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Umfrage zum Dieselkompromiss: Die Deutschen sind unzufrieden


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Umfrage für t-online.de
Die Deutschen sind unzufrieden mit dem Dieselkompromiss


Aktualisiert am 04.10.2018Lesedauer: 3 Min.
Stau auf der Autobahn 100 in Berlin: Die Mehrheit der Deutschen sieht den Diesel-Kompromiss der Regierung skeptisch.Vergrößern des Bildes
Stau auf der Autobahn 100 in Berlin: Die Mehrheit der Deutschen sieht den Dieselkompromiss der Regierung skeptisch. (Quelle: Archivbild/Florian Gaertner/photothek/imago-images-bilder)

Was taugt der Dieselkompromiss der Bundesregierung? Die Deutschen sind skeptisch und halten die Lösungen für nicht ausreichend. Das zeigt eine exklusive Umfrage für t-online.de.

Er sollte die Tatkraft der großen Koalition demonstrieren – nach Wochen des Streits. Doch der Dieselkompromiss überzeugt die Mehrheit der Deutschen nicht. 69 Prozent der Bürger halten die zu Beginn der Woche erzielte Einigung auf Hardware-Nachrüstungen und Kaufprämien für nicht ausreichend. Nur gut 15 Prozent sind mit der Lösung zufrieden. Das ergibt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für t-online.de.

Die Bundesregierung hatte sich in der Nacht zum Dienstag auf den Dieselkompromiss geeinigt. Im Einzugsgebiet von besonders mit Stickoxiden belasteten Städten soll gelten: Dieselfahrer bekommen Umtauschprämien von den Autoherstellern, wenn sie ihre alten Euro-4- oder Euro-5-Dieselautos zurückgeben und ein neues oder technisch besseres Gebrauchtfahrzeug kaufen. Fahrer von Euro-5-Dieseln sollen sich alternativ dafür entscheiden können, ihr Fahrzeug mit einem SCR-Katalysator nachzurüsten. Das soll aus Sicht der Regierung dann der Hersteller bezahlen.

Bei den Umtauschprämien und den Nachrüstungen ist die Regierung jedoch auf die Zusammenarbeit der Autohersteller angewiesen. Beim Umtausch scheint das ein geringeres Problem zu sein. Viele Hersteller haben schon zugesagt, Prämien für alte Dieselautos der Euronormen 4 und 5 zu zahlen.

Prämien unterscheiden sich stark – Nachrüstungen bei Herstellern nicht beliebt

In der Höhe unterscheiden sich diese Prämien jedoch stark. Volkswagen will zwischen 4.000 und 8.000 Euro zahlen, Daimler bis zu 5.000 Euro, BMW pauschal 6.000 Euro und Renault bis zu 10.000 Euro. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen befürchtet, dass die Hersteller die Prämien mit den bereits bestehenden hohen Rabatten aufrechnen. Real würden Kunden dann wenig gewinnen.

Bei den Nachrüstungen von Euro-5-Dieseln mit sogenannten SCR-Katalysatoren sperren sich mehrere Hersteller bislang komplett. BMW oder Opel lehnen sie ab. Daimler will sich beteiligen, wenn zertifizierte und zugelassene Systeme existieren. Volkswagen auch – sofern sich alle Hersteller an den Nachrüstungen beteiligen. Auch ausländische Hersteller sind eher abgeneigt.

Umweltministerin fordert Hersteller auf nachzurüsten

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) will das nicht hinnehmen. "Hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen", sagte sie der "Süddeutschen Zeitung". "Ich erwarte von allen Autoherstellern, dass sie an der Umsetzung des Gesamtkonzepts mitarbeiten, also nicht nur Umtauschprämien anbieten, sondern auch bei der Nachrüstung unterstützen." Das seien sie den Dieselfahrern schuldig.

Unzufrieden mit dem Dieselkompromiss sind derweil besonders Anhänger der Grünen, der Linken und der AfD. Jeweils mehr als 75 Prozent von ihnen halten die Einigung für nicht ausreichend, wie die Umfrage zeigt. Aber auch die Anhänger der Parteien der großen Koalition lehnen den Kompromiss mehrheitlich ab.

Zur Methodik der Umfrage

In die Umfrage flossen die Antworten von 5.065 bevölkerungsrepräsentativ ausgewählten Menschen ein, die zwischen dem 2. und 4. Oktober 2018 online gefragt wurden: „Wie bewerten Sie die Einigung der Bundesregierung im Dieselstreit, welche sowohl Hardware-Nachrüstungen als auch Kaufprämien umfasst?"“. Der statistische Fehler für die Gesamtergebnisse beträgt 2,5 Prozentpunkte; für Teilgruppen kann er davon abweichen.

Das Meinungsforschungsinstitut Civey arbeitet nicht nur mit t-online.de, sondern einer ganzen Reihe anderer großer Medien zusammen. Es geht dabei anders als klassische Umfrageinstitute vor. Die meisten Umfrageinstitute wählen die Menschen, die sie befragen, zufällig aus der Gesamtbevölkerung aus. Meist um die 1.000 Menschen. Eine solche Zufallsstichprobe erlaubt es, die zufällige Abweichung der Antworten herauszurechnen und so repräsentative Ergebnisse für die Gesamtbevölkerung zu schätzen. Weil aber nur ein kleiner Teil der Menschen auch antwortet, müssen die Antworten hinterher gewichtet werden.

Civey dagegen lässt online alle Menschen abstimmen, die wollen. Aus den vielen Tausend Antworten zieht ein Computer erst hinterher eine Stichprobe von rund 5.000 Befragten, die dann nach Alter, Geschlecht, Bevölkerungsdichte und Parteipräferenz der Gesamtbevölkerung entsprechen. Damit die Antworten nicht verzerrt sind, achtet Civey nach eigenen Angaben darauf, dass zum Beispiel nicht nur t-online.de-Leser in die Stichprobe kommen, sondern Leser sehr vieler verschiedener Seiten. Schließlich werden die Angaben anhand anderer Informationen, die Civey über die Befragten gesammelt hat, gewichtet. So soll ein repräsentatives Bild der Bevölkerung entstehen. Dafür muss Civey die Ergebnisse stärker gewichten als andere Institute.

An dieser Methode gibt es Kritik. Statistiker halten es aber für möglich, auf diese Art zu zutreffenden Aussagen über Meinungen in der Gesamtbevölkerung zu kommen. Wie genau im Detail gewichtet wird, hält Civey auch gegenüber Auftraggebern wie t-online.de ebenso geheim, wie es andere Umfrageinstitute tun.

Verwendete Quellen
  • Exklusive repräsentative Umfrage von Civey für t-online.de
  • Artikel der "Süddeutschen Zeitung" zur Forderung der Umweltministerin
  • AFP, dpa
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