Kramp-Karrenbauer in Interviews "Verteidigung hat höchste Priorität"
Annegret Kramp-Karrenbauer als Verteidigungsministerin – das rief auch einige Kritik hervor. Nun meldet sich die CDU-Chefin selbst zu Wort, und erklärt, warum sie diese überraschende Entscheidung getroffen hat.
Die neue Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat die Kritik an ihrem Eintritt ins Kabinett zurückgewiesen. "Ich habe auch in der Vergangenheit bei all meinen politischen Ämtern immer wieder bewiesen, dass ich mich sehr schnell einarbeiten kann", sagte die CDU-Chefin am Mittwochabend im ZDF-"heute-journal". Bereits als saarländische Innenministerin und Ministerpräsidentin habe sie "sehr viel mit dem Thema der zivilmilitärischen Zusammenarbeit zu tun gehabt".
Sie habe sich für den Ministerposten entschieden, um deutlich zu machen, dass die Sicherheits- und Verteidigungspolitik "höchste Priorität" habe, sagte Kramp-Karrenbauer. "Und das kann man am besten dadurch, wenn man als Vorsitzende der größten Regierungspartei auch wohlüberlegt sagt, ich gehe in die Verantwortung in ein Amt, das alles andere als leicht ist."
Kramp-Karrenbauer war am Mittwoch überraschend zur neuen Verteidigungsministerin ernannt worden. Sie tritt die Nachfolge ihrer Parteikollegin Ursula von der Leyen an, die als Präsidentin der EU-Kommission nach Brüssel wechselt.
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Kramp-Karrenbauer: Will Ministeramt "alle Kraft" widmen
Sie werde ihrem Ministeramt von Anfang an "alle Kraft widmen". Fragen nach ihrer weiteren Karriereplanung beantwortete Kramp-Karrenbauer, die als mögliche Kanzlerkandidatin ihrer Partei gilt, ausweichend. Solange sie das Amt der Verteidigungsministerin bekleide, werde sie sich für die Bundeswehrangehörigen einsetzen. "Es ist nicht die Frage, wie lange das ist, es ist die Frage, wie intensiv, wie gut man das macht", betonte die CDU-Chefin.
Die Wahl von der Leyens zur EU-Kommissionspräsidentin und ihre eigene Besetzung sei zudem ein schöner Tag für Frauen. Sie wolle daran arbeiten, dass Frauen dauerhaft in Spitzenpositionen gelangen könnten. "So wie ich von der Arbeit der Frauengeneration vor mir profitiert habe, so will ich, dass jüngere Frauen auch von meiner Arbeit profitieren können", sagte Kramp-Karrenbauer.
Die Personalie ruft Kritik hervor
Kramp-Karrenbauer gilt derzeit als aussichtsreichste Kandidatin für die Nachfolge von Angela Merkel im Kanzleramt. Ihre Berufung war vor allem von Oppositionspolitikern kritisiert worden. Bemängelt wurde etwa eine Unerfahrenheit in Verteidigungsfragen. Unterstellt wurde ihr auch, sich auf Kosten der Bundeswehr profilieren zu wollen. Aber auch aus der SPD wurde der 56-Jährigen "Wortbruch" vorgehalten, weil sie einen Wechsel ins Kabinett bislang öffentlich ausgeschlossen hatte, da sie sich auf Parteiaufgaben konzentrieren wollte.
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Noch Anfang Juli hatte Kramp-Karrenbauer in einem "Bild"-Interview betont: "Ich habe mich bewusst entschieden, aus einem Staatsamt in ein Parteiamt zu wechseln."
Die CDU-Chefin kündigte bei der Amtsübernahme an, sie wolle sich vor allem um das Wohl der Soldaten kümmern. Diese zeigten in ganz besonderer Weise Einsatz für ihr Land und hätten deshalb auch "die höchste politische Priorität verdient".
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Kramp-Karrenbauer erhielt am Vormittag im Schloss Bellevue vom stellvertretenden Bundesratspräsidenten, Berlins Regierungschef Michael Müller (SPD), ihre Ernennungsurkunde. Er vertrat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der im Urlaub ist. Von der Leyen erhielt ihre Entlassungsurkunde. An der Zeremonie nahm auch Merkel teil.
- Nachrichtenagenturen Reuters, dpa, afp