Nach Beratung der Gesundheitsminister Dritte Corona-Impfung beschlossen – Angebot für Kinder ab zwölf
Die Gesundheitsminister haben entschieden, welchen Personengruppen zuerst eine dritte Corona-Impfdosis angeboten werden soll. Auch zu einem anderen, umstrittenen Thema gibt es einen Beschluss.
Die Gesundheitsminister der Länder haben in Einvernehmen mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Start von Corona-Auffrischungsimpfungen für Risikogruppen sowie flächendeckende Impfangebote für Jugendliche und Kinder ab zwölf Jahren beschlossen. Die Entscheidungen erfolgten einstimmig, wie nach der Gesundheitsministerkonferenz am Montagabend mitgeteilt wurde. Spahn begrüßte die zusätzlichen Angebote auch für Minderjährige.
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Der Beschluss zu den Drittimpfungen sieht vor, dass diese zunächst Höchstbetagte, Pflegebedürftige sowie Patientinnen und Patienten mit Immunschwäche oder Immunsuppression erhalten sollen. Dies gilt zum einen für Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen und anderen Einrichtungen, wo erneut mobile Teams zum Einsatz kommen sollen. Berechtigte, die zu Hause wohnen, sollen die Auffrischungsimpfungen durch ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte angeboten bekommen.
In allen Fällen soll die Auffrischungsimpfungen frühestens sechs Monate nach der erstmaligen Herstellung des vollständigen Impfschutzes erfolgen.
Angebote für bestimmte Impfgruppen
Zum anderen wird allen bereits vollständig geimpften Bürgern, die zuerst mit dem Impfstoff von Astrazeneca oder Johnson&Johnson geimpft wurden, eine weitere Impfung angeboten werden. Bei dieser Personengruppe ist der Impfstoff von Biontech/Pfizer vorgesehen. Sowohl die Impfzentren als auch Haus- und Betriebsärzte sollen als Anlaufstellen dienen.
Der Vorschlag beruht auf Studienergebnissen, die darauf hinweisen, dass es bei bestimmten Personengruppen vermehrt zu einer reduzierten oder schnell nachlassenden Immunantwort nach einer vollständigen COVID-19-Impfung kommen könne. Das gelte vor allem für die Gruppe von immungeschwächten, sehr alten und pflegebedürftigen Menschen.
Debatte um Impfungen für Jugendliche
Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren sollen künftig generell ein Impfangebot bekommen. Alle Länder wollen dies in ihren Impfzentren und über Hausärzte möglich machen. Voraussetzung ist eine entsprechende ärztliche Aufklärung sowie die Zustimmung auch der Eltern oder anderer Sorgeberechtigter. "Dies kann zu einem sichereren Start in den Lehr- und Lernbetrieb nach den Sommerferien beitragen", heißt es in dem Beschluss.
Bislang sind in dieser Altersgruppe gut 20 Prozent geimpft, knapp zehn Prozent sind dabei vollständig geimpft. "Wir haben genügend Impfstoff für alle Altersgruppen", sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Montag. "Deshalb ist es gut, dass die Länder auch dieser Altersgruppe möglichst niedrigschwellig ein Impfangebot machen wollen."
Die Europäische Arzneimittelbehörde Ema hatte im Mai den Covid-19-Impfstoff von Biontech Pfizer für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen, vor wenigen Tagen folgte auch die Freigabe für Moderna. Für Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die Impfung trotz heftigen politischen Drucks bisher jedoch nur vor allem Kindern und Jugendlichen mit bestimmten Vorerkrankungen wie Diabetes oder Adipositas, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben.
Impfaktionen an Schulen geplant
In einigen Ländern sind bereits Impfaktionen etwa an Schulen geplant. In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern beginnt der Unterricht nach den Sommerferien an diesem Montag wieder, in Hamburg am Donnerstag.
Stiko: Noch zu wenig Daten
Die Stiko bleibt trotz politischen Drucks bei ihrer abwartenden Haltung zur Impfung von Kindern und Jugendlichen. Der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens sagte am Montag dem Sender NDR Info, es gebe noch zu wenige Daten über mögliche gesundheitliche Folgeschäden für 12- bis 17-Jährige. "Wir sagen, wir können nicht eine generelle Empfehlung aussprechen, solange wir diesbezüglich nicht die notwendige Datensicherheit haben."
Politischer Druck für eine schnelle Entscheidung habe keinen Einfluss auf die Stiko, machte Mertens deutlich. "Es kann durchaus sein, dass wir unsere Empfehlung ändern werden, aber sicher nicht, weil Politiker sich geäußert haben", sagte der Stiko-Vorsitzende.
- Beschlussvorschlag der 94. Gesundheitsministerkonferenz zu Auffrischimpfungen
- Nachrichtenagentur dpa