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Ukraine droht Kursk-Einkesselung: Einsatz von Nordkoreaner spitzt Lage zu


"Rücken in Gruppen von 50 Nordkoreanern vor"
Nächster Rückschlag für die Ukrainer in Kursk

Von t-online, jha

Aktualisiert am 09.03.2025 - 19:21 UhrLesedauer: 4 Min.
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Russische Soldaten in Kursk: Die Truppen rücken immer weiter vor. (Quelle: IMAGO/Stanislav Krasilnikov/imago)
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Russlands Streitkräfte haben erhebliche Geländegewinne in der russischen Region Kursk erzielt. Ukrainischen Soldaten droht jetzt eine Einkesselung.

Russlands Streitkräfte haben mit Unterstützung nordkoreanischer Soldaten und neuer Drohnentechnologie erhebliche Geländegewinne in der russischen Region Kursk erzielt. Tausenden ukrainischen Soldaten droht jetzt die Einkesselung.

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Russland hat nach Angaben ukrainischer Soldaten, russischer Militärblogger und Militärexperten etwa zwei Drittel des Gebiets zurückerobert, das die Ukraine im vergangenen Sommer in der Region besetzt hatte. Dabei setzt Moskau neben nordkoreanischen Truppen zunehmend auf den Einsatz von Drohneneinheiten, die unter schwerem Artillerie- und Luftbeschuss vorrücken.

Russlands Offensive in Kursk setzt Ukraine unter Druck

Nun hat sich die Lage der Ukrainer in Kursk offenbar weiter verschlechtert. Wie das ukrainische Fernsehen unter Berufung auf Soldaten berichtete, haben russische Militärs die Nachschublinien für die an vorderster Front stehenden ukrainischen Truppen blockiert. Nach Angaben der Agentur Unian drohe dort nach einem russischen Vorstoß rund 1.000 ukrainischen Soldaten die Einkesselung. Eine offizielle Erklärung des Generalstabs in Kiew gab es dazu nicht.

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Verantwortlich für die Zuspitzung der Lage sei das Vordringen von russischen Einheiten bei Sumy im Osten der Ukraine, sodass Russland die dort verlaufenden Wege für den gesamten Nachschub kontrolliert. Darüber hinaus sollen Drohnen an der Front Tag und Nacht über den Nachschubwegen patrouillieren und auf "freier Jagd" sein, was die Versorgung der Fronttruppen weiter erschwert.

Nordkoreaner in Kursk drängen Ukrainer zurück

Bereits in den vergangenen Tage hatte sich nach Medienberichten die Lage der bei Kursk kämpfenden ukrainischen Soldaten erheblich zugespitzt. Der ukrainische Kommandeur einer Kommunikationseinheit, Oleksii, sagte der "New York Times": "Es stimmt, wir können sie nicht aufhalten. Sie fegen uns einfach weg und rücken in Gruppen von 50 Nordkoreanern vor, während wir nur sechs Mann auf unseren Positionen haben."

Russische und nordkoreanische Truppen haben demnach wichtige ukrainische Stellungen überwältigt und drohen, die Nachschublinien der Ukraine in der Region abzuschneiden. Sollte es dazu kommen, wäre dies ein erheblicher Rückschlag für Kiew. Die Besetzung russischen Territoriums diente der Ukraine nicht nur als symbolischer Erfolg, sondern auch als mögliches Druckmittel in zukünftigen Friedensverhandlungen.

Die Ukraine hatte im vergangenen Sommer überraschend die russische Grenze überquert und ein etwa 500 Quadratkilometer großes Gebiet rund um die Stadt Sudscha eingenommen. Es war das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass eine ausländische Armee russisches Territorium besetzte. Der Vorstoß sollte nach ukrainischen Angaben mehrere Ziele erfüllen: die russische Offensive in der Region Sumy vereiteln, Moskaus Ressourcen binden und als Verhandlungsmasse dienen.

Bei der Rückeroberung setzt Russland seit mehreren Monaten neben russischen auch auf rund 12.000 nordkoreanische Soldaten. Diese stehen nach Aussagen von ukrainischen Militärs nun an der Spitze der jüngsten Angriffswellen.

