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Familienbild im Wandel: Am Hebel


Familienbild im Wandel
Familienbild im Wandel

Ein Kommentar von Miriam Gruß

Aktualisiert am 18.03.2012Lesedauer: 2 Min.
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Das Familienbild im Wandel (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Lange Jahrzehnte hat das Ernährermodell in den deutschen Familien dominiert. Der Ehemann ging arbeiten, die Ehefrau erzog zu Hause die Kinder. Die Rechte der Frau waren obendrein stark eingeschränkt: Noch vor 55 Jahren konnte ein Ehemann den Arbeitsvertrag seiner Frau fristlos kündigen. Zum Glück hat sich die Rechtslage mittlerweile geändert. Das sogenannte klassische Vater-Mutter-Kind-Modell wird aber weiterhin staatlich besonders gefördert – beispielsweise durch das Ehegattensplitting oder die kostenlose Mitversicherung aller Familienangehörigen in der Krankenkasse.

Unsere Zeit ist davon geprägt, dass Familienbilder sich im Wandel befinden. Das klassische Modell hat Konkurrenz bekommen. Es gibt Regenbogen- und Patchworkfamilien. Einwandererfamilien schlagen eine Brücke zwischen zwei Kulturen, und Singles suchen Wahlverwandtschaften. Auch innerhalb der Ehe verschieben sich die Rollen. Mein Mann und ich sind dafür ein Beispiel: Während ich als Bundestagsabgeordnete und Generalsekretärin der FDP Bayern zwischen Berlin und Augsburg pendle, kümmert er sich tagtäglich um unseren Sohn.

Den Begriff "Rabenmutter" gibt es in anderen Sprachen nicht

Im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn hängen wir in Deutschland allerdings noch einem relativ konservativen Familienbild an. Zumindest für die alten Bundesländern gilt: Die Frauen arbeiten überdurchschnittlich häufig in Teilzeit und nehmen besonders lange Erziehungszeiten. Den Begriff der "Rabenmutter" gibt es in anderen Sprachen gar nicht erst. In dieser Hinsicht müssen wir in Deutschland besonders dicke Bretter bohren.

Wir Familienpolitiker haben die spannende Aufgabe, den gesellschaftlichen Wandel politisch zu gestalten. Die Grundsatzdebatte ist erst kürzlich im Zuge der "Zwangsabgabe für Kinderlose" wieder entbrannt. Demografische Entwicklung hin oder her: Ich halte nichts davon, Kinderlose zu bestrafen. Ich bin für positive Anreize statt negativer Abschreckung. Der Vorschlag, Erziehungszeiten bei der Rente stärker zu berücksichtigen, geht da in eine gute Richtung.

Als Liberale definieren wir Familie als jede Gemeinschaft, in der generationenübergreifend füreinander Verantwortung übernommen wird. Wir müssen deshalb dringend all jene Familienformen unterstützen, die bislang gegenüber dem "klassischen Modell" zu kurz gekommen sind. Erst vor zwei Wochen haben wir beispielsweise endlich die Stärkung der Rechte von unverheirateten Vätern erreicht. Auch beim Unterhaltsvorschuss drängen wir auf eine Verbesserung; die Alleinerziehenden stellen mittlerweile immerhin ein Fünftel aller Familien. Es wäre daher nur konsequent, endlich über ein Familiensplitting nachzudenken.

Zum Glück konnten wir einiges in Gang setzen

Familien mangelt es aber nicht nur an rechtlichen und steuerlichen Anreizen, sondern auch an Zeit und einer guten Infrastruktur. Das halte ich sogar für die zentrale Stellschraube, um Deutschland familienfreundlicher zu machen. Zum Glück konnten wir hier einiges in Gang setzen. Da nächstes Jahr der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz kommt, wird die Betreuungssituation gerade unter Hochdruck verbessert. Mit der Familienpflegezeit ist seit Januar 2012 ein Modell in Kraft, das die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege erleichtert. Immer mehr Senioren nehmen am Bundesfreiwilligendienst teil. All das zeigt: Kein Wandel gelingt von heute auf morgen. Aber die Zeit ist reif für eine neue Familienpolitik.

Miriam Gruß, Diplom-Politologin (Jahrgang 1975), trat 1997 in die FDP ein. Seit 2005 sitzt sie im Deutschen Bundestag und ist dort familienpolitische Sprecherin ihrer Partei. Zudem ist sie Generalsekretärin der FDP Bayern. Miriam Gruß ist verheiratet und Mutter eines Sohnes.

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