz will die CDU neu ausrichten. (Quelle: Michael Hübner für t-online)
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Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

Friedrich Merz ist am Ziel: Heute kann er endlich Kalif anstelle des Kalifen werden. Wie der Großwesir Isnogud in dem gleichnamigen Comic von René Goscinny und Jean Tabary hat der CDU-Veteran drei Jahre lang unermüdlich versucht, endlich an die Spitze der Partei zu gelangen, nachdem seine Dauerrivalin Angela Merkel im Herbst 2018 den Vorsitz aufgegeben hatte. Doch er musste sich erst Annegret Kramp-Karrenbauer und dann sogar Armin Laschet geschlagen geben.

Mittlerweile sind die beiden As weg vom Fenster und die B-Besetzung kommt ans Ruder: Nach dem eindeutigen Mitgliedervotum erwartet der 66-jährige Sauerländer bei der offiziellen Wahl auf dem heutigen Parteitag von den Delegierten mindestens 80 Prozent Zustimmung. Was Friedrich Merz dann mit der CDU vorhat und welche Tücken sich dabei auftun, darum geht es in unserem heutigen Wochenend-Podcast, in dem ich mit unserer Chefreporterin Miriam Hollstein und unserem Moderator Sebastian Späth diskutiere, produziert von Moritz Bailly. Hören Sie bitte hinein:

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Moment mal, habe ich Friedrich Merz soeben als B-Besetzung bezeichnet? Das sieht er selbst natürlich ganz anders. Aus seiner Sicht hat sich das Establishment der Partei nun endlich dem Willen der Basis gebeugt, die ihm doch schon lange huldigt. Tatsächlich hat er dank seiner Eloquenz, seiner beruflichen Unabhängigkeit und seinem Mut zu scharfen Thesen eine große Fangemeinde gewonnen. Mindestens ebenso groß ist allerdings das Lager seiner Gegner. Merz begeistert die einen und stößt die anderen ab. "Er polarisiert", wie Politikwissenschaftler sagen. Das kann einerseits bei den Landtagswahlen im Saarland Ende März, in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen im Mai sowie in Niedersachsen im Oktober zum Problem werden. Andererseits ist klare Kante angesichts der langen Merkel-Jahre, nach denen keiner mehr so recht weiß, wofür die CDU eigentlich steht, womöglich genau das Richtige.

Als Konkurrenz und auch als Korrektiv für die Ampelkoalition braucht es eine klare demokratische Alternative. Erst recht bei heiklen Themen wie der Migrationspolitik, dem Umbau der Energieversorgung und der Frage, wie Deutschland mit raumgreifenden Staaten wie China, Russland und der Türkei umgehen soll. Allerdings muss die neue CDU-Spitze dabei ebenso wie bei vielen anderen Themen erst einmal wieder Kompetenz aufbauen. Auch beim Klimaschutz, der Digitalisierung und der sozialen Sicherheit herrscht in den Schubladen im Konrad-Adenauer-Haus gähnende Leere. Das merken die Bürger.

Darüber hinaus wird Friedrich Merz seine innerparteilichen Kritiker einbinden müssen. Wie schwer das ist, zeigt sich an einem Vorgang, den die Kollegen des "Spiegel" herausgefunden haben: Sowohl Angela Merkel als auch Annegret Kramp-Karrenbauer haben dem designierten CDU-Chef einen Korb gegeben. Merz hat alle seine lebenden Vorgänger im Parteivorsitz heute Abend nach dem Parteitag zu einem Abendessen eingeladen. So habe er ein Zeichen der Versöhnung mit Merkel setzen wollen, heißt es. Wolfgang Schäuble und Armin Laschet sagten zu – doch die beiden Frauen zeigen ihm die kalte Schulter. Nur wenn es Merz jedoch gelingt, auch das Merkel-Lager für sich zu gewinnen, kann er künftig auf neue Erfolge setzen. Dafür muss er Geschick und Empathie beweisen, ohne sein Image als Klartexter zu verlieren. Der Großwesir Isnogud hätte das wohl nicht geschafft. Aber das muss nichts bedeuten.

Ich bedanke mich für Ihre Treue in dieser Woche und wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. Und weil nicht nur den CDU-Funktionären, sondern auch den Leuten in allen anderen Parteien ein bisschen Power guttäte, empfehle ich allen Politikern und Nichtpolitikern einen Song, den vier Herren im Seniorenalter ebenso mitreißend dargeboten haben wie als Jungspunde: Hören Sie mal hier und hier.

Herzliche Grüße

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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