Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Was heute wichtig ist Richtig gute Nachrichten!
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:
WAS WAR?
Beim Blick in die Nachrichten kann man schwermütig werden. Rechtsradikale Umtriebe, gewalttätige Jugendliche, Machenschaften arabischer Clans, ertrinkende Migranten im Mittelmeer, Kriege im Nahen Osten, Konflikte in Afrika, die Klimakrise. Düstere Ereignisse springen uns aus dem Fernseher, den Zeitungen, den Newsportalen entgegen und finden auch regelmäßig hier im Tagesanbruch ihren Platz. Wir kommen nicht an ihnen vorbei, wenn wir wissen wollen, was in Deutschland und der Welt geschieht, und das wollen wir natürlich. Wir sind neugierig, wir wollen mitreden, und nur wenn Missstände aufgedeckt werden, lassen sie sich vielleicht beheben. Aber wer immerzu in der Düsternis umhertappt, der erblindet irgendwann. Deshalb haben mein optimistischer Kollege Christian Mutter und ich für die Rubrik WAS WAR? heute mal ausschließlich positive Nachrichten gesucht. War gar nicht so schwer:
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Jahrelang war der Große Panda vom Aussterben bedroht. Dank Tierschützern hat sich die Art nun erholt,
Forscher haben einen Weg gefunden, bunt bedrucktes Papier besser zu recyceln – das könnte einen starken Effekt für den Umweltschutz haben.
Die Polizei hat den Chef des libanesischen Miri-Clans, dem organisierte Kriminalität vorgeworfen wird, aus Bremen in den Libanon abgeschoben.
Der VW-Konzern hat seine Betriebsvereinbarungen ergänzt: Fremdenfeindliche, extremistische, antisemitische oder auf andere Weise menschenverachtende Äußerungen sind der Belegschaft ab sofort untersagt.
Endlich hat auch Frankreich die körperliche Züchtigung von Kindern durch ihre Eltern
Das Oberste Gericht in Sri Lanka hat den Plan des Präsidenten, die Todesstrafe wieder anzuwenden, vorerst blockiert.
Thilo Sarrazin muss sich bald nicht mehr mit 99,9 Prozent der SPD-Genossen herumschlagen, die seine pseudowissenschaftlichen Thesen ablehnen.
Drei Jungunternehmer aus Niedersachsen haben die fünfmillionste ihrer "Samenbomben" verkauft, mit denen jedermann quasi im Vorbeigehen überall Blumen säen kann. Das sieht schön aus, hilft Bienen und Hummeln.
Ein Amsterdamer Stadtteil zeigt uns, wie sich Straßen in Wohnvierteln so organisieren lassen, dass Autos keine Rolle mehr spielen – aber trotzdem jeder von A nach B kommt.
Wer trotzdem rumkurven will: Tanken wird in den Sommerferien wieder günstiger.
Der Tagesanbruch ist nur noch acht Wochen von seinem zweijährigen Jubiläum entfernt.
So, und wer jetzt immer noch keine gute Laune hat, dem ist nicht zu helfen.
WAS STEHT AN?
Ursula von der Leyen kämpft den wichtigsten Kampf ihres Politikerlebens. Sie braucht die Stimmen von mindestens 376 der 751 Abgeordneten im Europaparlament, um am Dienstagabend zur Präsidentin der EU-Kommission gewählt zu werden – und sie muss um jede einzelne ringen. Die Grünen zeigen ihr die kalte Schulter, weil sie nicht genug für den Klimaschutz tun wolle. Auch die Fraktion der Linken sagt Njet. Ergo braucht sie neben der Unterstützung ihrer Christdemokraten möglichst viele Stimmen von Liberalen und Sozialdemokraten, wenn sie sich nicht von Rechtsnationalen und Populisten abhängig machen will. Und da hakt es.
Jens Geier heißt ihr erbitterter Gegner. Den werden Sie vermutlich nicht kennen, daher geschwind seine Kurz-Bio: Er stammt aus Frankfurt, war mal Referent des Ex-Ex-Ex-Ex-Ex-Ex-Ex-Ex-Ex-Ex-Ex-Ex-Ex-Ex-SPD-Parteivorsitzenden Björn Engholm, nennt sich heute Gruppenchef der deutschen Sozialdemokraten im EU-Parlament und will von der Leyen sehr gern zur Ex-Kandidatin für den Kommissionsvorsitz machen. "Warum Ursula von der Leyen eine unzulängliche und ungeeignete Kandidatin ist", lautet die Überschrift seines "Informationspapiers", das er im Parlament verteilte. Es ist eine schonungslose Abrechnung mit der deutschen Verteidigungsministerin. Berater-Affäre, "Gorch Fock", kaputte Panzer, Kampfjets und Gewehre, geringe Rückendeckung in der CDU: alles drin. Wer das Papier liest, kann kaum anders, als in der beschriebenen Person eine krasse Fehlbesetzung zu sehen.
