Skandal-Kaserne in Pfullendorf Soldaten müssen Lehrgang bei klirrender Kälte abbrechen
In der skandalumwitterten Bundeswehr-Kaserne in Pfullendorf gibt es erneut einen Zwischenfall. Ein Dutzend Soldaten bricht einen Lehrgang bei Eiseskälte wegen Überforderung ab.
In der skandalumwitterten Staufer-Kaserne in Pfullendorf haben erneut mehrere Soldaten eine Übung abbrechen müssen. Zwölf von 36 Teilnehmern eines viertägigen Lehrgangs seien aus verschiedenen Gründen ausgefallen, sagte ein Sprecher des Heeres. Zuvor hatte die "Südwest Presse" berichtet.
Soldatin im Krankenhaus untersucht
Eine Teilnehmerin bekam dem Sprecher zufolge gesundheitliche Probleme und wurde zeitweise in einem Krankenhaus untersucht. Zum fraglichen Zeitpunkt sei es minus 9 Grad kalt gewesen. Die Soldatin hatte demnach vor der Übung angegeben, Antibiotika genommen zu haben, sich für die Teilnahme an dem Lehrgang aber fit zu fühlen.
Erst kürzlich war bekannt geworden, dass junge Soldaten bei einem Marsch in Pfullendorf wohl bis zur absoluten Erschöpfung getrieben wurden. Nach Angaben der Bundeswehr fand beim Ausbildungszentrum Spezielle Operationen Anfang Januar ein Geländelauf statt, den sechs Soldaten wegen körperlicher Erschöpfung oder Verletzung abbrachen. Einer musste ins Krankenhaus. Die Bundeswehr versetzte einen Ausbilder und ermittelt nun intern.
Bei dem nun betroffenen Lehrgang, der dem Sprecher des Heeres zufolge vom 26. bis 1. März ging, sollten Offizieranwärter der Luftwaffe lernen, wie sie sich nach einem Absturz verhalten sollen. Dabei waren sie demnach rund um die Uhr gefordert und übernachteten in den ersten beiden Nächten auch im Freien. In den vergangenen Tagen war es im Südwesten klirrend kalt. Warum die anderen Soldaten den Lehrgang abbrachen, wurde nicht im Detail mitgeteilt.
Mehrfach Ermittlungen in Pfullendorf
Die Bundeswehr musste schon mehrfach in der Staufer-Kaserne ermitteln, nachdem Anfang 2017 Berichte über angebliche sexuell-sadistische Praktiken die Öffentlichkeit schockiert hatten. Die Justiz bestätigte diese Vorwürfe nicht. Darüber hinaus ging es um qualvolle Aufnahmerituale. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte die Vorgänge als "abstoßend und widerwärtig" bezeichnet. Wegen der Aufnahmerituale wurden vier Soldaten entlassen.
- dpa