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Söder und Merz: Neues Buch zeigt Kampf um die Kanzlerkandidatur


Hinter den Kulissen der Kanzlerkandidatur
Merz: Ich will es machen – Söder: Ich auch


Aktualisiert am 13.01.2025 - 12:26 UhrLesedauer: 10 Min.
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Sie wollten es beide: Friedrich Merz und Markus Söder buhlten um die Kanzlerkandidatur. (Quelle: IMAGO/Chris Emil Janssen)
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Friedrich Merz hat sich als Kanzlerkandidat durchgesetzt. Der Weg bis hierhin: War deutlich herausfordernder als der CDU-Chef es zugibt. Denn Markus Söder hätte auch gewollt. Ein Auszug aus dem neuen Buch von t-online-Chefreporterin Sara Sievert.

Als Friedrich Merz und Markus Söder sich Anfang August treffen, teilt der CDU-Vorsitzende dem CSU-Chef erstmals in aller Klarheit mit, was er sich vorstellt. Merz sagt Söder sinngemäß: Ich will es machen. Woraufhin Söder erwidert haben soll: Ich auch. Man spielt den Ball etwas hin und her. Am Ende gehen die beiden Männer erst mal ohne Ergebnis auseinander. Man vereinbart, in Kontakt zu bleiben. In den darauffolgenden Wochen gibt es eine Reihe von bilateralen Gesprächen, nicht in persona, sondern fast ausschließlich am Telefon. Wohl auch, um das Risiko zu mindern, dass jemand Wind von dem Austausch der beiden bekommt. Merz lässt dabei, so heißt es, mehr und mehr durchklingen, dass er das Rennen machen will und wird.

Später, nach der Entscheidung und Verkündung, werden beide Parteichefs immer wieder überschwänglich von dem Miteinander schwärmen. Sie werden betonen, dass der Austausch von großer Konstruktivität und Vertrauen geprägt gewesen sei. Auch Dobrindt wird im Gespräch mit mir noch einmal betonen: "Der Umgang von Friedrich Merz und Markus Söder war von Anfang an von großem gegenseitigen Respekt geprägt", das sei die Grundlage dafür gewesen, dass "eine gute Verständigung erreicht werden konnte", so Dobrindt. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es eben doch mehrere Gespräche brauchte, bis Söder Merz wirklich den Vortritt lässt. In der CSU sprach man in dieser Zeit davon, dass die Botschaft zwar intellektuell bei dem Vorsitzenden angekommen sein dürfte, nur emotional noch nicht. Söder beschließt sogar, es doch noch einmal zu versuchen.

Söders letzte Bewerbung, 15 Tage vor der Entscheidung

Innerhalb kürzester Zeit gibt er eine ganze Reihe von Interviews, in denen er immer wieder betont, er stehe bereit. Auch dass die Umfragewerte eines potenziellen Kandidaten eine wichtige Rolle spielen, wird aus Bayern, von Söder selbst und seinen größten Befürwortern, immer wieder betont. So erklärt der CSU-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag und Söders enger Vertrauter Klaus Holetschek in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen Zeitung: "Entscheidend ist die Frage: Mit welchem inhaltlichen und personellen Angebot haben wir die maximale Chance auf einen Wahlerfolg? Das ist die Frage, die über allem steht, und da geht es zuerst um die Entscheidung über einen gemeinsamen Kanzlerkandidaten."

Als erwidert wird, dass dieser Kandidat den Umfragen zufolge Markus Söder sei, antwortet Holetschek: "Dass Markus Söder Kanzler kann, ist für mich unbestritten. Er hat oft genug bewiesen, dass er führungsstark ist und die Menschen ihm vertrauen." Auf dem Gillamoos-Jahrmarkt wird Söder noch einmal richtig ernsthaft. Merz und er seien sich "einig wie nie". Wichtig sei, dass es dieses Mal anders laufe als 2021, "damals war es nämlich schlicht und einfach der falsche Kandidat", sagt Söder und fügt dann einen Satz hinzu, den man nicht falsch verstehen kann: "Ich würde mich nicht drücken, Verantwortung für unser Land zu übernehmen."

