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Gerhard Schröder: Spuren von Nord Stream 2 führen bis zu seiner Frau


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Gas-Lobbyist Gerhard Schröder
Spuren von Nord Stream 2 führen bis zu seiner Frau


Aktualisiert am 09.12.2023Lesedauer: 4 Min.
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Gerhard Schröder mit seiner Ehefrau Schröder-Kim: Seine Lobbyarbeit hatte offenbar Schnittstellen zu ihrer Arbeit für die NRW-Außenwirtschaftsförderung. (Quelle: imago-images-bilder)
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Soyeon Schröder-Kim machte bislang hauptsächlich Schlagzeilen mit privaten Einblicken in ihre Ehe – und Auftritten mit ihrem Mann. Nun legen Recherchen von t-online nahe: Es gab auch berufliche Schnittstellen zur Lobbyarbeit des Altkanzlers.

Gemeinsam mit ihrem Mann bei der Einheitsfeier. Gemeinsam mit ihrem Mann bei der Segelregatta. Gemeinsam mit ihrem Mann beim Grillfest. Soyeon Schröder-Kim hat um ihre Ehe mit Altkanzler und Gas-Lobbyist Gerhard Schröder (SPD) nie ein Geheimnis gemacht. Sie begleitete ihn zu offiziellen Anlässen, sie gab Interviews, unterstützte ihn öffentlich. Auf Instagram gewährte sie immer wieder Einblicke in das Leben des Paars.

Der Rauswurf bei der NRW-Agentur

Das vertrug sich zuletzt nicht mehr gut mit ihrer eigenen Arbeit: Im Mai verlor sie ihren Job bei der Außenwirtschaftsförderung des Landes Nordrhein-Westfalen, "NRW.Global Business". Auslöser dafür war ein erneuter Auftritt mit Schröder – in der russischen Botschaft zum "Tag des Sieges", während Russland die Ukraine mit Krieg überzieht.

Sie sei zuvor mehrfach darauf hingewiesen worden, "in der Öffentlichkeit bei politisch sensiblen Themen, insbesondere bezüglich des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, zurückhaltend zu sein und sich nicht zu äußern", hieß es in einer Mitteilung des NRW-Wirtschaftsministeriums. Schröder-Kim nahm dazu keine Stellung. Ihre mehr als zehnjährige Tätigkeit als Südkorea-Beauftragte der Agentur kam damit zu einem abrupten Ende.

Die Verbindung zur Gas-Lobby

Bislang hatte es weitgehend den Anschein, als seien ihre öffentlichen Auftritte mit Ehemann Schröder rein privater Natur. Nun legen Recherchen von t-online nahe, dass es auch Verbindungen zwischen Schröders Lobby-Tätigkeit für russisches Gas und Schröder-Kims Arbeit in der Außenwirtschaftsförderung des Landes Nordrhein-Westfalen gab. Hinweise darauf geben t-online vorliegende, interne Dokumente.

Ausgangspunkt ist die sogenannte "Wasserstoff-Hanse", eine Initiative der SPD-geführten Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern: Als Beirat in einem federführenden Unternehmen der Euref AG trieb Gerhard Schröder 2021 ihre Gründung voran. Vorgeblich sollte sie die Zusammenarbeit der Ostsee-Anrainerstaaten im Bereich erneuerbarer Energien fördern. Tatsächlich verschleierte die Initiative aber Geschäftsanbahnungen mit Gazprom und der russischen Regierung für den Import blauen Wasserstoffs auf Erdgasbasis, wie t-online berichtete. Daraus sollten E-Fuels für die Schifffahrt hergestellt werden.

Die E-Mail und die Gästeliste

Ein sogenanntes "Visionspapier" für die Planungen ging im August 2021 auch Schröder-Kim zu, wie eine E-Mail der Euref AG an Staatskanzlei und Energieministerium belegt. Sie ist überschrieben mit "liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter". Genutzt wurde dafür ihre dienstliche E-Mail-Adresse der NRW-Außenwirtschaftsförderung. Auch auf der Gästeliste der Gründungsveranstaltung wird Schröder-Kim geführt – und zwar nicht als informelle Begleitung ihres Mannes, sondern als Vertreterin von "NRW.Global Business Korea", auch wenn ihre Teilnahme schließlich als "abgesagt" markiert wurde.

