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Corona-Lockerungen für Geimpfte und Impfneid: Das sagen die t-online-Leser


Leser über Impfneid-Debatte
"Das ganze Geklatsche hat sich in Frust umgewandelt"

  • Sonja Eichert
MeinungVon Sonja Eichert

Aktualisiert am 07.05.2021Lesedauer: 6 Min.
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Frau wird geimpft: Bundestag und Bundesrat haben Lockerungen für vollständig Geimpfte beschlossen (Symbolbild).Vergrößern des Bildes
Frau wird geimpft: Bundestag und Bundesrat haben Lockerungen für vollständig Geimpfte beschlossen (Symbolbild). (Quelle: Eibner/imago-images-bilder)

Immer mehr Menschen werden geimpft. Für sie werden die Corona-Maßnahmen gelockert. Doch längst nicht alle hatten schon die Chance, sich impfen zu lassen. Ein Grund für Neid? Das sagen die t-online-Leser.

Knapp ein Drittel der Deutschen ist mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft, etwas über acht Prozent haben bereits beide Spritzen erhalten. Immer mehr Menschen sind durch die Freigabe der Priorisierungsgruppe drei in den meisten Bundesländern und die Aufhebung der Priorisierung beim Wirkstoff von Astrazeneca berechtigt, sich impfen zu lassen.

Doch in der Realität scheitert es noch oft: Keine Termine verfügbar, Impfen durch Vorerkrankungen oder Schwangerschaft nicht erlaubt, die entsprechende Priorisierungsgruppe noch nicht freigegeben. Das frustriert viele. Währenddessen hat die Politik beschlossen, dass vollständig Geimpften einige Freiheiten zurückgegeben werden. Wir wollten wissen, wie es den t-online-Leserinnen und -Lesern damit geht. Daher haben wir gefragt: Finden Sie es fair, dass Geimpfte wieder mehr Freiheiten erhalten sollen? Oder kommt bei Ihnen schon Impfneid auf?

"Das ganze Geklatsche hat sich in Frust umgewandelt"

t-online-Leserin Michaela Herzog: "Ich bin 48 Jahre alt und arbeite im Lebensmitteleinzelhandel. Und ja, ich habe richtig Impfneid! Wir stehen seit 15 Monaten an der Front! Das ganze Geklatsche hat sich in Frust umgewandelt. Die ganze Diskutiererei wegen Maske tragen und Einkaufswagen ist so anstrengend, zusätzlich zu unserem Arbeitsvolumen. Das ist nicht das Thema, aber es beschreibt meine tägliche Lage.

Ich bin Brandenburgerin und arbeite in Berlin. Die Berliner Kollegen mit irgendwelchen berechtigten Gründen haben alle ihren Impftermin. Und nun sind wir ja seit letzte Woche mit der Priorität dran. Also haben auch alle anderen jüngeren Berliner Kollegen ihren Impftermin! Auf der Internetseite für Brandenburger ist kein Durchkommen. Hausärztin angerufen, Warteliste, vielleicht Juni.

Meine Schwester mit Familie und Nachbarn waren erkrankt mit der britischen Variante. Ich hab ein Asthma und Übergewicht. Ich will den Scheiß nicht bekommen! Aber Homeoffice ist ja für mich nicht möglich.

Ich gönne es jedem, der geimpft ist, aber ich bin megafrustriert über die sich nicht ändern wollende Situation, nicht selbst geimpft zu werden. Ich bin neidisch! Ich möchte geimpft werden! Und ich verstehe auch, das es für Geimpfte und Genesene Lockerung geben kann, muss, weil genau da wollen wir ja alle hin, zur 'Normalität'. Aber ich sehe mich dann ab Montag mit noch mehr Diskussionen konfrontiert, weil dann alle denken, jetzt dürfen sie wieder alles. Und ich stehe ungeimpft da – schutzlos, missachtet, minderwertig."

"Man hat uns einfach vergessen!

t-online-Leser Marcus Vatheuer: "Impfneid verspüre ich tatsächlich. Jedoch nicht gegenüber den Menschen, welche aufgrund ihres Alters oder von Vorerkrankungen geimpft wurden, sondern gegenüber denen, die durch ihr Netzwerk vorgezogen wurden.

Meine Frau und ich betreiben ein SARS-CoV-2 Testzentrum in Nordrhein-Westfalen. Nicht, dass man damit reich wird, es geht uns darum, zu unterstützen. Wir sind ein kleines Unternehmen in der Werbebranche und meine Frau hat zuvor als Arzthelferin im medizinischen Dienst gearbeitet und ist somit qualifizierter als so mancher Apotheker!

Leider werden wir bei der Priorisierung außen vor gelassen. Von anderen Kollegen aus diesem Bereich (Apotheken/Rotes Kreuz usw.) weiß ich, dass dort schon vor einiger Zeit das Personal durchgeimpft wurde. Aber die Regelungen werden von Ort zu Ort unterschiedlich ausgelegt und nur wenn man bei den Entscheidern Gehör findet, kann man auf eine vorgezogene Priorisierung hoffen.

Ja, ich habe Impfneid! Auch ich möchte unserer Testkundschaft unbefangen gegenübertreten können. Man hat uns einfach vergessen!"

"Ich habe ein gewisses Verständnis für Impfneid"

t-online-Leserin Beate Richter: "Impfneid kann es in zwei Ausprägungen geben – der 'positive' Impfneid, der eher eine Impfsehnsucht ist, und der 'negative' Impfneid, der dem anderen die Impfung nicht gönnt.

