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LTW Sachsen-Anhalt | Interview mit Reiner Haseloff: Wie besiegt man die AfD?


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Sachsen-Anhalt
Warum kam Laschet erst so spät zu Ihnen, Herr Haseloff?

InterviewVon Tim Kummert

04.06.2021Lesedauer: 3 Min.
Armin Laschet und Reiner Haseloff (Archivbild): Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt umreißt im Interview mit t-online seine Strategie für den Kohleausstieg.Vergrößern des Bildes
Armin Laschet und Reiner Haseloff (Archivbild): Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt umreißt im Interview mit t-online seine Strategie für den Kohleausstieg. (Quelle: Steffen Schellhorn/imago-images-bilder)

In einer Umfrage hat die AfD seine Partei bereits überholt: Reiner Haseloff kämpft darum, als CDU-Ministerpräsident weiter Sachsen-Anhalt zu regieren. Wie führt man einen Wahlkampf gegen die AfD?

In Sachsen-Anhalt könnte es am Sonntag zu einem Erdrutschsieg der AfD kommen: Bei der Landtagswahl sind die Christdemokraten in einer Umfrage nur noch zweitstärkste Partei. Reiner Haseloff, 67, der amtierende Ministerpräsident von der CDU, will das verhindern. Ein Gespräch über die Brandmauer gegen Rechts, darüber, wie man Arbeitsplätze rettet, und warum ausgerechnet Armin Laschet erst ganz am Schluss im Wahlkampf in Erscheinung trat.

t-online: Die AfD überholt die CDU bereits in einer Umfrage. Sind Sie als politische Integrationsfigur für die Menschen in Sachsen-Anhalt nicht mehr überzeugend?

Reiner Haseloff: Doch. Wäre ich davon nicht fest überzeugt, würde ich nicht noch einmal als Spitzenkandidat der CDU antreten. Ich möchte dazu beitragen, dass wir die erfolgreiche Entwicklung Sachsen-Anhalts fortsetzen können. Und, mit Verlaub, wir liegen in den jüngeren Umfragen deutlich vor der AfD.

Sie sagen gern, eines der wichtigsten Themen Ihres Wahlkampfs sei der Strukturwandel. In Sachsen-Anhalt wird noch viel Kohle abgebaut, damit soll spätestens 2035 Schluss sein, Tausende Arbeitsplätze werden wegfallen. Verstehen Sie den Frust der Arbeiter darüber?

Selbstverständlich. Der Kohleabbau war für mehr als ein Jahrhundert die Basis für eine erfolgreiche Entwicklung unseres Landes, vor allem im Chemiedreieck. Auch heute noch ist er eine wichtige Grundlage für unsere Wirtschaft, beispielsweise im Bereich der Energieversorgung und der chemischen Industrie. Aber die Verwendung fossiler Brennstoffe muss drastisch reduziert werden. Das sind wir vor allem der jungen Generation schuldig, für die wir jetzt zukunftsfähige und gut bezahlte Arbeit organisieren können.

Und wovon sollen die Menschen leben?

Wir investieren in den nächsten 15 Jahren allein aus dem Kohlefonds 4,8 Milliarden Euro nicht nur in die Infrastruktur, sondern vor allem in neue Technologien wie Bioökonomie oder grünen Wasserstoff. Wir haben schon jetzt viele neue Firmen, die sich hier ansiedeln wollen. Gerade erst habe ich mit Unternehmen gesprochen, die Hunderte von Millionen Euro investieren, zusätzlich auch unterstützt durch andere nationale und europäische Programme.

Das ist aber noch kein konkreter Plan. Bei der "MIBRAG", dem größten Kohleunternehmen in der Region, ist völlig unklar, was eigentlich nach 2035 kommt, wenn die Kohleförderung ausläuft. Die Zukunft der Arbeiter ist völlig offen.

Das ist in der Tat nicht einfach. Aber wir werden moderne, gut bezahlte Arbeitsplätze schaffen, um die Menschen vor Ort zu halten und ihnen zu ermöglichen, nahtlos auf neue Arbeitsplätze zu wechseln. Da ist auch die MIBRAG nicht untätig. Auch neue Forschungseinrichtungen siedeln sich an, das gibt zusätzlichen Schub. Ich bin mir sicher, dass die Menschen vor Ort wieder Arbeit finden.

Und die Fachkräfte sollen einfach übernommen werden?

Warum nicht? Wir haben bereits jetzt Fachkräftemangel in einigen Bereichen. Gewiss ist das nicht immer einfach, aber es gibt dafür verschiedene Wege. Anlagenfahrer, Maschinenbauer, Bürokaufleute – all solche Berufsgruppen sind auch von neuen Unternehmen, die hier wachsen wollen, gefragt. Ich bin sehr optimistisch, dass die allermeisten Jobs aus dem Bergbau erhalten werden können – nur eben in neuen Berufsfeldern. Im Übrigen haben wir schon einiges für die strukturschwachen Regionen getan.

Inwiefern?

Wir haben in den letzten Jahren viel erreicht: Die Wirtschaftskraft ist gestiegen, auch die Löhne, die Arbeitslosigkeit ist deutlich gesunken. Wir haben viel investiert, beispielsweise in den Ausbau schneller Internetverbindungen oder die Kinderbetreuung. All dies ist schwer zu vermitteln in einer Zeit, in der die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen die Diskussionen beherrschen und auch die Kontakte mit Bürgerinnen und Bürgern eingeschränkt sind. Aber das wird ja vielleicht mit der nächsten CDU-geführten Regierung noch klarer sichtbar.

Wer wäre Ihr Wunsch-Koalitionspartner?

Unsere Dreierkoalition hat in den vergangenen Jahren gute Arbeit für das Land geleistet. Die CDU ist für eine Koalition der Mitte jederzeit offen. Nicht infrage kommt für mich eine Zusammenarbeit mit den Rändern des politischen Spektrums, weder rechts noch links. Deswegen kämpfen wir jetzt noch mal mit vereinten Kräften auf den letzten Metern des Wahlkampfs.

Bei diesem Kampf kam ausgerechnet Armin Laschet, der Unions-Kanzlerkandidat, erst letztes Wochenende zur Unterstützung. Nachdem Friedrich Merz und Markus Söder schon da waren, Merz sogar mehrfach.

Was wollen Sie andeuten?

Dass Sie Herrn Laschet absichtlich erst so spät wie möglich einladen wollten.

Ich bitte Sie! Mit Armin Laschet haben wir die wichtige Kundgebung am Wochenende vor der Wahl gemacht! Er war zwei Tage am Stück bei uns wie übrigens im vergangenen Sommer auch. Wir meiden ihn nicht, im Gegenteil, wir freuen uns, dass er uns unterstützt hat, so wie auch Markus Söder, Friedrich Merz, Julia Klöckner und andere.

Herr Haseloff, vielen Dank für das Gespräch.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Reiner Haseloff
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