Innere Sicherheit Weitere Verdächtige in Gewahrsam nach Kölner Terroralarm
Ein mutmaßlich für Silvester geplanter islamistischer Terroranschlag auf den Kölner Dom hält die Polizei in Atem. Drei weitere Verdächtige sind in Gewahrsam - und sollen Teil eines internationalen Netzes sein.
Nach dem Terroralarm für den Kölner Dom sind am Sonntag drei weitere Verdächtige festgesetzt worden. Die Zugriffe seien in Duisburg, Herne und in Nörvenich im Kreis Düren erfolgt. Dort seien auch Wohnungen durchsucht worden. Der Anschlag habe mit einem Auto verübt werden sollen, sagte der Kölner Polizeipräsident Johannes Hermanns bei einer Pressekonferenz.
Es habe sich herausgestellt, dass der schon an Heiligabend in Gewahrsam genommene Tadschike Teil eines größeren Netzwerkes sei, das sich auch auf andere Bundesländer und andere europäische Staaten erstrecke.
Die Polizei hatte kurz vor Weihnachten Hinweise auf einen möglichen islamistischen Anschlagsplan auf den Kölner Dom erhalten, der sich auf Silvester bezog. Der 30-jährige Tadschike war daraufhin an Heiligabend in Wesel "zur Gefahrenabwehr" in Gewahrsam genommen worden als Spezialeinheiten eine Wohnung durchsuchten. Er wird verdächtigt, die Kathedrale ausgespäht zu haben.
Reul: "Islamistischer Terror auf deutschen Straßen als Gefahr vorhanden"
Mit Blick auf die neuesten Ingewahrsamnahmen sprach Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) von einem "Erfolg". Islamistische Extremisten seien derzeit aktiver als sonst. "Die Polizei bemüht sich immer, ein paar Schritte voraus zu sein." Die etwa 1000 Polizisten, die an Silvester rund um den Dom im Einsatz seien, täten alles, um die Sicherheit der Feiernden zu gewährleisten. Einsatzleiter Frank Wißbaum sagte, auch die Tiefgarage unter dem Dom sei durchsucht worden - es sei aber nichts gefunden worden. Dabei seien Sprengstoffspürhunde im Einsatz gewesen. Seit dem frühen Morgen werde auch die Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage kontrolliert.
Reul sagte der Deutschen Presse-Agentur, es verwundere nicht, dass ein so herausragendes christliches Bauwerk wie der Kölner Dom in den Fokus islamistischer Terroristen gerate. "Das hat keinen überrascht." Es gebe immer eine abstrakte Anschlagsgefahr. "Islamistischer Terror ist nach wie vor auf deutschen Straßen als Gefahr vorhanden", sagte Reul. "Das haben wir oft verdrängt. Und immer, wenn so ein punktuelles Ereignis ist, sind wir wieder alle sehr elektrisiert." Es wäre aber falsch, dann in Panik zu geraten, so Reul. "Ich sage: Feiert! Benehmt euch! Passt auf - und genießt den Übergang ins neue Jahr!"
Gottesdienstteilnehmer mussten durch Sicherheitsschleuse
Die gut besuchte Silvester-Messe im Dom zelebrierte Kardinal Rainer Maria Woelki am Sonntagabend unter massivem Polizeischutz. "Ich danke unseren Sicherheitskräften, die schon in den Tagen vor Weihnachten damit begonnen haben, diese Kathedrale zu schützen und auch uns zu schützen, damit wir Gottesdienst feiern können und das Grundrecht der freien Religionsausübung auch in unserem Land weiter gewährleistet bleibt", sagte Woelki zu Beginn der Messe. Die Gottesdienstteilnehmer mussten zunächst durch eine Sicherheitsschleuse in Zelten, die vor dem Hauptportal aufgestellt waren.
Für die Silvesternacht hatte die Polizei für Dom und Umgebung am Freitag strenge Schutzmaßnahmen angekündigt - darunter den Einsatz von Polizistinnen und Polizisten mit Maschinenpistolen. Die Sicherheitsvorkehrungen waren zuvor bereits für die Weihnachtsfeierlichkeiten erhöht worden. Für Touristen war der Dom erst einmal geschlossen, nur Gottesdienste fanden statt.
Neben dem Hinweis auf den möglichen Anschlagsplan in Köln hatten die Sicherheitsbehörden vor Weihnachten außerdem einen Hinweis auf einen möglichen geplanten Anschlag auf eine Kirche in Wien erhalten. Auch in Wien erhöhte die Polizei zu Weihnachten die Sicherheitsmaßnahmen. Der österreichische Verfassungsschutz nahm am 23. Dezember vier Menschen fest. Für zwei Männer und eine Frau wurde in den Weihnachtstagen Untersuchungshaft angeordnet. Gegen sie wird wegen Zugehörigkeit zu einer terroristischen Vereinigung in Verbindung mit terroristischen Straftaten ermittelt, hieß es vor einigen Tagen.
- Nachrichtenagentur dpa