Gegen Stiko-Empfehlung Hausärzte kritisieren Spahns "Booster für alle"
Gesundheitsminister Spahn hat auf eine Nachimpfung für alle hingewiesen – dafür hagelt es jetzt Kritik vom Ärzteverband. Der Vorschlag sei entgegen der Stiko-Empfehlung. Außerdem fehle eine weitere Voraussetzung.
Ärztevertreter üben Kritik an der Aussage von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu einer Corona-Auffrischungsimpfung für alle. Spahn hatte die Risikogruppen genannt, für die eine solche Nachimpfung (Booster) besonders empfohlen ist, und hatte dann darauf hingewiesen, dass das grundsätzlich auch für Jeden möglich ist.
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"Wir sind verärgert, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Erwartungen schürt, Booster-Impfungen seien für Alle möglich", sagte das Vorstandsmitglied des Hausärzteverbands, Armin Beck, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Die Hausärzte folgen der Empfehlung der Ständigen Impfkommission, und diese empfiehlt aktuell Drittimpfungen nur für über 70-Jährige und wenige andere Gruppen."
Druck auf Arztpraxen
Durch Spahns Äußerungen werde nun aber der Aufklärungs- und Diskussionsbedarf in den Praxen größer. Wenn die Ständige Impfkommission (Stiko) ihre Empfehlung ausweite, würden die Hausärzte auch diese Personengruppen impfen, kündigte er an. Allerdings sind manche Arztpraxen bereits aus den Impfungen ausgestiegen und bieten diese nicht mehr an.
Ärztepräsident Klaus Reinhardt sagte dem RND: "Für die Notwendigkeit von Auffrisch-Impfungen für Menschen jeglichen Alters gibt es bisher keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz." Solche Studien sind eine wichtige Voraussetzung für Empfehlungen der Stiko.
Gesundheitsminister Jens Spahn hatte am Freitag im Deutschlandradio auf Auffrischungen hingewiesen. Nach Spahns Worten sollten insbesondere ältere Menschen, Pflegebedürftige oder medizinisches Personal die Möglichkeit der Auffrischungsimpfung nutzen. Es sei auch genug Impfstoff da, dass alle, die wollten, eine Booster-Impfung bekommen könnten, sagte er. Das Beispiel Israel zeige, dass sich damit eine Welle brechen lasse, weil "der aufgefrischte Geimpfte tatsächlich auch weniger infektiös ist".
- Nachrichtenagentur dpa