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Sophia Thomalla wettert bei Maischberger gegen #metoo und "Femi-Nazis"


Maischberger-Talk
#metoo-Kampagne: Thomalla wettert gegen "Femi-Nazis"

Meinungt-online, David Heisig

Aktualisiert am 14.12.2017Lesedauer: 4 Min.
Sophia Thomalla bei Maischberger: Die Schauspielerin hält die #metoo-Aktion für übertrieben.Vergrößern des Bildes
Sophia Thomalla bei Maischberger: Die Schauspielerin hält die #metoo-Aktion für übertrieben. (Quelle: Screenshot ARD)
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2017 ist fast vorbei. Viele Sender blicken in ihren Shows auf das Jahr zurück. Mit bewegenden Bildern, mal ernst, mal satirisch. Sandra Maischberger tat es mit ihrer Runde politisch. Für den Aufreger der Sendung sorgte Sophia Thomalla, die die #metoo-Kampagne für "übertrieben" hält.

Eine Kritik von David Heisig

Die Gäste

• Astrid Frohloff, Fernsehjournalistin
Sophia Thomalla, Schauspielerin
• Olivia Jones, Entertainerin
• Peter Hahne, Fernsehmoderator und Autor
Günter Wallraff, Enthüllungs-Journalist
• Markus Feldenkirchen, Journalist

Das Thema

Donald Trump mit den Fingern am Atomkoffer, EU-zerstörende Rechtspopulisten und Wahlerfolge der AfD: Für 2017 wurde der Weltuntergang prognostiziert. Maischbergers frohe Erkenntnis in ihrer letzten Sendung vor Weihnachten? Die Welt hat nicht aufgehört, sich zu drehen. Konnten sich Politik, Medien und Gesellschaft so täuschen? Das versuchte die Moderatorin mit ihrer Runde zu ergründen. Denn es gab über das Jahr durchaus explosive Themen: Politikverdruss in Deutschland, Ehe für alle, Aufstieg der AfD, Angela Merkels und Martin Schulz Kampf um die Macht, Nordkorea, Krise in Nahost. Maischbergers Runde hatte viel zu besprechen.

Die Fronten

Frohloff brachte es auf den Punkt: Man habe sich "auf hohem Niveau gefürchtet". Allerdings hätten viele Menschen in Deutschland Sorgen und Ängste, trotz brummendem Wirtschaftsmotor. Thomalla nickte, mochte sie ihre Zustimmung ob der Klunker an ihren Fingern auch eher auf den Wirtschaftsaufschwung bezogen haben. Immerhin bewundere man im Ausland Deutschland für seine Wirtschaftskraft, etwa in Amerika. Hahne brauste auf: "Das stimmt nicht." Der Aufschwung der AfD komme nicht von ungefähr, ergänzte Wallraff. Da seien Biedermänner, Brandstifter, Abgehängte, Verwirrte am Werk, die aber nicht alle Rassisten seien. Feldenkirchen trat diesem Verliererbild entgegen: Das gebe die Statistik nicht her. Viele AfD-Wähler hätten Bildungshintergrund, seien gut situiert. Thomalla ergänzte, sie fühle sich in Deutschland zumindest sicher. Wofür die Bundeskanzlerin mit ihrer Politik gesorgt habe.

Kern der Diskussion

"Ich fühle mich bei Merkel nicht sicher", offenbarte Hahne. Um die überraschende These nachzuschieben, Deutschland sei "auf dem linken Auge blind". Der Weg zur G20-Gipfel-Reflektion war geebnet, wurde emotional geführt. Die Hamburger hätten Angst gehabt, warf Jones ein. Feldenkirchen betonte, die deutsche Politik, die Hansestadt hätten das Treffen unprofessionell organisiert. Einigkeit herrschte in der Runde, dass Hamburg der falsche Ort gewesen sei. "Helgoland wäre besser gewesen", unkte Wallraff. Frohloff sah es dezidierter. Es sei zu wenig über die politische Dimension des Gipfels berichtet worden. "G20" sei ein langer Prozess, der aus vielen Konferenzen über ein Jahr und nicht nur zwei Gipfeltagen bestünde.

Aufreger des Abends

So hangelte man sich von Thema zu Thema. Bis Thomalla die Lunte entzündete: Die Runde sollte über die #metoo-Kampagne, in der Männer und Frauen weltweit sexuelle Gewalt anprangern, diskutieren. Die Aktion sei übertrieben, meinte die Schauspielerin. Sie mache Frauen zu Opfern. Autsch! Ob sie sich über Frauen lustig machen wolle, die sexuelle Gewalt erfahren hätten, konterte Maischberger. Natürlich nicht, meinte die Schauspielerin, schwadronierte dann etwas von "Femi-Nazi", "gebrochener Blume" und "einfach mal starke Frau sein". "Wir leben nicht mehr im Mittelalter", sagte sie. Frauen könnten nein sagen. Jones versuchte, sie an die Hand zu nehmen. "Es gibt Frauen, die nicht so stark sind", sagte der Hamburger Kiez-Star. Immerhin hätten viele, die jetzt aufschrien, vorher Karriere gemacht, konterte Thomalla. "Was werfen sie denen denn jetzt vor", fragte Feldenkirchen. Die Debatte werde absurd geführt, so Frohloff. Es würden Dinge vermischt, die thematisch nicht zusammenpassten.

Als die Feminismus-Debatte zu verpuffen drohte, war es wieder an der Thomalla, den Puls hoch zu halten. Als sexy Persiflage auf Jesus am Kreuz macht sie aktuell Werbung für eine Online-Lotterie. Thomallas Begründung wirkte krude. Das Kreuz sei doch ein schönes Symbol. Ohnehin: Wenn man sich die Geschichte der Kirche mit Kreuzzügen, Hexenverbrennungen und pädophilen Priestern anschaue, dürfe die sich jetzt am wenigsten aufregen. Hahne konterte: Hätten die Macher der Werbung einen Mohammed-Bezug gewählt, würde statt der Thomalla ein Strauß Nelken im Studio, oder die Schauspielerin zumindest auf einer Todesliste stehen.

Was von der Sendung übrig bleibt

Zum Glück war die Sendung nicht allzu lange von solch düsteren Gedanken geprägt. Maischberger hatte es auch nicht schwer mit der Runde. Alleine die Übergänge zwischen den Themen hätte sie geschmeidiger gestalten können. Sie unterbrach zu oft abrupt. Ihre Gäste waren gnädig. Die zwei Grandseigneure des deutschen TV-Journalismus, Wallraff und Hahne, mussten sich kein Gehör verschaffen. Wallraff, beeindruckte mit ungebremstem journalistischem Tatendrang. So wolle er weiter über die Zustände in der politischen Türkei berichten. Das sei er den hier lebenden Türken und den in der Türkei einsitzenden Kollegen schuldig. Sollte er ob seiner Berichterstattung beim demnächst anstehenden Besuch des Gerichtsprozesses gegen Mesale Tolu in der Türkei verhaftet werden, hätte er Bücher dabei, die im Gefängnis lesen könne. Für so viel Chuzpe hätte es Applaus oder zumindest Lacher aus dem Publikum gegeben, wenn so etwas bei Maischberger anwesend wäre.

Hahne dagegen verstörte mit teils kruden Aussagen: So machte er für die Wahlerfolge der AfD eine weitverbreitete Islamophobie verantwortlich. Die meisten Berliner Polizisten hätten AfD gewählt. Feldenkirchen konnte ihm da nur wünschen, dass er möglichst viele Beschwerdebriefe von den angesprochenen Ordnungshütern erhalte.

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