Kein Elterngeld für Gutverdiener? "Ein Angriff auf die obere Mittelschicht"
Sollte das Elterngeld Gutverdienern vorenthalten werden? Die Meinungen der t-online-Leser könnten gespaltener nicht sein.
Welche staatlichen Leistungen welchen Personen zustehen und welchen nicht, birgt großes gesellschaftliches Konfliktpotenzial. So wird auch die Diskussion um die Streichung des Elterngeldes für Gutverdiener hitzig geführt.
Genauso wie in der Politik wird über die Frage, wer Elterngeld erhalten sollte, auch in der t-online-Leserschaft gestritten. Während die einen sagen, Gutverdienende seien auf die Transferleistung nicht angewiesen, argumentieren die anderen mit dem Gleichheitsgrundsatz.
"Eine pure Neiddebatte"
Zu Letzteren gehört Angelika Zöller, die schreibt: "Jedem gesetzlich Versicherten steht das Gleiche zu. Das ist doch eine pure Neiddebatte", beklagt sie.
"Natürlich benötigen Besserverdienende kein Elterngeld", entgegnet Hermann Noth. Im Gegenteil, er würde sie grundsätzlich stärker zur Kasse bitten. "Es wäre noch besser, auch die vielen Steuervorteile für Besserverdienende und Vermögende abzuschaffen, Steueroasen auszutrocknen und Erbschaftssteuern angemessen zu erhöhen."
"Fassungslos"
Anthea Müller meint: "Die Arbeitenden in Deutschland zahlen schon genug Geld an den Staat. Es ist nur gerecht, wenn man davon auch mal profitieren dürfte. Zumal es ja gewollt ist, dass mehr Kinder gezeugt werden." Sie glaubt, dass Menschen sich möglicherweise gegen Nachwuchs entscheiden, wenn sie keine Aussicht auf Elterngeld haben – selbst wenn ihr zu versteuerndes Einkommen 150.000 Euro im Jahr beträgt.
"Ich bin fassungslos, wenn jemand es unterstützt, dass Menschen, die in den Topf einzahlen, nun aus finanziellen Gründen auf Kinder verzichten müssen oder keine Elternzeit mehr nehmen können oder das Kind mit zwei Monaten schon in die Krippe muss."
"Reich unterstützt Arm ist ein lobenswertes Leitmotiv"
Udo Gröger mailt: "Die wenigsten Familien in Deutschland haben ein Jahreseinkommen in Höhe von 150.000 Euro. Selbst der gut bis mäßig verdienende Mittelstand muss sich sehr strecken, um ein solches Jahreseinkommen zu erreichen. Die gut bis sehr gut Verdienenden könnten ja mal beweisen, dass es in Deutschland eine Solidargemeinschaft geben kann und nicht der Egoismus das vorherrschende Steuerungselement für ihr Handeln und Tun ist."
Es stünde jedem einzelnen Bundesbürger sehr gut zu Gesicht, würde ein wenig Abgeben zu einer gewissen Selbstverpflichtung werden, findet der t-online-Leser. "Reich unterstützt Arm ist ein lobenswertes Leitmotiv. Bekanntlich ist es aber so: Arm unterstützt Arm."
"Die haben vielleicht viel riskiert"
Die grüne Bundesfamilienministerin Lisa Paus hat ausgerechnet, dass 60.000 Familien nach ihren Plänen keinen Anspruch auf Lohnersatzleistungen während der Elternzeit hätten, wenn die Obergrenze für Paare bei einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 150.000 Euro läge. Lesen Sie hier, warum das zu versteuernde Einkommen nicht Dasselbe ist wie das Bruttogehalt.
Alexander Weimer kommentiert: "Das sind 60.000, die vielleicht übermäßig viel riskiert und Einsatzbereitschaft gezeigt haben. In Deutschland wird selten gefragt, woher es kommt, dass manche erfolgreicher sind als andere und ob man sich für seinen guten Verdienst womöglich den Hintern aufgerissen hat", formuliert er salopp und vermutet, dass viele schlicht neidisch auf Gutverdiener sind.
"Gleich kommen mir die Tränen"
Ralph Schiller spottet: "Während also die soziale Ungleichheit und die Verarmung immer neue Höchststände erreichen, gibt es nun Politiker und auch Menschen aus dem Volk, die sich darüber aufregen, dass man Haushalten zwischen 150.000 und 300.000 Euro Jahreseinkommen künftig kein Elterngeld mehr bezahlen möchte. Gleich kommen mir die Tränen.
Eigentlich ist dieser Sozialstaat nur noch die tagtägliche Kriegserklärung gegen arme Menschen. Wenn Sie jemandem aus dem Ausland erzählen, dass wir hier in Deutschland Haushalten mit 300.000 Euro Jahreseinkommen eine Sozialleistung bewilligen, werden Sie für verrückt erklärt. Man wird es Ihnen schlicht nicht glauben."
"Man sollte jede Einkommensgrenze aufheben"
"Das Elterngeld sollte auch sogenannten Gutverdienern bezahlt werden. Man sollte sogar jede Einkommensgrenze für diese Leistung aufheben", sagt Eva Langemarck. Sie begründet: "Leute mit hohem Einkommen bezahlen entsprechend hohe Steuern und Sozialabgaben. Und das Elterngeld wird von diesen Gutverdienern hauptsächlich finanziert."
Der t-online-Leserin gehe es um Akzeptanz. "Im Namen der Gerechtigkeit darf es keine Einkommensgrenze fürs Elterngeld mehr geben. Die geplante Absenkung der Einkommensgrenze für Elterngeld wäre ein Angriff auf die obere Mittelschicht und ist abzulehnen."
- Zuschriften von t-online-Lesern