Auch Immunologen dagegen Keine Testpflicht für Geboosterte? "Komplett kontraproduktiv"
Personen mit einer Auffrischungsimpfung sollen nach dem Willen des Gesundheitsministers von der Testpflicht befreit werden. Dagegen wächst nun der Widerstand – nicht nur aus der Politik.
Die Linke im Bundestag ist gegen eine Befreiung von der Corona-Testpflicht für Geimpfte mit Auffrischungsimpfung (Booster). Nötig sei vielmehr eine Ausweitung der Testangebote, sagte Fraktionschefin Amira Mohamed Ali in Berlin. "Boostern ist sehr sinnvoll", so die Linken-Politikerin. "Der falsche Weg ist aber, Anreize zu schaffen, dass man sich nicht testen lässt."
Das führe zu mehr Unsicherheit etwa in Pflegeheimen, wo die 2G-plus-Regelung gelte – also vollständig Geimpfte und Genesene zusätzlich einen negativen Test vorweisen müssen. Auch bei Menschen mit Auffrischungsimpfung sei eine Corona-Infektion nicht ausgeschlossen.
Lauterbach will Anreiz für Booster schaffen
"Ich glaube, dass es hier vor allem notwendig wäre, Testanreize zu schaffen und besonders dahingehend, dass das Testen einfacher wird", sagte Mohamed Ali. Derzeit sei es schwierig, einen Testtermin zu bekommen. Doch alle müssten sich unkompliziert testen lassen können. Auch einen leichteren Zugang zu Booster-Impfungen forderte sie. Sie wisse von 80-Jährigen, die bis Januar oder Februar warten müssten.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte dafür plädiert, dass für Geimpfte mit Booster bei Zugangsregeln nach dem Modell 2G plus der Test entfallen kann – auch als Anreiz dafür, sich "boostern" zu lassen.
Auch Immunologen gegen Test-Befreiung für Geboosterte
Die Deutsche Gesellschaft für Immunologie hält dies allerdings für "komplett kontraproduktiv". "Eine solche Maßnahme würde dazu beitragen, dass die Omikron-Welle sogar früher kommt", sagte Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, der Deutschen Presse-Agentur.
Die Idee habe für die Delta-Variante des Coronavirus Sinn gemacht, so Watzl. Dreifach Geimpfte seien gegen diese Variante so gut geschützt, dass sie kaum noch zum Infektionsgeschehen beitrügen. "Aber diese Überlegungen haben sich mit Omikron komplett erledigt."
"Was für eine irrsinnige Idee"
Die aktuellen Impfstoffe schützen Watzl zufolge bei Omikron hoffentlich gegen einen schweren Verlauf. "Was sie nicht so gut verhindern, ist eine Infektion." Es werde also unweigerlich mehr Impfdurchbrüche geben. "Wenn wir die Testpflicht jetzt lockern, sehe ich die Gefahr, dass Omikron gerade geboosterte Personen infiziert, die sich aber nie testen lassen müssen und die dann das Virus munter verbreiten."
"Was für eine irrsinnige Idee in der aktuellen Lage und der aktuellen Gefahr durch Omikron: die Testpflicht abschaffen", twitterte die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek. "Ich hoffe nicht auch in Krankenhäusern oder Alten-/Pflegeheimen?", so die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt.
- Nachrichtenagentur dpa