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Tagesanbruch – Mordfall Frankfurt: Seehofer-Aussage, die aufhorchen lässt


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Was heute wichtig ist
Eine Seehofer-Aussage, die aufhorchen lässt

  • Florian Wichert
MeinungVon Florian Wichert

Aktualisiert am 31.07.2019Lesedauer: 5 Min.
Horst Seehofer.Vergrößern des Bildes
Horst Seehofer. (Quelle: Kay Nietfeld/dpa)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:

WAS WAR?

Der Tod des achtjährigen Jungen am Frankfurter Hauptbahnhof macht immer noch fassungslos. Nachdem die Behörden erste Informationen über den Tatverdächtigen preisgegeben haben und Bundesinnenminister Horst Seehofer verraten hat, wie er nach dem Drama die Sicherheit in Deutschland verbessern will, stehen zwei Fragen im Raum.

1. Was muss passieren, damit ein Mann durchdreht und in die Lage kommt, einen Jungen vor einen ICE und damit in den Tod zu stoßen sowie dessen Mutter und eine Rentnerin zu attackieren?

2. Was wird nun wirklich umgesetzt, um die Sicherheit an Bahnsteigen oder vielleicht sogar insgesamt im öffentlichen Raum zu erhöhen?

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Um die erste Frage zu beantworten, fehlen derzeit schlichtweg Hintergründe und Informationen. Den bisher genannten Fakten zufolge ist der gebürtige Eritreer 40 Jahre alt, verheiratet und Vater von drei Kindern. Im Jahr 2008 wird ihm in der Schweiz Asyl gewährt, 2011 bekommt er eine Niederlassungsbewilligung, mit der er sich unbeschränkt in der Schweiz aufhalten darf. Wohnhaft im Kanton Zürich, arbeitet er für die Verkehrsbetriebe. Nicht nur das. Er gilt als absolut vorbildliches Integrationsbeispiel und ist laut eigener damaliger Aussage über Jahre glücklich in der Schweiz.

Dann der Bruch.

Der Mann begibt sich in psychiatrische Behandlung, lässt sich im Januar 2019 aufgrund psychischer Probleme krankschreiben. Laut Bundespolizeipräsident Dieter Romann bedroht er vergangene Woche Donnerstag eine Nachbarin mit einem Messer, würgt sie, sperrt sie sowie seine Ehefrau und die Kinder ein und flüchtet. Er wird national zur Festnahme ausgeschrieben. Am Sonntag postet er noch ein altes Kinderfoto in einem sozialen Netzwerk, wie mein Kollege Lars Wienand herausgefunden hat. Am Montag stößt er in Frankfurt den achtjährigen Jungen am Frankfurter Hauptbahnhof in den Tod.

Wie in aller Welt kam es zum Bruch? Wie und woran erkrankte der Mann? Was ist sein Motiv? All das ist derzeit noch vollkommen unklar. Hinweise auf Alkohol, Drogen oder eine Radikalisierung? Gibt es nicht.

Auch gibt es überhaupt keine Hinweise auf einen Zusammenhang mit seiner Herkunft – wie ihn gestern bereits diverse Menschen insbesondere in sozialen Netzwerken und auch in unserer Community bei t-online.de herzustellen versuchten.

Auch gestern Abend bei einer Andacht der Bahnhofsmission in Frankfurt tauchten unter den rund 400 Teilnehmern zunächst auch unterschiedliche politische Gruppierungen auf, darunter eine rechte, die sich in ihren Ressentiments gegen Flüchtlinge und Ausländer bestätigt sah.

Kommen wir zur zweiten Frage und der Ankündigung Horst Seehofers, die Polizeipräsenz erhöhen zu wollen und für mehr Videoüberwachung einzutreten. So verkündete der Bundesinnenminister es bei der gestrigen Pressekonferenz, nachdem er seinen Urlaub abgebrochen hatte. Und wobei eine Aussage zunächst unterging.

"Ich erinnere mich als Politiker an Zeiten, in denen die Flugsicherheit einmal ein echtes Problem war, aufgrund von Anschlägen und Entführungen und Ähnlichem. Hier wurden konsequente Sicherheitsmaßnahmen schrittweise umgesetzt und haben vieles erreicht bei uns in Deutschland und weltweit. Deshalb halte ich es für geboten, dass wir auch weiter überlegen, wie wir die Sicherheit an unseren Bahnhöfen in Deutschland verbessern können – und zwar wirksam verbessern können. Nicht nur mit schönen Äußerungen."

