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Absage von Events: "Auf Karneval zu verzichten, ist nicht zu viel verlangt"


Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Großveranstaltungen
"Auf Karneval zu verzichten, ist nicht zu viel verlangt"

  • Peter Schink
Pro & KontraVon Sophie Loelke und Peter Schink

Aktualisiert am 22.08.2020Lesedauer: 2 Min.
Ein Bild vom Karneval in Köln aus dem Jahr 2019: Dieses Mal wird es in der Domstadt dann wohl ganz anders aussehen.Vergrößern des Bildes
Ein Bild vom Karneval in Köln aus dem Jahr 2019: Dieses Mal wird es in der Domstadt dann wohl ganz anders aussehen. (Quelle: Horst Galuscka/imago-images-bilder)
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Den Karneval trotz der Corona-Pandemie ganz normal zu feiern, ist aktuell undenkbar. Doch müssen solche Großveranstaltungen deshalb direkt komplett abgesagt werden? | Von Sophie Loelke und Peter Schink

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat in dieser Woche eine inzwischen hitzig geführte Diskussion ausgelöst, weil er sich aufgrund der Corona-Pandemie skeptisch geäußert hatte, ob im kommenden Winter der Karneval stattfinden kann. "Ich war selbst Kinderprinz und komme aus einer Karnevalshochburg. Ich weiß also, wie wichtig Karneval für viele Millionen Deutsche ist. Aber: Ich kann mir Karneval in diesem Winter, mitten in der Pandemie schlicht nicht vorstellen. Das ist bitter, aber so ist es", wurde Spahn von der "Rheinischen Post" zitiert.

Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte daraufhin gegenüber RTL und n-tv: "Ich glaube, dass man Karneval gar nicht so einfach abstellen kann." Er wolle erst einmal sehen, wie sich die Infektionszahlen in Nordrhein-Westfalen entwickelten. Es sei auch wichtig, mit den Karnevalsvereinen zu reden.

"Fastnacht kann man nicht absagen"

Und vor allem der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) wandte sich gegen eine komplette Absage von Karnevalsfeiern. "Fastnacht kann man nicht absagen", sagte Ebling im Deutschlandfunk. Allerdings räumte auch er ein, dass es sicher nicht 8000 Menschen dicht gedrängt auf einem Platz geben werde. Im Moment sei auch ein Rosenmontagsumzug mit einer halben Million Menschen nicht vorstellbar. Es müsse aber überlegt werden, was möglich sei.

Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister und designierte FDP-Generalsekretär Volker Wissing rechnet jedenfalls nicht mit klassischen Karnevalsfeiern. Feiern, bei denen viel gesungen, gelacht und geschunkelt werde, könne er sich aus heutiger Sicht "überhaupt nicht vorstellen", sagte Wissing im ARD-"Morgenmagazin".

Trotz der Corona-Pandemie: Sollten Großveranstaltungen wie der Karneval unter Auflagen erlaubt werden?

Pro
Sophie Loelke

Ja, denn das ist es, was uns ausmacht

Die Veranstaltungsbranche leidet. Und auch die Bevölkerung lechzt nach Unterhaltung. Das ist menschlich: Denn wir brauchen das gemeinsame Erlebnis – ob auf einem Konzert, einer Comedy-Veranstaltung oder einem Festival. Das ist es, was uns ausmacht, Energie verleiht – und uns mit Fremden verbindet, so unterschiedlich unser Alltag auch aussehen mag.

Darum sollten wir – in Absprache mit den Behörden und nur, solange die Infektionszahlen unter Kontrolle gehalten werden können – Großveranstaltungen unter Auflagen erlauben. Denn je nach verfügbarer Fläche und einem daran angepassten Hygienekonzept sollte auch die Eventbranche die Chance bekommen, zu überleben – das zählt auch für den Karneval.

Nehmen wir doch nur mal ein Positivbeispiel der letzten Zeit: Auf einem Open Air-Festival in Brandenburg wurde jeder der 1.000 Besucher zu Beginn auf Fieber getestet. Es galt eine Maskenpflicht beim Tanzen und Anstehen. Das Gelände war weitläufig und es waren dort zahlreiche Mitarbeiter unterwegs, um die Einhaltung der Maskenpflicht zu kontrollieren. Dies ist nur eines von vielen guten Konzepten, um der Branche zu ermöglichen, Geld zu verdienen. Und den Besuchern ein wenig Freude zuzugestehen.

Kontra
Peter Schink
Peter Schinkstellvertretender Chefredakteur

Nein, zu viele Menschen haben bereits gelitten

Deutschland diskutiert über die Absage des Karnevals. Der Gesundheitsminister kann sich nicht vorstellen, dass die fünfte Jahreszeit nächstes Jahr stattfindet. Andere entgegnen, der Karneval sei ja wohl fester Bestandteil des Kalenders. Man müsse eben über kreative Formen nachdenken, um die Corona-Regeln einhalten zu können.

Natürlich lässt sich über Hygienekonzepte trefflich diskutieren. Doch die Debatte kommt zur Unzeit. Die gerade steigenden Fallzahlen gefährden schon wieder das öffentliche Leben. Das Damoklesschwert des erneuten Lockdown lässt schon jetzt die Wirtschaft zittern.

Zu viele Menschen haben bereits unter dem ersten Lockdown gelitten. Da müssen wir jetzt nicht ernsthaft diskutieren, wie viel Spaß noch möglich ist. Schulen, Kitas, Altenheime und Pflegeeinrichtungen müssen Priorität haben. Nicht Partys, Fußball und Karneval. Selbst wenn auch dort sinnvolle Hygienekonzepte gefunden und auf dem Papier Abstände und Masken vereinbart werden – in ausgelassener Stimmung und unter Alkoholeinfluss sieht es in der Praxis verheerend aus. Das haben uns bereits genügend Besucher von Strandbars und Privatpartys gezeigt. Wie sagte neulich ein junger Mann in die Kameras: Er habe 14 Tage lang im Urlaub gefeiert, er gehe jetzt erst mal zum Corona-Test. Solche Szenen sollten wir uns schenken. Ein Jahr lang auf Karneval zu verzichten, ist nicht zu viel verlangt.

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