Die Macht einer Altersgruppe Eine klare Warnung für die nächsten Wahlen
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Die SPD gewinnt, die CDU stürzt dramatisch ab, Grüne und FDP schaffen es nicht mal über die Fünf-Prozent-Hürde: Die Wahl im Saarland zeigt, wie entscheidend die Stimmen einer einzigen Wählergruppe sind.
Seitdem die SPD im vergangenen Herbst knapp die Bundestagswahl gewonnen hat, stand die Frage im Raum, ob sie ihren Erfolg bei den Landtagswahlen in diesem Jahr wiederholen kann. Im Saarland hat sie nun einen großen Sieg erzielt, ist mit 43,5 Prozent die bei Weitem stärkste Kraft geworden und kann sogar allein regieren. Doch die Wahlanalysen zeigen: Die großen Zugewinne verdankt die SPD weit überdurchschnittlich älteren Wählern.
Während die Sozialdemokraten bei den Wählern bis 24 Jahren gerade einmal zwei Prozent zulegen konnte, haben sie bei den über 70-Jährigen 20 Prozent hinzugewinnen können. Dass sich dieser Erfolg so deutlich niederschlägt, verwundert wenig: Im Saarland ist laut Statistik des Demografie-Portals fast jeder vierte Saarländer bereits über 65 Jahre alt – nur jeder Sechste ist jünger als 20 Jahre.
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Das Thema "Arbeitsplätze" zog auch bei Rentnern
Wenn es um die Frage geht, warum so viele Ältere wieder zur SPD gekommen sind, lohnt ein Blick auf die Motive der Wähler. Der wichtigste Grund für SPD-Wähler, ihre Stimme der Partei von Anke Rehlinger zu geben, war das Thema "Arbeitsplätze im Saarland". Die SPD machte sich im Wahlkampf sehr für Industriearbeitsplätze stark und profilierte sich damit gegen die CDU, die sonst gerne als Partei der Wirtschaft gesehen werden will. Die Sozialdemokraten positionierten sich damit auch gegenüber den Grünen, die sich eher gegen traditionelle Industriearbeit stellen.
Erstaunlich ist der stark gestiegene Zuspruch zugunsten der SPD unter den über 70-Jährigen auch deswegen. Schließlich befinden sich diese Menschen bereits im Rentenalter und profitieren damit gar nicht unmittelbar von solcher Politik. Dies macht umso mehr deutlich, dass es der SPD eben auch gelungen ist, jenseits konkreter Programmatik ein sozialdemokratisches Lebensgefühl zu vermitteln, von dem sich diese Wähler angesprochen fühlen.
Die Linke und die CDU verlieren am stärksten bei den Älteren
Nicht wenige der bei dieser Wahl zur SPD zurückgekehrten Wähler dürften dabei von der Linken gekommen sein. Denn die Linke verlor bei den über 60-Jährigen mit zwölf Prozent überdurchschnittlich viele Wähler. Hier dürfte sich für die SPD bezahlt gemacht haben, dass sie im Vorfeld der Wahl bereits eine Koalition mit der Linken ausgeschlossen hatte. Der Austritt des ehemaligen Linken-Chefs Lafontaine aus seiner Partei, den viele ältere Saarländer auch noch als Ministerpräsidenten ihres Landes oder Oberbürgermeister von Saarbrücken kennen, tat hier möglicherweise sein Übriges.
Unter den zur SPD gekommenen älteren Wählern sind aber auch viele ehemalige CDU-Wähler, die bei der vorangegangenen Wahl noch die damalige Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer gewählt haben. Für die CDU ist das Wahlverhalten der Älteren bei dieser Wahl daher ebenso ausschlaggebend für ihr Gesamtergebnis. In keiner Altersgruppe haben die Christdemokraten so stark verloren, wie bei den über 70-Jährigen. Hier musste die CDU 16 Prozent ihrer Wählerstimmen abgeben. Bei den bis 24-Jährigen betrug der Verlust immerhin nur 10 Prozent. Für die CDU ein besonders bitteres Ergebnis – denn die Älteren gehörten immer zu den Stammwählern der Partei.
FDP legt stark bei Jüngeren zu – doch das genügt nicht
Dass Grüne und FDP nicht in den Landtag eingezogen sind und die AfD nur knapp über die Fünf-Prozent-Hürde gekommen ist, hat neben regionalen Gründen – vor allem den zurückliegenden Querelen bei Grünen und AfD – auch damit zu tun, dass diese Parteien bei den älteren Wählern eben gerade nicht übermäßig punkten konnten. Dies macht das Ergebnis der FDP ganz besonders deutlich. Auch wenn die FDP bei den 18- bis 24-Jährigen immerhin fünf Prozent zulegen konnte, reichte dies dennoch nicht für den Einzug in den Landtag.
So macht sich in der Wahl im Saarland schon etwas bemerkbar, das auch bei den kommenden Landtagswahlen in diesem Jahr in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wichtig werden könnte. Denn die Wählerstruktur ist in weiten Teilen Deutschlands, mindestens aber in den Bundesländern, in denen 2022 noch gewählt wird, ähnlich strukturiert wie im Saarland.
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Kampf um Stammwähler
Für die kleineren Parteien bedeutet dies, dass es für sie nicht genügt, bei den jüngeren Wählern zu punkten, um bei Wahlen erfolgreich zu sein. Die Grünen haben dies in den vergangenen Wahlen mehrfach deutlich erfahren müssen. Für SPD und CDU ist es auf der anderen Seite geradezu notwendig, dass sie ihre ehemaligen Stammwähler an die Wahlurne bekommen. Was geschieht, wenn einer dieser beiden Parteien selbst dies nicht mehr gelingt, zeigt sich am Beispiel der Saar-CDU.
Wie sehr ein generationenübergreifendes Agieren der Parteien derzeit nötig ist, zeigt sich nicht nur bei den seit Jahren laufenden Klimaprotesten der jüngeren Generation, sondern auch in der Frage der künftigen Mehrausgaben für Klima, Corona und Verteidigung, die von den jetzt jüngeren Menschen künftig getragen werden müssen. Für die Parteien steigt die Gefahr immer weiter, dass innerhalb der Parteien Generationenkonflikte entstehen oder bestimmte Parteien die Interessen einzelner Altersgruppen nicht mehr ausreichend adressieren können.
- Ergebnisse der Saarland-Wahl