Es ist die letzte Bewerbung des Bayern um die Kanzlerkandidatur, präsentiert am 2. September 2024, nur 15 Tage vor der Entscheidung. Zu dem Zeitpunkt glaubt Merz, die Sache sei längst geklärt. Während der CDU-Vorsitzende den Termin am 17. September als reine Formalie versteht, ist es für Söder der Tag der Entscheidung. Wie das zusammenpasst? Der eine weiß, er wird es. Der andere glaubt, er kann es noch werden.

Die Woche der Entscheidung wird relativ bald nach dem ersten Gespräch im August festgezurrt. Am Dienstag oder Donnerstag will man sich treffen und anschließend vor die Presse treten. Söder wünscht sich schließlich den Dienstag. Er will die Sache vor der CSU-Klausurtagung in Kloster Banz geklärt haben. Am Montag, den 9. September informiert Merz Linnemann über den genauen Termin.


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Während der CDU-Vorsitzende den Termin am 17. September als reine Formalie versteht, ist es für Söder der Tag der Entscheidung. Wie das zusammenpasst? Der eine weiß, er wird es. Der andere glaubt, er kann es noch werden.


Aus dem Buch "Der Unvermeidbare"


Der CDU-Chef nimmt den Generalsekretär kurz vor Beginn der Unions-Fraktionssitzung im Bundestag zur Seite, berichtet ihm die Details. Jetzt geht es auf die Zielgerade. Alles läuft unter strengster Geheimhaltung, selbst engste Mitarbeiter werden teilweise nicht mehr eingeweiht aus Sorge, jemand könne sich verplappern. Die Landesvorsitzenden bekommen zumindest einen Teil der Wahrheit erzählt. Merz beschließt, sie kurz vor der Entscheidung abzutelefonieren.

Denn dem Parteivorsitzenden war zuvor nicht entgangen, dass über Monate aus den Ländern Kritik an ihm geäußert wurde. Er kümmere sich jenseits von Berlin nicht ausreichend um die Partei, binde nicht ausreichend ein, zeige zu wenig Wertschätzung. Was Merz auf keinen Fall gebrauchen kann, sind 15 CDU-Landesvorsitzende, die von einer Entscheidung in Sachen K-Frage vollkommen überrascht werden. Noch dazu, nachdem sie selbst die Forderung gestellt hatten, nicht außen vor gelassen zu werden.

Also ruft Merz einen nach dem anderen an. Nur einen erreicht er nicht: Kai Wegner, den Regierenden Bürgermeister von Berlin. Allen anderen sagt Merz, dass Söder und er in Gesprächen seien. In der kommenden Woche werde man sich ein letztes Mal treffen und anschließend dem Präsidium einen Vorschlag für den Kanzlerkandidaten machen. Merz will ihnen damit zumindest das Gefühl geben, involviert zu sein. Aber: Keine Details, denn ab hier soll nichts mehr schiefgehen.

Kurz vor knapp: Wüst wird zum Königsmacher

Umso größer ist der Unmut, als es doch passiert und dem Bayer am Ende einer zuvorkommt: Hendrik Wüst. Am Montagmorgen verschickt die CDU Nordrhein-Westfalen die Einladung zu einem Pressestatement des Landesvorsitzenden. Anlass, so heißt es zunächst aus NRW-CDU-Kreisen, sei eine "persönliche Erklärung" und der Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl.

Kurz herrscht Aufregung in der politischen Szene: Erklärt Wüst jetzt doch seine Kandidatur? Kommt hier die Revolte? Und wenn ja, warum weiß dann niemand Bescheid? Die Antwort ist klar: Der innerparteiliche Aufstand in letzter Minute bleibt aus. Wüst erklärt lediglich seinen Verzicht.

Fast acht Minuten lässt der CDU-Politiker aus Nordrhein-Westfalen seine Zuhörerinnen und Zuhörer warten, erzählt davon, wie gut es in seiner Regierung läuft und von seinen guten Umfragewerten und dass ihn viele auf eine mögliche Kandidatur angesprochen hätten, gerade junge Menschen. Bis er schließlich zum entscheidenden Punkt kommt, nämlich "dass ich aktuell und unter den gegebenen Umständen für die Kanzlerkandidatur der Union bei der Bundestagswahl 2025 nicht zur Verfügung stehe". Und: "Gleichzeitig habe ich den Landesvorstand darum gebeten, unseren Bundesvorsitzenden Friedrich Merz als Kanzlerkandidaten zu unterstützen."

