"Iran-Geschäft sofort runterfahren" US-Botschafter verteidigt Ansage an deutsche Industrie
Richard Grenell hatte gerade seinen Posten als US-Botschafter in Berlin angetreten, da irritierte er mit einer Ansage an die deutsche Industrie. Sie zurück zu nehmen, daran denkt er nicht. Im Gegenteil.
Der neue US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, hat seine viel kritisierte Twitter-Botschaft verteidigt, in der er den Rückzug deutscher Unternehmen aus dem Iran gefordert hatte. "Wollen Sie mit einer Bedrohung Geschäfte machen?", fragte Grenell in der "Bild"-Zeitung. "Dann sollen bitte alle Firmenchefs, die das wollen, jetzt aufstehen und sagen: Wir wollen mit den Mullahs Geschäfte machen", fügte er hinzu. Den US-Präsidenten Donald Trump hält Grenell derweil in Deutschland für unverstanden.
Kurz nach der Entscheidung Trumps zum US-Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran und der Wiedereinsetzung von Sanktionen gegen das Land hatte Grenell in einer Twitter-Botschaft deutsche Firmen unverblümt aufgefordert, ihr Iran-Geschäft "sofort" herunterzufahren. Am selben Tag hatte er seinen Posten als US-Botschafter in Berlin angetreten.
Der deutsch-iranische Handel ist bisher noch überschaubar: 2017 erreichte er laut des Bundesverband Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen (BGA) ein Volumen von 3,4 Milliarden Euro. Aber wegen der Aufhebung von Sanktionen im Gegenzug für den Verzicht auf das Streben nach der Atombombe setzten viele Unternehmen große Hoffnungen in das Iran-Geschäft. Ein stärkerer Export von Erdöl mit entsprechenden Einnahmen könnte die Modernisierung der Industrie im Iran vorantreiben – und dafür braucht es auch deutsche Maschinen.
Grenell will als Diplomat Klartext sprechen
Den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte Grenell zur Kritik an seinem Tweet: "Ich habe einen anderen Stil. Da will ich ganz ehrlich sein." Er hob hervor: "Diplomat zu sein, bedeutet für mich, Klartext zu sprechen – gerade gegenüber Freunden."
Sein Tweet sei "kein Befehl, keine Anweisung" gewesen, sagte er der "Bild". "Natürlich" sei "jedes Land souverän" und könne "für sich selbst über Sanktionen entscheiden". Andererseits sagten Deutschland, Frankreich und Großbritannien aber selbst, dass der Iran eine Bedrohung darstelle.
Den Funke-Blättern sagte Grenell, er sei gegen Gruppendenken in der Diplomatie. "Wenn man Krieg vermeiden will, verfügt man besser über Diplomaten, die bereit sind, hart zu sein", fügte er hinzu. "Das ist meine Aufgabe. Ich möchte nicht scheitern."
USA wollen den Iran zu Verhandlungen bewegen
Die USA seien sich mit Deutschland, Frankreich und Großbritannien einig, dass der Iran ein Problem darstelle. Das Atomabkommen sei "viel zu schwach", betonte Grenell. "Selbst wenn der Iran sich Wort für Wort an das Abkommen hält, kann er immer noch Atomwaffen entwickeln."
Ziel der USA sei es, "die Iraner an den Verhandlungstisch zurückbringen", sagte Grenell der "Bild". "Wir wollen, dass unsere europäischen Freunde dabei an unserer Seite sind ebenso wie Russland und China."
Grenell sagte überdies, er halte Trump in Deutschland für weitgehend unverstanden. "Donald Trump ist anders, er macht Politik anders", sagte Grenell der "Bild". "Es sagt, was er denkt, und tut, was er sagt." Grenell betonte, Trump sei kein Ideologe. "Wenn Trump wirklich ein konservativer Ideologe wäre, wie es so oft heißt, hätte ich diesen Posten hier nicht. Ich bin homosexuell."
- AFP, dpa