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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kees Hoekert Der "letzte Hippie" ist tot

Kees Hoekert war eine Legende. In den Niederlanden kämpfte der ewige Rebell in den 70er-Jahren für die Cannabis-Legalisierung. Jetzt ist er im Alter von 88 Jahren gestorben.
Der Mann liebte die Provokation. Und er schreckte auch vor den höchsten Würdenträgern im Land nicht zurück. Als die niederländische Prinzessin Beatrix 1966 den Adligen Claus von Amsberg heiratete, richtete sich heftiger Protest gegen die Verbindung mit dem ehemaligen deutschen Wehrmachtskämpfer. Auf dem Weg zur Kirche erschütterte eine Rauchbombe die goldene Kutsche des Brautpaars. Kees Hoekert freute das: Schließlich war das explosive Gemisch auf seinem Hausboot in Amsterdam gebastelt worden.
So war Hoekert: immer gegen die Autoritäten gerichtet, Vorkämpfer der niederländischen Provo-Bewegung, die in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts durch provokante Aktionen die niederländische Obrigkeit vorführte.
1929 wurde Hoekert in ein streng protestantische Familie hineingeboren, täglich wurde aus der Bibel gelesen und Psalmen rezitiert. Nach dem Abitur studierte er Romanistik, um Lehrer zu werden. Aber die Schule war nichts für ihn. Zu viele Regeln. Zu viel Eintönigkeit. So heuerte Hoekert auf einem Schiff an, tingelte um die Welt und erlebte in Marokko eine entscheidende Wendung: Er entdeckte die betörende Wirkung des Marihuana und hatte gleichzeitig seine Lebensaufgabe: die Legalisierung von Cannabis.
Gemeinsam mit Unterstützern gründete er 1969 die Lowlands Weed Company (LWC). Das Ziel: Züchten und Verkauf von Hanfpflanzen. Auf seinem Hausboot "De Witte Raaf" - Der Weiße Rabe - in Amsterdam begann schon bald der Verkauf von Hanf-Setzlingen. Wer einen holländischen Pass hatte, durfte zehn Pflanzen zum Preis von einem Gulden erwerben (rund 50 Cent). Der Andrang war groß, sogar die Polizei musste einschreiten – um den Verkehr zu regeln.
Der prächtige Vollbart wurde bald zu Kees Hoekerts Markenzeichen. Wie Kapitän Ahab empfing er Besucher auf seinem Hausboot. Doch mit dem Anbau zum Eigenbedarf war es nicht getan. Hoekert und seine Mitstreiter zogen in den Niederlanden gegen die Drogenpolitik vor Gericht. Auf dem Weg zum Prozess habe er in vielen Fenstern Hanfpflanzen erkennen können, blaffte er den Richter an. 1976 kam die Wende: Die Niederlande legalisierten den Eigenkonsum von weichen Drogen. Kees Hoekert hatte seinen Erfolg.
Er blieb unbequem. Den kräftigen Bart trug er bis zuletzt als eine Art politisches Statement. Zuletzt lebte Hoekert in einem Pflegeheim, Gedächtnisverlust. Nicht wegen des Gras-Rauchens, sondern wegen übermäßigen Alkoholkonsums. Nun ist Kees Hoekert im Alter von 88 Jahren gestorben. Als "letzten Hippie der Niederlande", nannte ihn die Amsterdamer Zeitung Volkskrant. Die Verband der Hanf-Pflanzer VOC würdigte Hoekert als "Großvater der niederländischen Drogenpolitik".
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Die Niederlande freilich haben ihre führende Rolle in der liberalen Drogenpolitik verloren. Längst geben einzelne Bundesstaaten in den USA den Ton an. Seit dem Neujahrstag ist der Verkauf von Cannabis auch in Kalifornien erlaubt. Dem ewigen Rebell Kees Hoekert hätte das gefallen.
Quellen:
- Eigene Recherche
- Website von Kees Hoekert