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Mannheim: Polizei geht nicht von gezieltem Angriff auf AfD-Politiker aus


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Weitere Attacke in Mannheim
AfD-Politiker äußert sich nach Messerangriff


Aktualisiert am 05.06.2024Lesedauer: 4 Min.
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Mannheim: Bei dem Angriff wurde ein AfD-Gemeinderatskandidat verletzt. (Quelle: t-online)

Wieder ist es in Mannheim zu einem Messerangriff gekommen – diesmal ist das Opfer ein Lokalpolitiker der AfD. Ein Überblick über beide Fälle.

Nach dem Angriff eines mutmaßlichen Islamisten ist es in Mannheim erneut zu einem Messerangriff gekommen: Diesmal wurde ein Lokalpolitiker der AfD verletzt. Es ist damit der zweite Vorfall innerhalb von fünf Tagen.

Doch haben beide Angriffe eine Verbindung – und treten ähnlich Vorfälle deutschlandweit häufiger auf? t-online gibt einen Überblick:

Was ist über den Angriff auf den AfD-Politiker bekannt?

In Mannheim ist ein AfD-Kandidat für die Kommunalwahl mit einem Messer verletzt worden. Der 25-jährige Täter wurde demnach festgenommen. Der Vorfall ereignete sich am späten Dienstagabend um 22.45 Uhr. Nach Informationen von t-online handelt es sich bei dem Betroffenen um den Lokalpolitiker Heinrich Koch.

Der Politiker wurde laut Polizei mit einem Cuttermesser verletzt, erlitt keine lebensgefährlichen Verletzungen und wurde in einem Krankenhaus behandelt. Zu dem Vorfall gibt es auch ein entsprechendes Video, das mittlerweile im Internet kursiert. Koch hat es offenbar selbst gefilmt: Darin ist zu sehen, wie er einem Mann über den Marktplatz hinterherläuft und schreit "Stopp! Bleiben Sie stehen!"

Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus am Mittwoch äußerte sich Koch persönlich zu dem Vorfall. Das Handy-Video habe er "auch als Eigensicherung" aufgenommen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Er habe am späten Dienstagabend mehrere Männer entdeckt, einer von ihnen habe AfD-Plakate getragen. Dass der Mann ein Messer in der Hand hatte, erkannte Koch nach eigenen Angaben zunächst nicht.

Die Staatsanwaltschaft Mannheim kann die Angaben über mehrere Männer bislang nicht bestätigen. Sie verweist lediglich auf "laufende Ermittlungen".

Das Video zeigt zudem, wie Koch ruft: "Sofort hinlegen!" Dann entsteht ein Handgemenge. Zu sehen ist, wie der Mann mit dem Messer ausholt, die restlichen Bilder sind verwackelt. Koch wurde am Bauch und am Ohr verletzt. Als der Täter flüchtete, verfolgte ihn Koch. Dass er verletzt war, habe er durch den Adrenalinrausch nicht gemerkt. "Ich wollte ihn stellen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Wenig später wurde er laut Polizei widerstandslos festgenommen.

Täter wohl psychisch erkrankt

Die AfD spricht von einer Attacke von Linksextremisten. Die Polizei kann diese Angaben allerdings nicht bestätigen. Laut Polizei gibt es "deutliche Hinweise auf eine psychische Erkrankung", weshalb der 25-Jährige in ein psychiatrisches Krankenhaus eingeliefert wurde.

Am Mittwoch wurde der Angreifer einem Ermittlungsrichter vorgeführt. Dieser habe einen Unterbringungsbefehl wegen versuchten Totschlags erlassen und die Unterbringung in einer Psychiatrie angeordnet, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch in Mannheim mit. Gleichzeitig hat die Polizei keine Kenntnisse, dass der Angreifer gewusst hatte, dass es sich bei dem Opfer auch um den AfD-Politiker gehandelt habe.

Der Mannheimer Oberbürgermeister Christian Specht hat den Angriff scharf verurteilt. "Diese feige Tat ist abscheulich und durch nichts zu rechtfertigen", teilte der CDU-Politiker am Mittwoch mit. "Wer Wahlbewerber attackiert, stellt unsere freien, gleichen, allgemeinen, unmittelbaren und geheimen Wahlen infrage – und damit die Basis unserer Demokratie."

