TV-Duell zur NRW-Wahl Beim Thema Schrottimmobilien wird es laut
Zwölf Tage vor der Wahl treffen sich Hannelore Kraft und Armin Laschet zum Fernseh-Duell. Meist geht es engagiert und routiniert zu. Aber einmal fährt die Amtsinhaberin dann doch aus der Haut.
Beim Thema Schrottimmobilien wird Hannelore Kraft plötzlich laut, so dass ihr Herausforderer Armin Laschet sie ermahnt: "Lassen Sie mich einfach ausreden, entspannen Sie sich doch!" Das tut sie dann auch. Immerhin soll dies ja ein Duell sein, und da darf es auch mal etwas High-Noon-Stimmung geben.
Schauplatz ist das WDR-Gelände in Köln-Bocklemünd, gleich neben der Lindenstraße. Merkwürdig verloren stehen Ministerpräsidentin Kraft (SPD) und ihr CDU-Herausforderer Laschet hinter durchsichtigen Säulenpulten in dem riesigen Studio, das kurz vorher nochmal geputzt worden ist.
Für Laschet ist es eine Premiere, Kraft dagegen hat es schon dreimal gemacht. Das erste Mal 2010 gegen Amtsinhaber Jürgen Rüttgers, der so lang war, dass sie auf ein kleines Podest steigen musste. Das zweite Mal 2012, wieder gegen einen Herrn mit grauen Schläfen, aber der hieß nicht mehr Rüttgers, sondern Röttgen. Beim ersten Mal trug Kraft einen roten Blazer, dann Anthrazit, jetzt wieder Rot.
"Außer Ihnen glaubt das niemand"
Norbert Röttgen war im Duell ganz kühler Kopfmensch und erlitt am Ende eine bittere Wahlniederlage. Sein Nachfolger Laschet gibt sich verbindlicher, lächelt oft - und geht dabei doch in die Offensive. "Sie glauben doch nicht im Ernst, Frau Kraft...", "Außer Ihnen glaubt das niemand" - solche Sätze bringt er häufig. Im Ton bleibt er dabei stets verbindlich, denn er weiß: Der deutsche Wähler mag keine polternden Trump-Typen.
Laschet hat einen großen Vorteil: Er kann der Amtsinhaberin alles vorhalten, was in NRW nicht rundläuft. Kraft, nunmehr seit sieben Jahren im Amt, muss sich verteidigen. Anfangs wirkt sie dabei sehr defensiv, dann fährt sie ihm entschiedener in die Parade: "Dadurch dass man es wiederholt, wird Unwahres nicht wahr, Herr Laschet!"
Über weite Strecken ist die einstündige Sendung ein Disput unter Fachleuten. Faktenschleudern als Kampfdisziplin. Man streitet um Kleinklein, um einzelne Zahlen und Details, der Zuschauer kann unmöglich wissen, wer recht hat.
Ein Duell, zwei Sieger.
Gegen Ende kommt die Koalitionsfrage. Kraft sagt: "Ich kämpfe für eine starke SPD." Laschet sagt, dass er weder mit der AfD noch mit der Linken zusammenarbeiten wird. Da ist man auch nicht schlauer als vorher.
Verdächtig schnell verschickt die SPD nach dem Ende der Sendung eine Pressemitteilung, der Titel: "Hannelore Kraft gewinnt das TV-Duell." Aber - oh Wunder - auch Armin Laschet ist zufrieden: "Ich glaube, ich habe das, was ich sagen wollte, sagen können." Es ist wie so häufig: Ein Duell, zwei Sieger. Null Überraschungen.