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AfD im Osten: Warum sich viele Wähler abgehängt fühlen


AfD in Ostdeutschland
"12 Millionen Wähler wurden ignoriert"

  • Carsten Janz
Von Carsten Janz und John Hufnagel

Aktualisiert am 16.03.2025 - 12:25 UhrLesedauer: 2 Min.
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Im Video: Warum ist die AfD im Osten so stark? (Quelle: t-online)
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Im Altenburger Land machten bei der Bundestagswahl 43,4 Prozent der Wähler ihr Kreuz bei der AfD. Sind also fast die Hälfte der Altenburger rechtsextrem? t-online war vor Ort und stellte fest: Die Antwort ist kompliziert.

Nach der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 war der Osten erneut weitgehend blau gefärbt – fast alle Landkreise gingen an die AfD. Doch warum haben so viele Menschen für diese Partei gestimmt? Die Bürger der 30.000-Einwohner-Stadt Altenburg in Thüringen haben Sorgen: Sie fühlen sich von der Regierung nicht gehört, leiden unter wirtschaftlichen Problemen, steigenden Preisen und fehlenden Investitionen.

t-online war mehrere Tage im Altenburger Land unterwegs, hat mit Menschen der Stadt gesprochen, mit Unternehmern, Politikern und auch Vertretern von Sportvereinen.

"Es wird immer eine Mauer geben"

Viele Altenburger fühlen sich abgehängt und ausgegrenzt – die Bundespolitik erscheint ihnen fern und unzugänglich. Sie blicken pessimistisch in die Zukunft, da sich in ihren Augen in den vergangenen Jahren kaum etwas verbessert hat. Manche ziehen Parallelen zur Deutschen Teilung und sagen: "Wir werden immer die Unterschicht bleiben."

Politiker wie der CDU-Landrat Uwe Melzer halten dagegen. Seiner Meinung nach hat sich die Region durchaus positiv entwickelt – doch diese Wahrnehmung wird von vielen Bürgern nicht geteilt. Auch in der Nachbargemeinde Nobitz, in der 51,3 Prozent für die AfD stimmten, macht sich Bürgermeister Hendrik Läbe (SPD) Sorgen. Er beobachtet, dass sich viele Bürger bewusst in einer "Opferrolle" sehen und sich zunehmend offen zu rechten Positionen bekennen. Davon profitiere die AfD.

Altenburgs CDU-Bürgermeister Andre Neumann war nicht bereit, mit t-online zu sprechen – er lehnte ein Interview ab.

12 Millionen Wähler rechtsextrem?

Viele Bürger empfinden im Gespräch mit t-online die mediale Berichterstattung als voreingenommen und sprechen von "Ost-Bashing". Sie sind überzeugt, dass die AfD systematisch benachteiligt wird. Besonders empört sie, dass die Union als Wahlsieger nicht mit der zweitstärksten Partei im Bundestag zusammenarbeiten will. Diese Haltung kritisieren sie als "undemokratisch" und "unehrlich".

Die "Brandmauer" gegen die AfD findet hier kaum Zustimmung. Im Gegenteil: Das Urteil des Thüringer Verfassungsschutzes, das die AfD als in Teilen rechtsextrem einstuft, sorgt für großen Unmut. Manche Bürger stellen die Legitimität dieser Bewertung infrage und vermuten, dass ganz andere Gründe hinter dieser Einschätzung stecken.

Bäckerin Romy Strobel führt einen 100 Jahre alten Familienbetrieb und sitzt für die Bürgerbewegung "Pro Altenburg" im Stadtrat. Sie fordert, dass mit allen politischen Kräften gesprochen wird, wünscht sich weniger Parteipolitik und mehr pragmatische Lösungen. Mit SPD, CDU und den Grünen konnte sie bei dieser Wahl nichts anfangen. Sie hat den Freien Wählern ihre Stimme gegeben. Und das, obwohl sie als Unternehmerin auch CDU-nah ist.

Es bleibt kompliziert.

Die zunehmende politische Spaltung in Altenburg zeigt, dass sich viele Menschen von den Parteien der demokratischen Mitte entfremdet fühlen – ein Trend, der sich in weiten Teilen Ostdeutschlands widerspiegelt. Die Kluft zwischen Politik und Bevölkerung, zwischen Ost und West und auch zwischen den Menschen in Altenburg wird immer größer. Die AfD hat es geschafft, diese Spaltung für sich zu nutzen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Anfrage Oberbürgermeister Altenburg
  • Anfrage Bürgermeister Nobitz

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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