"Ein Jahrhunderprojekt" Bahnprojekt verzögert sich um Jahrzehnte
Bis 2030 wollte die Bahn den Deutschlandtakt umsetzen. Das Megaprojekt verzögert sich jetzt – um Jahrzehnte.
Der Deutschlandtakt der Bahn sollte alles besser machen: Pünktlichere Züge, verlässlichere Anschlüsse, schnellere Verbindungen. Im Jahr 2030 wollte das Unternehmen das Projekt an den Start bringen, als Zeichen der Hoffnung in Sachen Verkehrswende.
In sieben Jahren wird der Deutschlandtakt allerdings nicht starten können, erklärte das Bundesverkehrsministerium unter Führung der FDP. Das Projekt verspätet sich - um Jahrzehnte. Staatssekretär Michael Theurer (FDP), der auch Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr in Deutschland ist, sagte dem ZDF am Donnerstag, der Deutschlandtakt werde "in den nächsten 50 Jahren als Jahrhundertprojekt" umgesetzt. Es sei "immer völlig klar gewesen, dass das Jahrzehnte dauert".
Ein bundesweiter Taktfahrplan
Für den Deutschlandtakt soll der Bahnverkehr auf einen bundesweiten Taktfahrplan umgestellt werden, der für Fahrgäste die Abfahrtszeiten zuverlässiger und planbarer macht und außerdem den Umstieg erleichtert. Die Züge sollen dafür jede Stunde in jede Richtung zur selben Minute fahren – Fernzüge in einem Takt von 60 Minuten und auf Hauptachsen im 30-Minuten-Takt. Fern- und Regionalverkehr sollen außerdem optimal miteinander vernetzt werden.
In ihrem Koalitionsvertrag haben die Ampel-Parteien unter anderem das Ziel definiert, den Schienengüterverkehr bis 2030 auf 25 Prozent zu steigern und die Verkehrsleistung im Personenverkehr zu verdoppeln. Außerdem soll "erheblich mehr in die Schiene als in die Straße" investiert werden, "um prioritär Projekte eines Deutschlandtaktes umzusetzen".
"Eingestehen des Scheiterns der Ampel"
Der verkehrspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Thomas Bareiß (CDU), erklärte, "40 Jahre Verschiebung ist das Eingestehen des Scheiterns der Ampel". Die Union habe zusammen mit der Schienenbranche schon früh den Grundstein für den Deutschlandtakt gelegt - nun werde dies von 2030 auf 2070 verschoben.
Der Berichterstatter der Unionsfraktion für die Schiene, Michael Donth (CDU), zeigte sich "fassungslos". Eine Verschiebung des Deutschlandtakts auf 2070 "wäre ein Desaster für die Zukunft des deutschen Schienenverkehrs".
Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) müsse, statt sich mit den Grünen um Autobahnen zu streiten, die Probleme bei der Schiene lösen: Deutlich mehr Investitionen, ein effizienterer Konzern, Planungsbeschleunigung bei Schienenprojekten und die Umsetzung der Ergebnisse der Beschleunigungskommission Schiene, forderte Donth.
- Nachrichtenagentur AFP