Gerhard Schröder unerwünscht? Schwere protokollarische Panne bei Chirac-Trauerfeier
Zur Trauerfeier für den verstorbenen französischen Ex-Präsidenten Chirac war auch Altkanzler Schröder eingeladen. Der dachte allerdings, man wolle ihn nicht dabeihaben. Paris spricht von einem Missverständnis.
Bei der Trauerfeier für den früheren französischen Präsidenten Jacques Chirac ist es zu einer schweren protokollarischen Panne gekommen: Der für Altkanzler Gerhard Schröder vorgesehene Platz in Paris blieb am Montag leer. Schröders Büro hatte mitgeteilt, dessen Wunsch nach Teilnahme sei von französischer Seite abgelehnt worden. Der Elysée-Palast sprach von einem Missverständnis. Schröder war einer der wichtigsten europäischen Weggefährten Chiracs. Der SPD-Politiker hatte den früheren Staatschef nach seinem Tod als Freund bezeichnet, den er persönlich sehr geschätzt habe.
Nach Angaben des Pariser Präsidentenbüros war für den Altkanzler sowohl ein Platz bei dem Trauergottesdienst in der Pariser Kirche Saint-Sulpice reserviert als auch bei einem anschließenden Mittagessen mit Präsident Emmanuel Macron und anderen amtierenden und früheren Staats- und Regierungschefs. Schröder wusste davon aber nichts und reiste deshalb gar nicht erst nach Paris, wie sein Büro mitteilte. Zunächst hatte es geheißen, die Protokollabteilung des Elysée-Palastes habe den Teilnahmewunsch des Altkanzlers abgelehnt und auf den begrenzten Platz in der Kirche Saint-Sulpice verwiesen.
Presse spricht von "Schnitzer"
Dabei handelte sich es nach Elysée-Angaben aber um ein Missverständnis: Eine offizielle Einladung habe es für keinen der internationalen Gäste gegeben, hieß es. Stattdessen sei nur der protokollarische Weg beschritten worden. Nach Bekanntwerden dieser Stellungnahme erklärte Schröders Büro, offenbar habe es sich um ein Kommunikationsproblem gehandelt.
Der französische Fernsehsender LCI sprach von einem Misston bei den Trauerfeiern für Chirac. Die Zeitung "Le Figaro" nannte den Vorgang einen Schnitzer und verwies auf das angespannte Verhältnis zwischen Paris und Berlin. "Seit Chirac und Schröder sind die Beziehungen zwischen Paris und Berlin nicht mehr von der gleichen Nähe und dem Einverständnis geprägt, das Fortschritte in Europa erlaubt", kommentierte das Blatt.
Gemeinsam gegen den Irakkrieg
Chirac war am Donnerstag im Alter von 86 Jahren gestorben. Er war von 1995 bis 2007 französischer Präsident, Schröder von 1998 bis 2005 deutscher Bundeskanzler. Die beiden Politiker arbeiteten in verschiedenen Fragen eng zusammen, zum Beispiel lehnten Schröder und Chirac im Jahr 2003 eine Beteiligung am US-geführten Kriegseinsatz im Irak ab.
An der Trauerzeremonie für den verstorbenen Präsidenten nahmen dutzende Staats- und Regierungsspitzen aus der ganzen Welt teil. Darunter waren der russische Präsident Wladimir Putin und der frühere US-Präsident Bill Clinton. Deutschland wurde durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vertreten. Auch Vertreter aus der arabischen Welt waren anwesend, etwa der Emir von Katar.
Beisetzung auf dem Friedhof Montparnasse
Den Trauergottesdienst hielt der Pariser Erzbischof Michel Aupetit ab. Er würdigte Chirac als warmherzigen Menschen, der soziale Belange und die Familie im Blick gehabt habe. Zudem habe er Frankreich vor der Teilnahme an einem ungerechten Krieg bewahrt, sagte der Erzbischof unter Anspielung auf den US-geführten Irakkrieg.
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Nach der Trauermesse sollte Chirac im kleinsten Kreis auf dem Pariser Friedhof Montparnasse beigesetzt werden. Dort soll er auf Wunsch seiner Frau Bernadette in dem Familiengrab ruhen, in dem bereits seine 2016 verstorbene Tochter Laurence begraben liegt. In französischen Schulen und Behörden wurde zudem mit einer Schweigeminute an Chirac erinnert.
- Nachrichtenagentur AFP