Die Frage ist: Wie viel Spiegel und wie viel Zerrbild sehen wir da? Der kommissarische SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel sagt, er und seine beiden Mitkommissare Malu Dreyer und Manuela Schwesig seien über das Papier "nicht informiert gewesen", was allerdings weniger über das Arbeitspapier und mehr über die Arbeitsweise der Parteiführung aussagt. Bei den Genossen macht halt jeder, was er will. Die Bundeskanzlerin hingegen weiß genau, wer was machen sollte, und ist überhaupt nicht amüsiert. "Dass wir diese Situation in der Koalition haben, ist natürlich nicht einfach", sagt Angela Merkel; diesen Satz dürfen wir gut und gerne als Nasenstüber für die Roten auffassen. Wobei halt immer noch nicht ganz klar ist, welcher Rote denn den Stüber jetzt abbekommen soll. Wenn keiner das Sagen hat, hält halt auch keiner die Nase hin.
Apropos Nase: Immer klarer wird jetzt, dass sich die selbstbewussten Europaparlamentarier nicht von den Staats- und Regierungschefs wie die Tanzbären am Nasenring durch die Brüsseler Manege führen lassen wollen. Der Widerstand gegen die designierte Zirkusdirektorin wird nicht kleiner, sondern größer. Um das empörte Publikum zu besänftigen, wird sie noch ziemlich viel Popcorn spendieren müssen. Ein paar Zugeständnisse hier, ein paar Zusagen da, vielleicht das eine oder andere Pöstchen für den einen oder anderen Roten – vor allem aber am kommenden Dienstag eine leidenschaftliche und überzeugende Rede vor dem Plenum. So sieht er aus, der wichtigste Kampf in einem Politikerinnenleben.
Das Statistische Bundesamt will heute berichten, wie sich die Digitalisierung des Staatswesens entwickelt. Da müssen wir uns auf einiges gefasst machen. Als Tagesanbruch- Leser wissen Sie natürlich schon längst Bescheid.
Auf der Berliner Museumsinsel wird heute die James-Simon-Galerie eröffnet. Der von Star-Architekt David Chipperfield entworfene Bau dient als Empfangsgebäude aller Museen auf der Insel und ist ein wahres Prunkstück Benannt ist die neue Galerie nach dem jüdischen Mäzen James Simon, dem Berlin seine kostbarsten Kunstwerke verdankt, darunter die Büste der Nofretete.
WAS LESEN?
Apropos alte Ägypter: Als Howard Carter im Jahr 1922 das Grab des Tutanchamun öffnete, entdeckte er unermessliche Schätze, darunter die goldene Totenmaske. Doch Gold war zu Lebzeiten des Pharaos gar nicht das seltenste und damit kostbarste Metall. Sein Dolch mit Eisenklinge war weit wertvoller, denn das Metall stammte von einem Eisenmeteoriten aus dem All. Tutanchamun besaß sogar noch einen weiteren Gegenstand kosmischen Ursprungs. Wissen Sie, welchen? Kein Problem, unsere Archäologie-Expertin Angelika Franz verrät es Ihnen.
Wie kommt die SPD aus der Krise? Der Kommunikationsgestalter Frédéric Ranft hat eine bestechende Idee: Er vergleicht die Partei mit dem US-Konzern Apple. Auch der stand vor einigen Jahren vor dem Bankrott – schwang sich dann aber zum wertvollsten Unternehmen der Welt auf. Was die Sozialdemokraten daraus lernen können, erfahren Sie hier.
Die Weltbevölkerung wächst rasant. Was bedeutet das für die Erde? Verbrauchen mehr Menschen mehr Ressourcen und verursachen so die globale Erwärmung? Unsere Leserinnen und Leser haben viele Fragen zum Thema. Der Klimaexperte Peter Hennicke hat sie beantwortet.
Eigentlich ist auf diesem Foto aus dem Jahr 1934 gar nicht viel zu sehen: reichlich Wasser, in der Mitte ein kleines schwarzes Etwas mit eigentümlicher Form. Schwarzes Etwas? Ganz richtig. Und genau deshalb wurde diese Aufnahme weltberühmt: Sie soll die Existenz des Ungeheuers von Loch Ness belegen. Natürlich ist das Foto von mäßiger Qualität, wie es sich bei Abbildungen mysteriöser Lebewesen gehört. Trotzdem befeuerte es die Legende um "Nessie", sehr zur Freude der ortsansässigen Tourismusbetriebe. Was tatsächlich hinter der Aufnahme steckt, können Sie in unserer Rubrik "Historisches Bild" nachlesen, in der mein Kollege Marc von Lüpke jeden Tag einen Schatz für Sie bereithält.
WAS RÜHRT MICH?
Gute Nachrichten sind wichtig. Auch am Ende des Tagesanbruchs. Es ist so leicht, andere glücklich zu machen. Auch dann, wenn sie ein bisschen kleiner sind als wir.
Ich wünsche Ihnen einen optimistischen Tag und dann ein schönes Wochenende. Der Samstags-Podcast pausiert bis Ende August. Ab Montag schreiben meine lieben Kollegen Tatjana Heid, Florian Wichert und Peter Schink drei Wochen lang montags bis freitags den Tagesanbruch. Ich verabschiede mich in die Sommerpause und bin Anfang August wieder für Sie da. Herzliche Grüße,
Ihr
Florian Harms
Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de
Mit Material von dpa.
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