Gegen anti-muslimisches Gesetz Deutscher Student soll Indien verlassen – weil er protestierte
In Indien protestieren zurzeit Zehntausende gegen ein neues Gesetz, das Muslime diskriminiert. Unter den Demonstranten war ein auch 24-jähriger Dresdner. Er soll das Land jetzt verlassen.
Ein Physikstudent aus Dresden soll nach eigenen Angaben während seines Austauschjahrs in Indien zur Ausreise aufgefordert worden sein, nachdem er an Protesten gegen ein neues Einbürgerungsgesetz teilgenommen hatte. "Die Ausweisung ärgert mich natürlich, da ich in Indien gute Freundschaften geschlossen habe und gerade ein spannendes Forschungspraktikum beginnen sollte", schrieb der 24-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.
Indiens Außenministerium und Ausländerbehörde reagierten zunächst nicht auf Anfragen. Vom Auswärtigen Amt hieß es, dass der Fall bekannt sei. Gemeinsam mit Zehntausenden Indern hatte der Student nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen gegen ein neues Gesetz protestiert, das es vielen illegal eingereisten Migranten aus drei mehrheitlich muslimischen Nachbarländern erleichtert, die indische Staatsbürgerschaft zu erhalten – wenn sie keine Muslime sind.
Proteste in Indien – mindestens 23 Tote
Die Polizei ging mehrfach mit Tränengas und Schlagstöcken gegen Protestanten vor, es gab laut Polizeiangaben mindestens 23 Tote. Die Demonstranten befürchten, dass Muslime zu Bürgern zweiter Klasse werden und dass sich die größte Demokratie der Welt zunehmend in ein autokratisches Regime verwandelt.
Indische Medien veröffentlichten Bilder und Videos, auf denen zu sehen ist, wie der Student während der Proteste ein Poster mit einem Nazi-Vergleich "1933-1945, wir waren schon mal dort" und ein anderes mit der Aufschrift "Uniformierte Kriminelle=Kriminelle" hochhielt. Außerdem gab er indischen Journalisten Interviews. Videos und Fotos davon verbreiteten sich rasch im Internet.
Student aus Dresden soll Indien sofort verlassen
Seit vergangenem Sommer studierte er am Indian Institute of Technology-Madras in der Stadt Chennai. Er wollte eigentlich ein Jahr lang bleiben, wie der Vorsitzende seiner Austauschuniversität, Mahesh Panchagnula, sagte. Der Student schrieb der dpa, er sei aufgefordert worden, am Montag zu einem Treffen mit Mitarbeitern der Einwanderungsbehörde zu kommen.
Dort habe er mit einer Mitarbeiterin auch über die Proteste gesprochen. Kurz darauf habe sie ihn aufgefordert, Indien sofort zu verlassen. "Sie betonte, dass die Regierung dieses Landes meine Anwesenheit für unpassend hielt", schrieb er. Der Student plant, Indien in der Nacht auf Mittwoch zu verlassen.
- Nachrichtenagentur dpa