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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Deutschland und Frankreich Blutige Kriege, große Versöhnung
Zwei Weltkriege führten Deutschland und Frankreich gegeneinander, heute sind die einstigen Erbfeinde engste Verbündete. Und der Motor der Europäischen Vereinigung. Eine Geschichte in Bildern.
Sie ist berühmt, die Szene aus dem Kultfilm "Casablanca" von 1942. Im Nachtclub des Protagonisten Rick Blaine singen deutsche Offiziere das nationalistische Lied "Wacht am Rhein", dann halten die versammelten Franzosen vereint mit ihrer "Marseillaise" dagegen.
Deutsche und Franzosen, das ist die Geschichte von Liebe und Hass, von Krieg und Frieden. Heute schreiben Angela Merkel und Emmanuel Macron in Aachen ein weiteres Kapitel der gemeinsamen Geschichte, mit dem neuen Freundschaftsvertrag wird die gemeinsame Beziehung so eng wie noch nie.
Das war allerdings nicht immer so:
Im August zogen Deutschland und Frankreich als sogenannte Erbfeinde gegeneinander in den Ersten Weltkrieg. Vier Jahre sollte sich das Gemetzel hinziehen, die Schlacht von Verdun 1916 ist bis heute das Symbol des sinnlosen Sterbens. Als "Blutpumpe", als "Knochenmühle" bezeichneten die Überlebenden Soldaten die Schlacht.
Noch heute, mehr als 100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, sind die ehemaligen Schlachtfelder von dem damaligen Inferno geprägt. Wie hier bei Verdun, wo Artilleriebeschuss Wunden in die Landschaft riss.
Es gibt auch andere Erinnerungen an die Schlacht von Verdun. Im Beinhaus von Douaumont werden die Knochen von mehr als 100.000 nicht identifizierten Gefallenen französischen und deutschen Soldaten verwahrt.
Den Versailler Vertrag von 1919, der den Ersten Weltkrieg beendete, empfanden die meisten Deutschen als Demütigung. Vor allem weil Deutschland darin als allein schuldig am Kriegsausbruch bezeichnet wird. In den kommenden Jahren betrieben der deutsche Außenminister Gustav Stresemann (r.) und sein Kollege aus Frankreich, Aristide Briand, die gegenseitige Aussöhnung. Beide erhielten dafür 1926 den Friedensnobelpreis.
Zwanzig Jahre nach dem Versailler Vertrag wurde Stresemanns Versöhnungswerk zunichte gemacht. Deutschland und Frankreich kämpften im Zweiten Weltkrieg gegeneinander. Die Wehrmacht war siegreich und besetzte 1940 Paris.
Zur Demütigung der Franzosen diktierte Adolf Hitler 1940 die Waffenstillstandsbedingungen im gleichen Salonwagen, in dem 1918 die Deutschen die als überaus hart empfundenen französischen Forderungen entgegengenommen hatten.
Hitler ließ sich später vor dem Eiffelturm fotografieren, bald begann auch unter der deutschen Besatzungsherrschaft die Diskriminierung und Verfolgung der französischen Juden. Zugleich raubten die Deutschen die Museen in Frankreich aus.
1944 verübte die Waffen-SS ein Massaker in dem Ort Oradour-sur-Glane. Mehr als 600 Menschen wurden damals ermordet. 2013 besuchte der damalige Bundespräsident Joachim Gauck den Ort und trat für Versöhnung ein.
1944 landeten die Alliierten in der Normandie, die Befreiung Frankreichs begann. Ein Jahr später kapitulierte die deutsche Wehrmacht schließlich. In der Nachkriegszeit folgte 1962 eine große Geste der Versöhnung beider Länder. Der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Präsident Charles de Gaulle, der die Deutschen als Offizier in beiden Weltkriegen bekämpft hatte, schlossen 1963 den Élysée-Vertrag zur gegenseitigen Freundschaft.
Eine weitere Geste der Versöhnung folgte 2004. Der deutsche Regierungschef Gerhard Schröder und Frankreichs Jacques Chirac umarmten sich anlässlich der Feiern zum 60. Jahrestag der alliierten Landung in der Normandie. Deutschland war erstmals dazu eingeladen.
Militärisch arbeiteten Deutschland und Frankreich zu diesem Zeitpunkt schon lange zusammen. Seit 1989 gibt es zum Beispiel die Deutsch-Französische Brigade.
Mit dem Aachener Vertrag leiten Angela Merkel und Emmanuel Macron nun im Jahr 2019 eine neue Stufe der gegenseitigen Beziehungen ein.
- Kommentar: Ein historischer Tag