Rücktritt angekündigt Neubrandenburgs Bürgermeister berichtet von Welle des Hasses
Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt hat seinen Rücktritt angekündigt. Jetzt hat er sich mit emotionalen Worten zu den Hintergründen geäußert.
Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) hat sich zu den Hintergründen seines angekündigten Rücktritts im Mai 2025 geäußert. Bei einer Veranstaltung der Körber-Stiftung in Berlin sagte Witt laut einem Mitschnitt, den der NDR veröffentlichte: "Da ist schon 'ne Menge passiert, da ist schon 'ne Menge Druck, der ausgeübt wird."
Irgendwann habe das Auswirkungen auf sein Umfeld, auf seinen Ehemann, seine Familie und Freunde gehabt. Ein Schlüsselerlebnis sei gewesen, als seine Mutter ihm morgens eine Whatsapp-Nachricht geschickt habe mit dem Inhalt: "Heute ist es nicht so schlimm, was in der Zeitung steht."
Witts reguläre Amtszeit würde noch bis 2029 dauern. Er ist bereits seit 2015 Oberbürgermeister der drittgrößten Stadt Mecklenburg-Vorpommerns und wurde 2022 mit großem Vorsprung vor seinem einzigen Gegenkandidaten wiedergewählt.
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Beschluss gegen Regenbogenflagge
Der Rücktrittsankündigung des Oberbürgermeisters vorausgegangen war ein mehrheitlicher Beschluss der Neubrandenburger Stadtvertretung, die Regenbogenfahne am Bahnhof infolge mehrerer Angriffe nicht mehr zu hissen. Witt kündigte am darauffolgenden Tag seinen Rücktritt zum Mai 2025 an.
Er hatte sich in der Vergangenheit für ein weltoffenes und tolerantes Neubrandenburg ausgesprochen – unter anderem als Schirmherr von Christopher-Street-Day-Veranstaltungen. In den sozialen Medien hatte sich der 45-jährige Witt auch selbst mit der Regenbogenfahne gezeigt. In der Vergangenheit hatten Unbekannte die Regenbogenflagge am Bahnhof mehrmals gegen eine Fahne mit einem Hakenkreuz ausgetauscht.
Demonstration am Bahnhof
Jutta Wegner, Landtagsabgeordnete der Grünen, zeigte sich nach Witts Bekanntgabe bestürzt: "Die zahlreichen Angriffe, die er in den letzten Jahren ertragen musste, bereiten mir Sorge. In der Stadtvertretung, aber auch in der Stadtgesellschaft sind Stimmen laut geworden, die für Spaltung und Hetze und nicht für einen fairen Umgang eintreten."
Die Linken im Landtag bezeichneten den Beschluss der Stadtvertreter als beschämendes Signal. Am Freitag demonstrierten rund 200 Menschen friedlich am Bahnhof – mit zahlreichen Regenbogenfahnen.
- Nachrichtenagentur dpa