Anschläge, Flugzeugentführungen und Flugsicherheitsbedenken? Die gab es nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 in den USA und bei vielen weiteren Vorfällen weltweit. Sie führten letztlich zu einer Revolutionierung der Flugsicherheit, unter anderem zum Einsatz von Körperscannern oder der Begrenzung von Flüssigkeitsmitnahme im Handgepäck.

Wie kann man das vergleichen und was bedeutet das für die Sicherheit bei der Bahn?

Zum jetzigen Zeitpunkt zeigt der Seehofer-Vergleich zumindest, dass er seinen Urlaub nicht einfach so beendet hat – sondern auch vor größeren und selbst baulichen Maßnahmen nicht zurückschreckt, wie es sie in anderen Ländern teilweise bereits gibt. Womöglich kommt da noch einiges auf uns zu.


WAS STEHT AN?

Außenminister Heiko Maas reist am Vortag der Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag des Warschauer Aufstands gegen die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg in die polnische Hauptstadt. Neben Gesprächen mit seinem Kollegen Jacek Czaputowicz ist die Teilnahme an Gedenkveranstaltungen geplant. Der Aufstand der Untergrundkämpfer der "Heimatarmee" scheiterte im Oktober 1944. Fast 200.000 Menschen kamen ums Leben, die meisten Zivilisten. Während der Kämpfe verübten die Deutschen Massaker an der Zivilbevölkerung; nach der blutigen Niederschlagung wurde Warschau systematisch zerstört. Die Rote Armee, die bereits die Stadtteile am östlichen Weichselufer erreicht hatte, griff nicht ein.


Kanzlerin Angela Merkel und ihr Mann Joachim Sauer machen verdient Urlaub in Südtirol. Merkels Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer dagegen arbeitet sich weiter in ihr neues Amt als Verteidigungsministerin ein. Ab 13.45 Uhr wird sie zu einem Antrittsbesuch bei Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel erwartet. Thema bei dem Treffen in Stoltenbergs Residenz dürften die anhaltenden US-Forderungen nach einer besseren Lastenteilung im Bündnis sein.


In Berlin beginnt um 9.30 Uhr der Prozess gegen einen 44-Jährigen, der die Schülerin Georgine Krüger vergewaltigt und erwürgt haben soll. Die Schülerin ist seit knapp 13 Jahren verschwunden. Die Leiche der damals 14-Jährigen ist bis heute nicht gefunden worden. Es ist einer der bekanntesten Vermisstenfälle Deutschlands.


WAS LESEN ODER ANSCHAUEN?

"Du darfst dein ganzes Selbst mit in die Arbeit bringen" – so lobte Siemens-Personalchefin Janina Kugel noch am vergangenen Wochenende die eigene Firma. Schon an diesem Mittwoch aber könnte die Glückseligkeit verflogen und das Kapitel Siemens für Kugel zu Ende sein. Ihr Arbeitsvertrag soll nicht verlängert werden. Damit hat es wieder eine Frau im Vorstand nicht geschafft. Unsere Kolumnistin Ursula Weidenfeld hat festgestellt: Für Frauen ist es leichter geworden, Spitzenpositionen zu bekommen – doch sie zu behalten, ist weiterhin kompliziert. Warum ist das so?


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Ein Totenkopf, darunter Messer, die sich kreuzen: Die "Wolfsbrigade" und die damit verbundene "Sturmbrigade" bedienen sich schamlos in Symbolik und Namensgebung bei der nationalsozialistischen SS. Nun gehen Ermittler in vier Bundesländern gegen die Männer vor, die sie im Verdacht haben, mit Waffengewalt ein sogenanntes "germanisches Sittengesetz" in Deutschland durchsetzen zu wollen. Jonas Mueller-Töwe und Nathalie Helene Rippich haben hier die Hintergründe erläutert.


Falls Sie heute Morgen noch müde sind, empfehle ich diese Ansprache von Amateurfußballer Alexander Okyere. In der Regionalliga Südwest spielte der frühere Bundesligist Homburg am ersten Spieltag gegen Außenseiter Bayern Alzenau. Der Underdog um den 19-Jährigen gewann 2:1. Kein Wunder bei dieser spektakulären Motivationsrede, die im Anschluss auftauchte. Anschließend sind Sie wach – versprochen!


WAS AMÜSIERT MICH?

Fußballer widmen ihre Tore gern – der Frau, dem Baby oder sonst irgendwem. Blöd nur, wenn sie jemandem ein Tor widmen wollen, aber einfach ewig nicht mehr treffen. Bielefeld-Spieler Manuel Prietl hat es nun doch geschafft. Seine Tochter ist mittlerweile zwei Jahre alt.

Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Tag.

Ihr

Florian Wichert
Stellvertretender Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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