Besonders erstaunlich: Der Wirtschaftsförderung waren diese Kontakte bis zur Anfrage von t-online nicht bekannt. Schröder-Kim und Schröder äußerten sich auf Anfrage von t-online nicht dazu. Es ist denkbar, dass Schröder-Kim ohne ihr Zutun angeschrieben und eingeladen wurde. Euref-Geschäftsführer Reinhard Müller gilt als gut vernetzt in der SPD und gut bekannt mit dem Altkanzler. Mehrfach besuchte das Ehepaar den Euref-Campus in Berlin, wo beide mit Müller für Fotos posierten.

Es wirkt aber naheliegender, dass Schröder-Kims Ehe mit Schröder Schnittstellen zu seiner Lobbyarbeit für Nord Stream 2 aufwies. Denn für NRW.Global Business war seine Frau zeitgleich mit Wasserstoff-Themen und zugehörigen Investitionsplanungen befasst.

Der frühe Interessenkonflikt

Bereits im Jahr 2017 berichtete der "Stern" über Interessenkonflikte: Kim – damals noch nicht mit Schröder verheiratet – hatte unter dem Dach der Außenwirtschaftsförderung eine Buchreise für Schröder nach Südkorea organisiert. Dafür wurde ihre Firma Mirae Translation & Communications schriftlich seitens der Agentur abgemahnt. Das Unternehmen habe "unzulässigerweise seine wirtschaftlichen Interessen mit Dritten mit seinen Aufgaben für [die damalige] NRW Invest verquickt".

So wirkt es auch im Fall der Euref-Gruppe, mit dessen Tochterunternehmen Schröder durch einen Beiratssitz verbunden war. Unter dem Dach der "Wasserstoff-Hanse" strebte das Unternehmen eine Machbarkeitsstudie an, die eine 250-Millionen-Euro-Investition im Rostocker Hafen prüfen sollte. Anvisiert wurde die Produktion von E-Fuel für die Schifffahrt – auf Basis aus russischem Erdgas hergestellten Wasserstoffs.

Bereits 2017 hatte dem "Stern"-Bericht zufolge in Südkorea für Schröder ein Treffen mit einem Bau- und Schifffahrtsunternehmer auf dem Programm gestanden. Bemerkenswert ist deswegen, wer sonst noch im Verteiler des sogenannten "Visionspapiers" von Schröders Wasserstoff-Initiative stand, das die Euref AG im August 2021 an die Ministerien in Mecklenburg-Vorpommern und an Schröder-Kim verschickte.

Die südkoreanischen Schiffsbauer

Unter anderem ging die E-Mail an die große südkoreanische Reederei Hyundai Glovis, die hauptsächlich die Fahrzeuge der Hyundai Motor Group verschifft und die im selben Jahr große Wasserstoff-Kooperationen ankündigte. Auf Anfrage von t-online bestätigte die NRW-Außenwirtschaftsförderung, Schröder-Kim habe dem Unternehmen den Euref-Campus in Düsseldorf als Standortoption für ein künftiges Projekt vorgestellt. Die Idee sei von Glovis aber nicht weiter verfolgt worden.

Schröder-Kim lotste allerdings auch ein weiteres Unternehmen zur Standortbesichtigung an den Euref-Standort in Düsseldorf: Südkoreas größten Schiffsbauer, die HD Hyundai-Gruppe. Im März 2021 – zur selben Zeit, als Schröder mit der Euref AG Pläne für auf Wasserstoff basierenden E-Fuel vorantrieb – verabschiedete sie eine Wasserstoff-Roadmap. Ihre Vision: Wasserstoff als Treibstoff für ihre Schiffsflotte zu nutzen.

Ihr Tochterunternehmen HD Korea Shipbuilding & Offshore Engineering Co. (KSOE) eröffnete 2022 schließlich ein Forschungs- und Entwicklungsbüro in Düsseldorf, das sich mit Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie befassen soll. Im Mai 2023 folgte die Ankündigung eines damit verbundenen 15-Millionen-Euro-Investments. Die Standortwahl war nicht auf den Euref-Campus gefallen. Schröder-Kim begleitete aber beide Vorhaben.

Kurz darauf endete die langjährige Zusammenarbeit der NRW-Außenwirtschaftsförderung mit ihrer Firma Mirae Translation & Communications vorzeitig. Dem "Spiegel" zufolge wurden die Verträge bis dahin jährlich geschlossen und je nach Auftragslage vergütet. Zuletzt sollen zwischen 150.000 und 180.000 Euro pro Jahr geflossen sein.

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