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AfD-Skandal: Tricksten zwei Kandidaten in ihrem Lebenslauf?


AfD-Kandidaten
Vorwurf: "Arglistige Täuschung"


Aktualisiert am 04.08.2023Lesedauer: 3 Min.
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Mary Khan-Hohloch: War sie bei ihrer Bewerbung aufrichtig? (Quelle: Carsten Koall/dpa)

Mary Khan-Hohloch und Arno Bausemer sind Kandidaten der AfD für die Europawahl. Nun aber gibt es erhebliche Zweifel, ob die beiden bei ihrer Bewerbung die Wahrheit gesagt haben.

Zwei Kandidaten der AfD für die Europawahl stehen unter Verdacht, ihren Lebenslauf geschönt zu haben. Arno Bausemer, Listenplatz 10, hat nach Recherchen von t-online bei seiner Bewerbung eine Berufsausbildung angegeben, die er nicht hat. Gegen Mary Khan-Hohloch, Listenplatz 14, erheben Parteikollegen nach Informationen von t-online den Vorwurf der "arglistigen Täuschung".

Ehemaliger Arbeitgeber MDR widerspricht Bausemer

Bausemer schrieb in dem Formular, das alle Kandidaten ausfüllen mussten, dass er eine "Journalistische Berufsausbildung beim MDR (Volontariat)" absolviert habe. Das entspricht allerdings nicht der Wahrheit.

Der MDR teilte t-online auf Nachfrage mit: "Die Angaben zu Arno Bausemer auf der Webseite der AfD können wir so nicht bestätigen." Bausemer habe 2010 lediglich ein Volontariatspratikum absolviert, das beim MDR nicht als "abgeschlossene Berufsausbildung" gelte. Bausemer räumte auf Anfrage von t-online ein, dass das "Volontariat" lediglich neun Monate gedauert habe – üblich sind in der Branche mehrere Jahre für ein Volontariat.

Bausemer schrieb Beitrag über sich selbst

Bausemer unternahm 2015 einen zweiten Versuch und begann ein Volontariat bei der "Allgemeinen Zeitung Uelzen". Er arbeitete dort hauptsächlich als Sportjournalist und begleitete die Spiele der örtlichen Fußballvereine. Aber nicht lange: Nach Informationen von t-online wurde ihm nach wenigen Wochen während der Probezeit gekündigt. Kurz zuvor hatte er einen wohlwollenden Beitrag über sich selbst geschrieben. Der Titel: "AZ-Volontär wechselt die Rollen und wird im Fernsehen zum Bösewicht."

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Bausemer berichtete dort über seinen Ausflug in den Schauspielberuf, bei dem er als Komparse in der RTL-Sendung "Verdachtsfälle Spezial" einen Dieb spielte. Er selbst beschreibt die Dreharbeiten im Text so: "Dabei erwachte dann der Robert De Niro in mir zum Leben, und ich war so tief in der Rolle drin, dass ich gar nicht gemerkt habe, dass ich meine Kollegin beim Wegreißen der Tasche im Gesicht getroffen hatte. Sie hat die Szene mit (echten) Tränen zu Ende gespielt, und die Regisseurin war zufrieden."

Auf Fragen von t-online zu seiner offenbar fehlenden Berufsausbildung antwortete Bausemer bislang nicht.

Vorwurf der "arglistigen Täuschung" gegen Mary Khan-Hohloch

Parteikollegen erheben außerdem gegen Mary Khan-Hohloch, Kandidatin der AfD für die Europawahl auf Listenplatz 14, schwerwiegende Vorwürfe. Ein Geschäftsordnungsantrag fordert, die Wahl zum Listenplatz 14 "erneut durchzuführen und die gewählte Kandidatin Mary Khan-Hohloch abzuwählen". Es gebe "erhebliche Zweifel an der Wahrhaftigkeit der Pflichtangaben der Bewerberin". Eine "arglistige Täuschung" sei nicht ausgeschlossen. Der Antrag liegt t-online vor.

Mary Khan-Hohloch wurde am Sonntag in Magdeburg von rund 600 Delegierten mehrheitlich auf Listenplatz 14 für die Europawahl der AfD gewählt. Die Pressestelle der AfD bestätigte t-online, dass zu Mary Khan-Hohloch ein Geschäftsordnungsantrag für Freitag vorliegt, wenn die Europawahlversammlung der AfD fortgesetzt wird.

Bei ihrer Vorstellung vor rund 600 Delegierten in Magdeburg am Sonntag gab Khan-Hohloch an, ein "Studium der Religionswissenschaften, Öffentliches Recht und Schwerpunkt Europarecht" absolviert sowie vier Jahre Berufserfahrung außerhalb der Politik zu haben. Im Antrag heißt es nun dazu: "In Anbetracht des Zeitrahmens und der Vita erscheint beides unglaubwürdig."

"Unwahrscheinlich bis unmöglich"

Khan ist 1994 geboren und, so heißt es im Antrag, sei bereits ab 2015 intensiv im gesamten Bundesgebiet für die Junge Alternative, die Jugendorganisation der AfD, tätig gewesen. "Diese reiseintensive Beschäftigung lässt ein Erwerbsleben neben der Politik unwahrscheinlich bis unmöglich erscheinen", heißt es weiter. Mit Blick auf Khans Engagement für die Junge Alternative, ihr Alter, die Geburt ihres Kindes und anderslautende Angaben zu ihrem Studium bei einer Kandidatenbewerbung 2018 bezweifeln die Antragsteller außerdem, dass Khan "mindestens ein Studium" abgeschlossen hat.

t-online hat Mary Khan-Hohloch um Stellungnahme zu den Vorwürfen gebeten. Darauf reagierte sie nicht.

Khan-Hohloch ist mit dem Brandenburger Landtagsabgeordneten Dennis Hohloch verheiratet, der 2018 als Oberbürgermeister von Potsdam kandidierte. Von 2018 bis 2022 war sie nach Angaben der AfD stellvertretende Vorsitzende der Jungen Alternative. Sie ist in Hessen aufgewachsen und war dort bereits für die Partei tätig, bevor sie nach Brandenburg wechselte.

AfD unter Zeitdruck

Für die AfD könnte eine Neuwahl zum Problem werden, denn die Partei steht mit Blick auf die Wahl ihrer Kandidaten an diesem Wochenende unter Zeitdruck. Mindestens 25, eher mehr als 30 Kandidaten will die Partei küren, am vergangenen Wochenende schaffte sie 15 und kam dabei langsamer voran als gewünscht.

Im Geschäftsordnungsantrag zu Khan heißt es, die "zeitliche Komponente" sei für die Neuwahl des Listenplatzes zu vernachlässigen, "da die investierte Zeit einen geringeren Schaden darstellt, als eine möglicherweise durch unlautere und unter Umständen auch rechtswidrige Methoden an ein Mandat gelangte Person gewähren zu lassen".

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Anfrage MDR
  • Mehrfache Anfrage Arno Bausemer
  • Allgemeine Zeitung Uelzen: "AZ-Volontär wechselt die Rollen und wird im Fernsehen zum Bösewicht"
  • AfD-Vorstellung der Kandidaten zur Europawahl
  • Geschäftsordnungsantrag zu Mary Khan-Hohloch
  • Anfrage an Mary Khan-Hohloch
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