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Es ist die entscheidende Botschaft in Sachen K-Frage. Plötzlich wirkt es in der Öffentlichkeit so, als habe Wüst einen Prozess entschieden – und als sei Merz Kandidat von seinen statt Söders Gnaden. Selbst jene, die überzeugt sind, dass Wüst nie wirklich zur Disposition stand, ziehen nun ihren Hut vor ihm. Der größte und wichtigste Landesverband der Christdemokraten und zudem noch Merz’ Heimatverband steht hinter dem CDU-Kandidaten. In diesem Moment ist die Messe gelesen.

Mit seinem Auftritt sorgt Wüst für Ärger in Bayern

Es ist ein strategischer Schachzug, der Wüst in der Öffentlichkeit gut dastehen lässt, der aber nicht bei allen gut ankommt. Vor allem in Bayern nicht. Söder habe getobt, so berichten es jene aus seinem Umfeld.

Noch am selben Tag schickt der CSU-Chef den Fraktionsvorsitzenden Klaus Holetschek vor, um ordentlich Dampf zu machen. Bei der CSU-Fraktionsklausur in Kloster Banz sagt Holetschek der Bild-Zeitung: "Man hat eigentlich ein anderes Verfahren vereinbart zwischen den Parteivorsitzenden, und deswegen finde ich das überraschend an der Stelle." Wüst müsse "selbst wissen, was er kommuniziert… Es war ein gutes Verfahren, und an dem hätte man festhalten sollen."

Unterdessen macht Söder sich auf den Weg nach Berlin. Am Montagabend trifft er Dobrindt im Hotel Marriott am Potsdamer Platz. Was eigentlich eine von langer Hand geplante Vorbesprechung des Entscheidungsgesprächs mit Merz sein sollte, wird in der Öffentlichkeit plötzlich zum Krisengespräch. Und als die CSU-Landesgruppe am nächsten Morgen um Punkt 9 Uhr informiert: "Heute, Dienstag, 17. September, 12 Uhr, findet in der Bayerischen Vertretung in Berlin, Behrenstr. 21/ 22, eine Pressekonferenz mit dem Vorsitzenden der CSU und Bayerischen Ministerpräsidenten, Dr. Markus Söder, und dem Vorsitzenden der CDU Deutschlands und Vorsitzenden der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion, Friedrich Merz, statt", wirkt das wie eine Reaktion auf Wüst. Dabei sollte es der Gipfel einer lang vorbereiteten Choreografie werden.


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Es ist ein strategischer Schachzug, der Wüst in der Öffentlichkeit gut dastehen lässt, der aber nicht bei allen gut ankommt. Vor allem in Bayern nicht. Söder habe getobt, so berichten es jene aus seinem Umfeld.


Auszug aus "Der Unvermeidbare"


Man kann nun darüber streiten, ob es in Merz’ Interesse war, dass Wüst Söder die Show gestohlen hat. Allerdings lässt sich bereits jetzt sagen: Geschadet hat es Merz jedenfalls nicht.

Wer Markus Söder kennt, der weiß, dass bis zum Tag der Entscheidung nie einhundertprozentig sicher war, dass der Bayer am Ende mitspielt. Erst als die beiden Parteivorsitzenden sich in Söders Büro im dritten Stock der Landesvertretung bei Kaffee und Schokolade gegenübersitzen, ist es so weit. Merz sagt dem Vernehmen nach noch einmal, dass er die Kandidatur will. Und Söder akzeptiert es. Man informiert Linnemann und Dobrindt, dass sie dazukommen können. Anschließend wird über die Zusammenarbeit und den weiteren Fahrplan gesprochen.