Der niederträchtige Vorfall reihe sich ein in eine Serie von Angriffen auf Wahlkampfhelferinnen und -helfer, Politikerinnen und Politiker, die aktuell in ganz Deutschland zu beobachten sei. "Der Hass und die Gewaltbereitschaft, die sich in unserer Gesellschaft derzeit Bahn brechen, sind unerträglich", so Specht.

Was ist über den Messerangriff aus der vergangenen Woche bekannt?

Bereits am vergangenen Freitag ist es in Mannheim zu einem Messerangriff gekommen. Ein 25-jähriger Afghane hatte am Freitag fünf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa sowie einen Polizisten mit einem Messer verletzt. Unter den Opfern war auch der bekannte Islamkritiker Michael Stürzenberger.

Der 29 Jahre alte Polizist erlag später seinen Verletzungen. Ein anderer Beamter schoss den Angreifer nieder. Der verstorbene Polizist hatte nach Angaben der Ermittler zuvor eingegriffen und einen Verletzten aus dem Gefahrenbereich gebracht, als er von dem Täter mehrmals von hinten in den Kopf gestochen wurde.

Der Täter wohnte zuletzt im hessischen Heppenheim. Laut Medienberichten war er 2013 nach Deutschland gekommen. Ein Asylgesuch von ihm soll 2014 abgelehnt worden sein, gleichzeitig wurde ein Abschiebeverbot ausgesprochen. Er war vorher weder den Nachrichtendiensten bekannt noch strafrechtlich in Erscheinung getreten. Aktuell soll der mutmaßliche Täter noch eine zwei Jahre gültige, befristete Aufenthaltserlaubnis besitzen.

Mittlerweile hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen in dem Fall übernommen. Man gehe davon aus, dass der Mann islamkritischen Menschen ihr Recht auf freie Meinungsäußerung absprechen wollte, sagte eine Sprecherin am Montag in Karlsruhe.

Stehen beide Taten in einem Zusammenhang?

Abgesehen, dass beide Taten in Mannheim verübt wurden, sind bisher keine Verbindungen bekannt.

Nehmen vergleichbare Angriffe insgesamt zu?

Insgesamt ist ein Anstieg von Angriffen auf Politiker zu verzeichnen: Waren es 2019 noch insgesamt 1.420 Angriffe auf Repräsentanten aller Parteien, stieg die Zahl bis 2021 auf 2.840, und nach einem Einbruch der Zahlen 2022 liegen auch die vorläufigen Zahlen von 2023 auf einem ähnlich hohen Level, hieß es in einer Antwort der Bundesregierung an eine kleine Anfrage der AfD im Januar. Mehr dazu lesen Sie hier.

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Seit 2021 werden zudem vom Bundeskriminalamt (BKA) Messerangriffe gesondert erfasst: Auch hier lässt sich seitdem ein Anstieg erkennen. 2021 erfasste die Polizei 7.071 Messerangriffe bei gefährlicher und schwerer Körperverletzung, 2022 waren es 8.160 und im aktuellen Bericht für 2023 stieg die Zahl auf 8.951 Fälle. Ein Großteil der Attacken findet laut Forschern im privaten und nicht im öffentlichen Raum statt. Auch bei Raubdelikten steigt die Zahl der Taten mit Messern. Mehr dazu lesen Sie hier.

Im Bereich Islamismus ist laut BKA die Zahl der als Gefährder eingestufter Personen dagegen in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Der Verfassungsschutz geht in seinem 2022 von einem "Personenpotential" von 27.480 Menschen aus, die dem islamistischen Spektrum zugeordnet werden können. Im Jahr zuvor waren es dagegen 28.290.

In dem jüngsten Jahresbericht zu politisch motivierter Kriminalität schreiben BKA und Innenministerium allerdings von einer "anhaltend hohen Gefährdungslage durch den islamistischen Extremismus/Terrorismus". Die Bundesrepublik stehe unverändert "im unmittelbaren Zielspektrum terroristischer Organisationen" wie des Islamischen Staats (IS) oder Al-Qaida und deren Ablegern. Die "anhaltend hohe Gefahr" für dschihadistisch motivierte Gewalttaten bestehe daher weiterhin fort. Man habe es derzeit vor allem mit Einzeltätern oder kleinen Gruppen zu tun, deren Taten oftmals von Terrorgruppen für ihre Propaganda vereinnahmt worden seien.

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