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Demos gegen rechts: Berlin und München mit über 100.000 Teilnehmern


Massenproteste in ganz Deutschland
Anti-AfD-Demos: Zwei Städte mit über 100.000 Teilnehmern

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 21.01.2024Lesedauer: 6 Min.
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Großer Andrang bei Demos gegen Rechts: Hier sehen Sie die Bilder aus Berlin. (Quelle: reuters)
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Die Demonstrationen gegen rechts reißen in Deutschland nicht ab: Auch am Sonntag sind bundesweit Hunderttausende Menschen auf die Straße gegangen.

In der gesamten Bundesrepublik sind am Wochenende Demonstrationen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus abgehalten worden. Bei vielen Protesten kamen deutlich mehr Menschen als erwartet. In München und Berlin kamen jeweils mehr als 100.000 Menschen zusammen.

Die Demonstration in München musste wegen Überfüllung abgebrochen werden. Die Polizei ging von mindestens 100.000 Demonstrierenden aus, der Veranstalter sprach von 250.000. Die Kundgebung wurde aus Sicherheitsgründen vom Organisator abgebrochen, da der Veranstaltungsbereich in der Innenstadt völlig überfüllt war. Von der Polizei hieß es, die Sicherheit der Teilnehmer sei nicht mehr zu gewährleisten.

Ursprünglich war ein Protestzug durch die Münchner Innenstadt geplant. Allerdings war auf der Zugstrecke kein Durchkommen mehr möglich. Als die Veranstalter die Absage auf der Bühne bekannt gaben, brandete unter den Demoteilnehmern Jubel aus, berichtet der "Münchner Merkur". Von den Demonstrierenden gab es aber auch Pfiffe, weil aufgerufen wurde, dass niemand mehr kommen soll, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Bereits am Freitag musste eine Demonstration in Hamburg wegen zu vieler Teilnehmer abgebrochen werden.

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In Berlin versammelten sich am späten Nachmittag zahlreiche Menschen vor dem Reichstagsgebäude. Nach ersten Schätzungen der Polizei beteiligen sich zwischen 60.000 und 100.000 Menschen. Die Veranstalter sprachen von 350.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Das hielt die Polizei für zu hoch.

Die Versammlungsfläche wurde zuvor von der Polizei bis zur Siegessäule erweitert. Die U-Bahn-Linie 5 hielt zwischendurch nicht mehr, auch der Hauptbahnhof war an Abend voll, teilte die Polizei auf X, früher Twitter, mit. Die Demonstrierenden sollten Alternativen wie den Alexanderplatz oder den Potsdamer Platz nutzen "oder spazieren Sie noch ein paar mehr Schritte durch Berlin in Ihre Richtung".

Schon vor dem Start der Demo waren die öffentlichen Verkehrsmittel in Richtung Regierungsviertel voll, wie das Foto eines t-online-Reporters vom Alexanderplatz zeigt.

Die Polizei hatte bereits zuvor deutlich mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmern als die zunächst vom Veranstalter angekündigten 1.000 Menschen erwartet. Die Demonstration unter dem Motto "Demokratie verteidigen: Zusammen gegen Rechts" sollte vom Platz der Republik durch das Regierungsviertel führen und zurück zum Bundestag gehen. Aufgerufen hatte dazu die Klimabewegung Fridays for Future Berlin gemeinsam mit einem Bündnis verschiedener Organisationen. Mehr zur Berliner Demo lesen Sie hier.

In Bremen versammelten sich nach Schätzung der Polizei bis zu 45.000 Menschen zur Kundgebung "Laut gegen rechts". "Es war ein absolut friedliches Zeichen gegen rechts", zog ein Sprecher der Polizei Bilanz. Die Veranstalter sprachen von rund 50.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Auch Bremens Regierungschef Andreas Bovenschulte (SPD) beteiligte sich. "Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem alle Demokratinnen und Demokraten zusammenhalten und aufstehen müssen", sagte Bovenschulte. Er appellierte, nach der Kundgebung weiter gegen rechts einzutreten. "Bleibt weiter laut, zeigt weiter klare Kante. Auch im Alltag, am Arbeitsplatz, im Sportverein, auf der Straße."

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"Demokratie schützen, AfD bekämpfen"

In Köln kamen nach Angaben eines Polizeisprechers für einen Demozug von der Deutzer Werft durch die Innenstadt und eine wenig später anlaufende Demo des aus mehr als 50 Parteien, Organisationen und Initiativen bestehenden Bündnisses "Köln stellt sich quer" insgesamt "sicherlich mehrere Zehntausend Menschen" zusammen. Die Veranstalter sprachen von 70.000 Teilnehmern.

Die Kundgebung mit dem Titel "Demokratie schützen, AfD bekämpfen" wurde auch von den Bands Kasalla, Höhner, Cat Ballou, Bläck Fööss, Paveier und Brings unterstützt. Die Bands schrieben auf ihren Fanseiten vorab: "Wir hoffen, dass wir alle laut sind. Und es klar wird: Bis hierhin und nicht weiter." Mehr zur Demo in Köln lesen Sie hier.

Rege Teilnahme an Demos in Ostdeutschland

Viele Tausend Menschen in Leipzig gegen die AfD und für die Demokratie demonstriert. Die Polizei sprach von mehr als Zehntausend Teilnehmern. Der Marktplatz war nach Angaben einer dpa-Reporterin überfüllt, auch in den Seitenstraßen standen die Menschen dicht gedrängt. Die Veranstalter sprachen von etwa 40.000 Teilnehmern.

