t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikDeutschlandInnenpolitik

Linke fordert zwei Tage "Menstruationsurlaub" pro Monat: Union lehnt das ab


Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.

Dorothee Bär zum Linken-Vorstoß
"Menstruationsurlaub benachteiligt Frauen"


07.03.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 170555556Vergrößern des Bildes
Urlaub wegen Menstruationsschmerzen? Dorothée Bär sagt Problem voraus. (Quelle: IMAGO/Nicole Kubelka)

Die Linke will einen Menstruationsurlaub für Frauen mit starken Regelschmerzen etablieren. CSU-Politikerin Dorothee Bär warnt vor den Nachteilen für Frauen.

"Wir fordern in Deutschland die Einführung eines Menstruationsurlaubs, um die Gleichstellung von Frauen am Arbeitsplatz zu fördern", sagte Linken-Co-Chef Martin Schirdewan t-online. Konkret sollen Frauen, die während der Menstruation unter starken Schmerzen leiden, nach Vorstellung der Linken zwei Tage pro Monat zusätzlich freinehmen dürfen. Ein ärztliches Attest soll dafür nicht notwendig sein.

Bessere Forschung statt freier Tage

Dorothee Bär, stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag lehnt diesen Vorschlag ab. "Frauengesundheit ist zu wenig erforscht, zu wenig diskutiert und zu wenig im Bewusstsein vieler", sagte sie t-online. Der erste Schritt müsse eine viel bessere Forschung sein. Starke Menstruationsbeschwerden sollten untersucht und erst genommen werden.

Die CSU-Politikerin sagte: "Endometriose ist hier nur ein Beispiel für Krankheiten, die häufig viel zu spät erkannt werden." Sie verwies auf schon bestehende Möglichkeiten für Frauen, sich im Falle von Menstruationsbeschwerden krankzumelden: "Im Vergleich zu anderen Ländern gibt es bei uns schon jetzt Arbeitnehmerrechte, die eine einfache Krankmeldung ermöglichen, unter drei Tagen in der Regel auch ohne Krankschreibung."

Der Forderung von Schirdewan erteilte sie eine Absage: "Ob ein gesetzlich vorgeschriebener Menstruationsurlaub notwendig ist, sollte erst im nächsten Schritt diskutiert werden." Zugleich warnte sie vor negativen Folgen für Frauen am Arbeitsmarkt: "Ein gesetzlich vorgeschriebener Menstruationsurlaub birgt unter anderem die Gefahr, dass Männer bei einer Einstellung bevorzugt eingestellt würden."

Das Problem mit der Regel

Nach Krankenkassenangaben sind die Beschwerden bei zehn von 100 Frauen in Deutschland so stark, dass sie jeden Monat für ein bis drei Tage nicht in der Lage sind, ihren normalen Alltag zu bewältigen. Nach Schätzung von Experten leiden außerdem 8 bis 15 Prozent aller Frauen zwischen Pubertät und Wechseljahren an Endometriose, die extreme Regelschmerzen verursachen kann. Sie zählt zu den häufigsten gynäkologischen Erkrankungen. Wie extrem Regelschmerzen ausfallen können, verbildlichte John Guillebaud, Professor für reproduktive Gesundheit am University College London, 2018: Er sagte, dass seine Patientinnen Periodenkrämpfe als "fast so schlimm wie einen Herzinfarkt" beschreiben.

Vorbild für den Vorstoß der Linken ist Spanien. Dort hat das Parlament im Februar ein Gesetz für den Menstruationsurlaub verabschiedet – Frauen können sich nun drei Tage beurlauben lassen sowie um zwei weitere Tage verlängern. Dafür ist ein ärztliches Attest notwendig. Spanien ist damit Vorreiter in der EU. Die Pläne der deutschen Linken unterscheiden sich davon also: Sie sehen einen arbeitsfreien Tag weniger vor – den Weg zum Arzt aber wollen sie Frauen ersparen.

Außerhalb der EU gibt es in mehreren Ländern entsprechende Regelungen, darunter Japan, Indonesien und Südkorea. In Japan existiert das Gesetz seit 1947, in Südkorea seit 1953. Im Laufe der Zeit nahmen immer weniger Frauen dort die Möglichkeit wahr. In Japan beantragten einer Umfrage der Regierung aus dem Jahr 2017 zufolge nur 0,9 Prozent der weiblichen Angestellten eine Menstruationsauszeit. In Südkorea waren es 2013 noch 23,6 Prozent, 2017 war die Quote auf 19,7 Prozent gesunken. Umfragen in Japan ergaben, dass Frauen davor zurückschreckten, das Anliegen bei männlichen Vorgesetzten vorzubringen. Auch die niedrige Rate von Frauen, die die Möglichkeit tatsächlich in Anspruch nähmen, schrecke ab.

Verwendete Quellen
  • Statement von Dorothée Bär
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website