Offensive in Kursk: Russland nutzt moderne Drohnentechnologie

Zusätzlich zu den nordkoreanischen Soldaten setzt Moskau verstärkt auf sogenannte Glasfaserdrohnen. Diese sind über ultradünne Kabel direkt mit ihren Piloten verbunden und können nicht durch elektronische Störsysteme abgefangen werden. Nach Darstellung der ukrainischen Soldaten setze das russische Militär dort Drohnen ein, deren Frequenzen sich nicht stören ließen.

Laut Hauptmann Oleksandr Shyrshyn, Kommandeur eines ukrainischen Bataillons in Kursk, haben russische Truppen offenbar die Reichweite dieser Drohnen erhöht. "Sie setzen sie bereits aus 200 bis 300 Metern Entfernung zur Frontlinie ein", sagte er der "New York Times". Darüber hinaus berichtete der ukrainische Drohnenkommandant Andrii, dass die Taktiken der Nordkoreaner sich verbessert hätten. "Sie arbeiten koordinierter mit russischen Drohnenpiloten und Artillerie zusammen", sagte er.

Russland rückt vor: Gefahr der Einkesselung steigt

Nach Angaben der ukrainischen Militärbloggergruppe "DeepState" sind rund drei Viertel der ukrainischen Soldaten in Kursk fast vollständig eingekesselt. Sie sind nur noch durch einen schmalen Korridor von etwa einem Kilometer Länge mit den restlichen Truppen verbunden. In der engsten Stelle beträgt die Breite weniger als 500 Meter. Sollte Russland diesen Korridor durchbrechen, wären tausende ukrainische Soldaten von Nachschub und Verstärkung abgeschnitten.

Laut "Reuters" bleibt der Ukraine nicht mehr viel Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. Der Militärexperte Jan Matwejew schrieb auf Telegram, dass die einzige Begründung für ein weiteres Halten des Brückenkopfes politischer Natur sei. "Er sollte als Verhandlungsmasse dienen", erklärte er.

Nordkoreaner erhöhen Druck auf die Nachschublinien in Kursk

Russische und nordkoreanische Einheiten haben die Kämpfe mittlerweile auf die Dörfer südlich von Sudscha ausgeweitet. Laut der Analyseplattform "DeepState" haben russische Truppen die Kontrolle über mehrere kleinere Ortschaften erlangt.

Ein ukrainischer Offizier des Militärgeheimdienstes sagte dem "Telegraph", dass die Einschränkungen der Geheimdienstkooperation mit den USA die Lage weiter erschwert hätten. Washington hatte zuletzt den Austausch von Satellitenbildern über russisches Territorium eingestellt, was die Aufklärungsmöglichkeiten der Ukraine erheblich einschränkt.

Ein ukrainischer Drohnenkommandant berichtete der "New York Times": "Der Feind hat sich stark darauf konzentriert, unsere Logistik zu unterbinden, was unsere Fähigkeit beeinträchtigt, die Verteidigung zu halten." Die Zahl russischer Drohnen und deren gut ausgebildete Piloten machten die Lage zunehmend schwierig. "Es scheint, als hätten sie ihre besten Einheiten hier versammelt", sagte er.

Die Kämpfe in der Region Kursk forderten bereits hohe Opfer. Laut Schätzungen ukrainischer, südkoreanischer und westlicher Geheimdienste wurden mindestens 4.000 russiche und nordkoreanische Soldaten bei den Kämpfen getötet. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs liegen diese Zahlen noch höher: Bis Februar seien mehr als 16.000 russische Soldaten in Kursk gefallen.

Zu den ukrainischen Opferzahlen gibt es keine offiziellen Angaben. Doch sie dürften ebenfalls hoch sein, denn die Situation wird derzeit von Tag für Tag schwieriger.

Verwendete Quellen
  • nytimes.com: With Drones and North Korean Troops, Russia Pushes Back Ukraine’s Offensive
  • telegraph.co.uk: 10,000 Ukrainian troops at risk of encirclement
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