40.000 Menschen haben nach Veranstalterangaben in Dresden gegen die AfD und für die Demokratie demonstriert. Ein Polizeisprecher sprach zu Beginn der Demonstration auf dem Schlossplatz in Dresden von mehreren Tausend Teilnehmern. "Und es strömen noch viele Menschen hinzu." In der Landeshauptstadt musste aufgrund der enormen Teilnehmerzahl die ursprüngliche Aufzugstrecke verlängert werden. "Nur so konnte jeder an dem Protestzug teilnehmen, der wollte", sagte der Polizeisprecher. Mehr zu den Demos in Leipzig und Dresden lesen Sie hier.

In Görlitz sprach die Polizei von mehr als 1.000 Menschen. Dort hielt auch Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) eine Rede.

In Halle demonstrierten etwa 16.000 Menschen, in Magdeburg 1.800, meldet die Polizei. Auch in den Stunden nach der Demo sei alles ruhig geblieben, es sei zu keinen Vorkommnissen gekommen.

Bei der Demonstration in Cottbus nahmen nach Polizeiangaben 3.500 Menschen teil, die Veranstalter nannten 5.000 Personen. Zu dem Protest hatte das Bündnis "unteilbar Südbrandenburg" aufgerufen. Auch Ministerpräsident Dietmas Woidke war dabei. "Ich stehe hier oben und habe Tränen in den Augen", sagte der SPD-Politiker. "Die Lausitz steht auf für Demokratie, die Lausitz steht auf gegen Rechtsextremismus und gegen Rassismus."

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In Saarbrücken versammelten sich knapp 12.000 Menschen, schätzt die Polizei. Die Veranstaltung verlief friedlich, wie eine Sprecherin der Polizei am Nachmittag sagte. Zuvor hatten die Veranstalter demnach mit etwa 500 Teilnehmern gerechnet.

In Offenbach waren rund 3.000 Menschen unter dem Motto "Demo gegen Rechts – Kein Fußbreit dem Faschismus" auf der Straße. Ursprünglich hatten die Veranstalter demnach mit nur 50 Teilnehmern gerechnet und die Zahl der Anmeldungen im Vorfeld mehrmals erhöht.

Unter dem Motto "Baden gegen Extremismus und für Demokratie" sind etwa 2.000 Menschen in Baden-Baden zu einer Demonstration auf die Straße gegangen. Das teilte ein Polizeisprecher mit. Ein breites Bündnis aus Parteien, Kirchen und Gesellschaft hatte zu der Demo gegen rechts aufgerufen. Die Versammlung verlief zunächst friedlich.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier begrüßt in einer Videobotschaft, die am Sonntag auf den sozialen Netzwerken verbreitet wurde, die Demonstrationen. "Wir brauchen jetzt ein Bündnis aller Demokratinnen und Demokraten: egal ob sie auf dem Land leben oder in der Stadt, ob jung oder alt, ob mit oder ohne Migrationsgeschichte", sagt er. Man solle zeigen, "dass wir gemeinsam stärker sind". Mehr dazu lesen Sie hier.

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Am Samstag waren mehr als 300.000 Menschen auf der Straße

Auch in vielen weiteren deutschen Städten fanden Kundgebungen und Demonstrationen statt. In Stuttgart waren nach Angaben der Veranstalter bereits am Samstag rund 20.000 Menschen zum Protest gekommen, am Sonntag kamen rund 9.000 Menschen, berichtet der SWR.

Bundesweit waren schon am Samstag Hunderttausende gegen rechts und für die Demokratie auf die Straße gegangen. Nach ersten Zählungen der Polizei und der Veranstalter demonstrierten insgesamt mindestens 300.000 Menschen. Allein in Frankfurt am Main und in Hannover waren es nach Angaben von Polizei und Veranstaltern jeweils 35.000 Menschen – ein Motto war "Demokratie verteidigen". Der Frankfurter Römer war voller Menschen, die Transparente mit Aufschriften wie "Alle zusammen gegen den Faschismus" und "Kein Platz für Nazis" trugen. Am Freitag hatten mehr als 50.000 Menschen in Hamburg demonstriert.

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Auch in anderen Städten kamen Zehntausende Menschen zusammen, um friedlich zu protestieren – etwa gegen ein Erstarken der AfD.

Recherchen über Rechtsextremen-Treffen waren Auslöser

Auslöser für die Proteste sind unter anderem die Enthüllungen des Recherchezentrums Correctiv über ein Treffen von Rechtsextremisten am 25. November, an dem AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion in Potsdam teilgenommen hatten.

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Der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, hatte bei dem Treffen nach eigenen Angaben über "Remigration" gesprochen. Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll – auch unter Zwang.

Die Pläne sind von Politikern der demokratischen Parteien heftig verurteilt worden. Entsprechend gibt es Unterstützung für die Proteste: CDU-Chef Friedrich Merz bezeichnete die bundesweiten Demonstrationen als ermutigend. "Die 'schweigende' Mehrheit erhebt ihre Stimme und zeigt, dass sie in einem Land leben möchte, das weltoffen und frei ist", teilte er auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Berlin mit. "Wir stehen an der Seite derer, die sich für unsere Demokratie, unseren Rechtsstaat und unsere offene Gesellschaft einsetzen", sagte Merz.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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