Söder macht noch einmal klar, wo er sich nach der Wahl sieht

Söder wusste am Ende, dass er nicht gegen den Willen der CDU Kanzlerkandidat werden konnte. Dass Wüst als neuer Gegenspieler dazukam, mag für Söder nicht ausschlaggebend gewesen sein. Es hat die Unterstützung des Bayern für Merz aber dennoch gefestigt. Auch über den 17. September hinaus. Wie sich bereits in dem anschließenden Pressestatement zeigen sollte: "Es gibt viele Ministerpräsidenten, aber nur zwei Parteivorsitzende der Union", sagt er und macht bewusst eine Pause, damit die Botschaft wirklich ankommt.

Anschließend betont Söder gleich mehrfach, wie wichtig seine eigene Rolle in einer möglichen Koalition sein werde. "Für uns ist wichtig, dass Friedrich Merz und die CDU unter seiner Führung ein starkes Koordinatensystem haben, das mit uns, der CSU, gut vereinbar ist." Dabei sei seine Aufgabe klar, die Unterstützung von Merz. "Denn in einer Koalition ist der Koalitionsausschuss der entscheidende Punkt, wo politische Verantwortung sich auf Dauer zeigt und auch politische Macht stattfindet." Und wer ist kein Mitglied im Koalitionsausschuss? Richtig, Hendrik Wüst. Liebe Grüße nach Düsseldorf.

Bohrt man innerhalb der CDU tiefer nach, ob das Spektakel an jenem Dienstag wirklich von langer Hand geplant war, stößt man bald auf sehr unterschiedliche Erzählungen. Die einen behaupten, es sei eine Planänderung. Schließlich habe Merz im Vorfeld nur angekündigt, sich diese Woche mit Söder treffen zu wollen. Von einer Pressekonferenz sei keine Rede gewesen. Andere versichern, es sei genauso geplant gewesen. Allein die Ankündigung von Wüst sei als Überraschung gekommen. Es ist ein Buhlen um die Hoheit über das Narrativ. Und tatsächlich hat Wüst sie gewonnen.

Während Söder stichelt, steht Merz gelassen daneben. Er grinst. Mehr nicht. Was der CDU-Chef von Wüsts Auftritt hält, schimmert nur in einem Satz durch, als er sagt, es sei eine gemeinsame Entscheidung der beiden Parteivorsitzenden. Die beiden (nicht drei) hätten sie lange besprochen. Es ist eine kleine Spitze, wohl auch um des CDU/ CSU-Friedens willen. Aber eine Zurechtweisung ist es nicht. Warum auch? Für den CDU-Vorsitzenden ist es ein herrlicher Tag. Der Höhepunkt seiner politischen Laufbahn. Das Drumherum ist ein politisches Schauspiel. Während Wüst und Söder sich also darum streiten, wer was in Gang gesetzt hat, bleibt klar: Die Krone trägt am Ende Merz.

Warum verzichten? Söder und Wüst hatten ihre Gründe

Was bewog Wüst und Söder, die nicht nur Umfragen zufolge beide bessere Chancen auf das Amt des Kanzlers gehabt hätten, sondern die sich auch selbst für den deutlich geeigneteren Kandidaten hielten, dazu, das Feld zu räumen? Es gibt eine Reihe von Theorien. Und die Details zu den Entscheidungen werden an anderer Stelle in diesem Buch beleuchtet. Vorab ist einer der wichtigsten Gründe, der auch die Partei insgesamt dazu bewegt hat, sich hinter Merz zu versammeln: die Angst davor, das Wahlkampf-Desaster 2021 könne sich wiederholen. Sie ist am Ende größer als die Sorge, man werde die Wahl mit Merz an der Spitze verlieren.

Zumal die Gesamtsituation im September eine deutlich andere ist, als sie es kurz vor der vorherigen Bundestagswahl bei Armin Laschet war. Damals wurden die Werte der Union immer schlechter. Während man die Wahl 2017 noch mit 32,9 Prozent gewonnen hatte, stand man plötzlich in den Umfragen bei 22 Prozent, deutlich hinter der SPD. Durch diverse Wahlkampf-Patzer hatte Laschet sich angreifbar gemacht. Und während man sich in den Bundesländern fragte, wofür sich der Wahlkampf noch lohnte, fürchteten die Abgeordneten der Bundestagsfraktion um ihre Mandate. Im Vergleich dazu sieht die Lage für CDU und CSU drei Jahre später, im September 2024, gut aus.

