Neuer Ministerpräsident im "BamS"-Interview Bodo Ramelow wurde als Kind ausgepeitscht
Schwere Kindheit und Krebs-Erkrankungen der Söhne - der neue Ministerpräsident von Thüringen Bodo Ramelow hat der "Bild am Sonntag" ein bewegendes Interview gegeben, bei dem es nicht nur um Politik ging.
In dem Gespräch redete der Politiker offen über persönliche Schicksale wie die Krebsleiden der Mutter und seiner Söhne. Auch Misshandlungen in der Kindheit sparte er nicht aus: Seine Mutter hat ihn mit einer Lederpeitsche verprügelt.
Peitschenhiebe aus Verzweiflung
Wie Ramelow der "Bild am Sonntag" erzählt, hat seine Mutter ihn aus "purer Verzweiflung" mit der Peitsche geschlagen. Er sei als Kind unerkannter Legastheniker gewesen und habe nur schlechte Noten in Rechtschreibung nach Hause gebracht. Zwar hätten Lehrer ihm hohe Intelligenz bescheinigt, aber "stinkend faul" sei er gewesen. Deshalb habe seine Mutter zur Peitsche gegriffen.
Außerdem sei seine ganze Familie in einer schwierigen Situation gewesen: Das Lebensmittelgeschäft des schwerkranken Vaters pleite, hochverschuldet habe die Mutter vier Kinder durchbringen müssen. Er habe deswegen auch der Mutter verziehen. Als seine große Schwester irgendwann dazwischen gegangen ist, hätten die Schläge aufgehört.
Mehrere Krebsleiden in der Familie
Ramelow musste aber noch mehr ertragen: Seine Großmutter sei an Krebs gestorben, ebenso wie seine Eltern und seine erste Frau. Und auch seine Söhne hatten bereits Krebs, sind aber geheilt. Im Interview erzählt er, wie er das Leben eines Sohnes mit einer Knochenmarkspende gerettet hat.
"Meine Wahl besiegelt das Ende der DDR"
Auch aus dem Bereich der Politik offenbarte das Gespräch einige überraschende Aussagen: "Ich bin nicht der verlängerte Arm meiner Partei im Bundesrat", sagte Ramelow der Zeitung. Das habe er den Partei- und Fraktionschefs der Linken bereits "in aller Deutlichkeit" gesagt. Ramelow kündigte an, sich aus der Parteipolitik künftig weitgehend heraus halten zu wollen.
Ramelow betonte außerdem, seine Wahl zum Ministerpräsidenten besiegele "das Ende der DDR". Nun könne die Linke "über die Verantwortung und die Fehler in der DDR viel deutlicher reden", sagte er. Der rot-rot-grüne Koalitionsvertrag enthalte "mehr konkrete Maßnahmen zur Aufarbeitung des DDR-Unrechts als alle bisherigen in Thüringen". Ramelow kündigte eine Erinnerungspolitik an, "die Brücken baut und versöhnt".