Ich habe beides erlebt. Ich selbst bin inzwischen zum 1. Mal geimpft. Sofort nachdem Astrazeneca für über 60-Jährige freigegeben wurde, habe ich mir Termine im Impfzentrum besorgt (und im 1. Versuch erhalten). Eine Kollegin, die das mitbekam, hat sehr giftig reagiert. Sie selbst ist aufgrund einer Vorerkrankung in Prio 2, hatte aber nur bei ihrem Hausarzt angerufen und diesem mitgeteilt, sie wünsche geimpft zu werden. Dann war sie beleidigt, dass ich früher dran war.

Ich habe ein gewisses Verständnis für Impfneid. Nehmen Sie mal einen gesunden 40-Jährigen ohne engeren Kontakt zu alten pflegebedürftigen Menschen oder zu Schwangeren. Zuerst kamen die ganz Alten und Pflegebedürftigen, dann die nicht ganz so Alten und Menschen mit bestimmten Erkrankungen, jetzt stehen die Menschen aus sozialen Brennpunkten im Fokus, dann sollen vorrangig Jugendliche und (sobald möglich) Kinder geimpft werden ...

Wenn dieser 40-Jährige dann fragt 'Und wann komme ich endlich dran?', wer will es ihm verübeln? Wir alle sehnen uns doch nach Normalität. Selbst ich bin ein kleines bisschen neidisch auf diejenigen, die mit Biontech geimpft wurden und keine 12 Wochen bis zur zweiten Impfung warten müssen, aber es überwiegt die Dankbarkeit – und die Vorfreude auf den 25. Juli, denn dann bin ich seit 14 Tagen vollständig geimpft und freue mich, wieder mehr Freiheiten genießen zu dürfen."

"Solidarität, bis eine Herdenimmunität vorliegt"

t-online-Leser Marc Retzlaff: "Ich habe einige Genesene und Geimpfte in meinem Bekannten- und Verwandtenkreis. Ich persönlich bin 45 Jahre und somit noch nicht an der Reihe. Verstehen kann ich beide Seiten. Geimpfte und Genesene verstehen nicht, warum sie jetzt noch alle Regeln einhalten sollen? Ja, kann man nachvollziehen!

Aber aus meiner Sicht wäre es eine indirekte 'Zweiklassengesellschaft', genauso wie es einen indirekten 'Impfzwang' darstellt, wenn nur eine Impfung für 'Normalität' in Betracht kommt. Was machen bitte die Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können? Sollen diese Menschen für immer 'weggesperrt' bleiben? Zu Beginn der Pandemie wurden alle jüngeren und gesunden Menschen angehalten, Solidarität gegenüber den Älteren und Kranken zu zeigen. Das sollten jetzt auch die geimpften und genesenen Menschen den nicht geimpften entgegenbringen, Solidarität!!! So lange, bis eine Herdenimmunität vorliegt."

"Es hat nichts mit Neid zu tun, nur mit Fairness"

t-online-Leser Helmut Martens: "Meine Frau und ich wohnen außerhalb jeder Ortschaft und haben nahezu keinen Kontakt mehr zu anderen Menschen seit Corona. Die Kinder wohnen 600 km entfernt, man sieht sich seit Corona nicht. Wir alle hier haben die Füße stillgehalten und uns an die Regeln gehalten, eine Inzidenz von um die 30 zeigt das eindeutig. Wir sind in Priogruppe 3. Unsere Bekannten in Bayern (auch Prio 3) und Sachsen (ohne Prio) sind bereits geimpft, wir haben noch keine Impfung in Aussicht, dürfen uns ab kommender Woche nur vormerken lassen, da wir in Schleswig-Holstein relativ weniger Impfstoff bekommen haben als die Menschen in Bayern und Sachsen.

Es hat nichts mit Neid zu tun, nur etwas mit Fairness!

Wir haben in jeglicher Hinsicht verzichtet. Andere haben das nicht getan und die Inzidenzen hochgetrieben. Die werden jetzt früher geimpft und dürfen sich wieder frei bewegen, wir dürfen weiter warten und hoffen, dass uns die Touristen aus den Hochinzidenzgebieten nicht nochmals einen Strich durch die Rechnung machen und wir erst im nächsten Jahr wieder reisen dürfen, wenn es uns bis dahin nicht doch noch erwischt."

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"Nicht auf den Impfneid einiger Menschen Rücksicht nehmen"

t-online-Leserin Petra Mengel: "Ich kann mit dem Begriff Impfneid überhaupt nichts anfangen. Ich selbst bin mit 54 Jahren und ohne Vorerkrankungen oder sonstige Gründe noch lange nicht an der Reihe, geimpft zu werden. Der Großteil meines Bekanntenkreises, viele Nachbarn und Verwandte sind bereits zumindest einmal geimpft.

Das finde ich großartig, denn so kann ich mich nach und nach wieder mit Menschen treffen, ohne mich in große Gefahr zu bringen. Wir sind eine Gemeinschaft und jeder Geimpfte trägt zu deren Sicherheit bei.

Ich möchte gerne, dass meine Eltern schon jetzt wieder ins Restaurant oder Museum gehen können. Sie haben sich lange genug isoliert. Ich fände es prima, wenn zweifach Geimpfte wieder Kunst, Kultur, Sport, Shoppen etc. genießen können. Meine Situation ändert sich dadurch doch nicht, nur weil ich darauf noch warten muss!

Wenn alles für die Geimpften öffnet, entlastet das den Staatshaushalt immens! Steuereinnahmen statt Corona-Hilfen, davon profitiert doch jeder Steuerzahler! Deshalb: Nicht auf den Impfneid einiger Menschen Rücksicht nehmen! Neid ist eine der sieben Todsünden!"

Verwendete Quellen
  • Einsendungen von Leserinnen und Lesern von t-online
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