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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Hinter den Kulissen beim TV-Duell "Beide wirkten abgekämpft"
Hunderttausende haben das TV-Duell zwischen Björn Höcke und Mario Voigt verfolgt. Das Duell ist vorbei, die Debatten aber sind in vollem Gang. Niemand war näher dran als Jan Philipp Burgard, einer der beiden Moderatoren von Welt TV.
Wie geht man mit AfD-Größen im deutschen Fernsehen um? Wem bietet man eine Bühne, wen konfrontiert man besser? In der Debatte ging es um Europa, um Migration, um die Demokratie, um Hass, Hetze und sogar Hackfleisch. Welche Lehren aber zieht einer der Hauptprotagonisten aus dieser medialen Versuchsanordnung? Und was passierte, als die Kameras ausgingen? Ein Blick hinter die Kulissen eines denkwürdigen TV-Abends in Interview-Form.
t-online: Jan Philipp Burgard, das Duell zwischen Björn Höcke und Mario Voigt ist Geschichte. Niemand war näher dran als Sie. Wer hat gewonnen?
Jan Philipp Burgard: Der Journalismus. Seit Jahren ringen wir um den richtigen Umgang mit der AfD. Das TV-Duell hat gezeigt: Es ist journalistisch sinnvoll, auch Politiker, deren Überzeugungen man ablehnt, durch kritische Fragen und Fakten herauszufordern.
Erlauben Sie uns einen kleinen Blick hinter die Kulissen: Wie haben die Duellanten hinterher auf Sie gewirkt?
Wir hatten uns vorgenommen, einen "Boxring der Demokratie" aufzustellen. Um in diesem Bild zu bleiben, wirkten beide Kontrahenten auf mich hinterher abgekämpft. Vielleicht hat dazu beigetragen, dass wir die Sendezeit deutlich überzogen haben. Geplant waren 45 Minuten, am Ende waren es 71 Minuten.
Zur Person
Jan Philipp Burgard ist seit August 2021 Chefredakteur des Fernsehsenders Welt TV. Der gebürtige Sauerländer war zuvor lange Jahre stellvertretender Leiter des ARD-Studios in Washington. Für Welt TV moderierte er zusammen mit Tatjana Ohm das Fernseh-Duell zischen Björn Höcke (AfD) und Mario Voigt (CDU).
Sie haben als Chefredakteur von Welt TV im Vorfeld des Duells eine Menge Kritik einstecken müssen, weil Sie einer Übertragung zugestimmt haben. Heute scheint das Echo zumindest geteilt. Hat es sich gelohnt, dieses Risiko einzugehen?
Die Kritik im Vorfeld haben wir sehr ernst genommen. Und wir haben uns die Entscheidung, einen Rechtsextremisten ins Studio einzuladen, nicht leicht gemacht. Doch der Vorwurf, Björn Höcke eine Bühne zu bieten, greift aus meiner Sicht nicht mehr. Denn eine Bühne hat die AfD auch ohne Auftritte in einem TV-Duell. Über die sozialen Medien erreicht die Partei ungefiltert Millionen von Menschen, allerdings ohne sich Widerspruch oder kritische Nachfragen gefallen lassen zu müssen.
Deshalb wollten wir diesen Versuch eines neuen Umgangs mit der AfD in der direkten Konfrontation mit dem politischen Opponenten wagen. Wir wollten den Bürgern vor Augen führen, was die Wahl eines Rechtsextremisten in ein Regierungsamt konkret bedeuten würde. Aus meiner Sicht hat sich dieser Versuch gelohnt.
Was war die Strategie der Moderatoren? In meiner Wahrnehmung hat sie sich im Laufe der Sendung verändert. Ist das richtig?
Der Plan meiner Co-Moderatorin Tatjana Ohm und mir war, mit dem Thema Europa zu beginnen und uns zunächst sehr zurückzunehmen. Wir wollten vor allem eine Debatte zwischen Herrn Höcke und Herrn Voigt ermöglichen. Bei den Themen Remigration und Holocaust-Gedenken waren entschlossene Nachfragen, die Konfrontation mit Fakten und das Offenlegen von Widersprüchen besonders wichtig.
Die Sendung war – betrachtet man die Quote – ein großer Erfolg für Welt TV. Würden Sie ein Re-Match auch übertragen? Oder andere Duelle vor den Landtagswahlen im Herbst?
Wir verstehen uns schon seit einiger Zeit nicht nur als Nachrichtensender, sondern auch als Debattenmedium. Deshalb haben wir Formate wie den "WELT TALK" und das "Duell des Tages entwickelt". Das TV-Duell zwischen Björn Höcke und Mario Voigt war mit einer Sehbeteiligung von mehr als einer Million Menschen beim Gesamtpublikum die reichweitenstärkste Primetime-Sendung von WELT TV aller Zeiten.
Dieser Erfolg zeigt uns, wie groß das Interesse der Menschen ist, sich im Rahmen einer direkten politischen Auseinandersetzung im Fernsehen eine Meinung zu bilden. Daran möchten wir anknüpfen.
- Interview mit Jan Philipp Burgard, Chefredakteur Welt TV