Die Ampel gibt das Bild einer zerstrittenen Regierung ab, während in der Union der Zusammenhalt besser denn je scheint. In den Umfragen stehen die beiden Schwesterparteien im September 2024 bei rund 33 Prozent und sind damit stärker als alle drei Ampel-Partner zusammen. Die SPD kommt gerade so auf 15 Prozent. Ist das Risiko, mit Merz anzutreten, da wirklich so groß? Zu dem Zeitpunkt jedenfalls nicht. Das ist auch Wüst und Söder klar – und sie stellen sich deshalb erst einmal zurück.

Was am Ende logisch wirkt, schien lange undenkbar

Dass sowohl Markus Söder als auch Hendrik Wüst sich schließlich so mehr oder minder geräuschlos einreihen, wird nicht nur in der Partei als großer Erfolg verstanden, sondern auch in der Öffentlichkeit. Die ARD-Korrespondentin Sarah Frühauf kommentiert am Abend der Entscheidung in den Tagesthemen: "Das muss man Friedrich Merz lassen! Die Union hat es geschafft, ohne öffentlichen Streit einen Kanzlerkandidaten zu küren. Strategisch war das eine Meisterleistung."

Es ist ein überragender Sieg für Merz. Über den er sich bewusst ist und dabei gleichzeitig immer Söder im Blick hat. Merz dankt dem Vorsitzenden der kleinen Schwesterpartei bei jeder Gelegenheit für die "tolle Zusammenarbeit". Beide hätten sich gleich zu Beginn ihrer gemeinsamen Arbeit fest versprochen, "dass CDU und CSU wieder besser zusammenarbeiten müssen, als das vorher der Fall war, und dieses Versprechen lösen wir mit dem heutigen Tag ein", sagt Merz bei der Pressekonferenz in der Landesvertretung. Händeschütteln, Schulterklopfen, das haben wir gut geschaukelt.

Die beiden geben sich alle Mühe, harmonisch zu wirken. Wenngleich vor allem Söders Worte durchklingen lassen, was nach wie vor allen Beteiligten klar ist: In der Bayerischen Landesvertretung sprechen an jenem Dienstagmittag keine Verbündeten. Die Entscheidung über die K-Frage hat kein plötzliches Dream-Team aus zwei Parteivorsitzenden geschaffen. Der CSU-Chef wird in den Wochen danach immer wieder betonen, wie geeignet sie beide gewesen wären, Friedrich Merz habe jedoch von seinem "Zugriffsrecht Gebrauch gemacht". Überzeugung klingt anders.

Und Merz? Der sitzt an einem Abend wenige Tage nach der Entscheidung bei einer Buchvorstellung des ehemaligen CDU-Politikers Andreas Rödder. Als er einen Journalisten von der taz sieht, ruft er ihm zu: "Schöne Überschrift." Die Tageszeitung hatte am 18. September über einem Foto der beiden Parteivorsitzenden getitelt: "Erste erfolgreiche Zurückweisung."

Was an jenem 17. September logisch wirkt, das schien lange undenkbar. Der Sauerländer war von 2009 bis 2021 von der politischen Bühne verschwunden. Sein Comeback an die Spitze der Partei: zwei Mal gescheitert. Nicht nur, weil die anderen besser waren als er, sondern auch, weil Merz lange nicht ausreichend überzeugt hat, die Partei nicht mehr kannte.

Auch nach seiner Wahl zum Parteivorsitzenden fremdelten weite Teile der CDU mit Merz. Viele blickten besorgt und durchaus auch mit Widerstand auf den bevorstehenden Kurswechsel, den er mit sich brachte. Nicht wenige überlegten sogar, wie man ihn wieder loswerden könnte. Bis schließlich der Moment eintrat, in dem man ihn akzeptierte. Der Moment, in dem Merz unausweichlich wurde. Unvermeidbar.

Verwendete Quellen
  • Auszug aus dem Buch "Der Unvermeidbare"
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