Fehler eingeräumt Habeck: Gerüchte über Austausch von Baerbock sind "Kokolores"
Die Grünen halten an ihrer Spitzenkandidatin Annalena Baerbock fest. Der Co-Vorsitzende Robert Habeck erklärte, es gäbe trotz gemachter Fehler kein Nachdenken über einen Wechsel.
Robert Habeck ist Spekulationen entgegen getreten, die Grünen könnten Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin austauschen. Der Co-Vorsitzende der Partei sagte der Süddeutschen Zeitung: "Das ist Kokolores." Die Grünen hatten im Juni Annalena Baerbock auf ihren Parteitag mit 98 Prozent Zustimmung zu ihrer Kanzlerkandidatin gewählt.
Für die Partei gehe es jetzt darum, "aus diesem Vertrauensvorschuss, den sie von der Partei bekommen hat, das Beste zu machen". Habeck betonte, dass es kein Nachdenken und kein Reden über einen Wechsel gebe. "Nein. Das ist keine Debatte", sagte Habeck.
Die Zeitung brachte am Freitagabend auf ihrer Internet-Seite bereits einen Bericht mit Zitaten aus dem Interview. Baerbock steht in der Kritik, weil sich in ihrem Buch "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern" auffallende sprachliche Ähnlichkeiten zu anderen Veröffentlichungen finden. Zuvor war bekannt geworden, dass sie Sonderzahlungen der Partei verspätet an den Bundestag gemeldet hatte. Zudem musste sie Angaben im Lebenslauf korrigieren.
Baerbock als Hochstaplerin? "Das ist sie nicht"
Habeck sagte: "Die letzten Wochen waren kein Glanzstück." Es seien handwerkliche Fehler gemacht worden. "Hätten wir gewusst, dass an den Stellen solider hätte gearbeitet werden müssen, wäre da solider gearbeitet worden." Zugleich widersprach er der Behauptung, Baerbock sei eine Hochstaplerin. "Das ist sie nicht", sagte Habeck. "Annalena Baerbock ist eine Frau, die von den Themen und ihrer Umsetzung getrieben ist. Dafür geht sie hohe persönliche Risiken ein, wie man jetzt ja sieht."
Bis zur Bundestagswahl am 26. September könne man aber noch klar machen, "dass Vertrauen in die richtige Politik die Abstimmung bestimmen sollte". Er sehe noch große Chancen, "dieses kostbare Gut Vertrauen zu erwerben". Er versicherte: "Wir brauchen keinen Neustart."
Baerbock war im April vom Bundesvorstand der Grünen als Kanzlerkandidatin vorgeschlagen und im Juni vom Parteitag bestätigt worden. Habeck hatte ebenfalls Ambitionen auf die Kanzlerkandidatur, steckte aber zurück.
In einer Umfrage vergangene Woche hatte eine Mehrheit der Befragten die Entscheidung für Baerbock für einen Fehler gehalten. Zwei Drittel waren dieser Meinung, 24 Prozent sahen Baerbock als richtige Wahl.
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"Brauchen keinen Neustart"
Er betonte, es sei klar gewesen, dass "mit der Ausrufung einer Kanzlerkandidatin eine Personalisierung einsetzt". Die Grünen hätten gehofft, diese Personalisierung nutzen zu können, um ihre Themen nach vorn zu stellen. "Insofern müssen wir uns unsere Fehler schon selber ankreiden." Es sei nicht die Aufgabe anderer, "uns davor zu schützen. Unsere Gegner dürfen uns kritisieren. Es ist Wahlkampf". Aufgabe der Grünen sei es nun, sich auf ihre Stärken zu besinnen. "Und die sind: die Themen setzen, die Kontroverse einfordern"
Habeck versicherte: "Wir brauchen keinen Neustart." Man müsse "zu den Dingen zurückkehren, die uns in die Situation gebracht haben, überhaupt erst eine Kanzlerkandidatin zu benennen". Dazu gehöre "eine scharfe Definition der großen Leitbegriffe unserer Republik: Freiheit, Wohlstand, Wachstum und Gerechtigkeit" sowie "eine einladende Kommunikation, die nicht besserwisserisch daherkommt".
- Nachrichtenagentur dpa