Mail an die Redaktion "Es wäre fahrlässig, sich nur auf Impfstoffe zu stürzen"
Obwohl die ersten Impfstoffe nun vorhanden sind, ist die Verfügbarkeit erst einmal begrenzt. Ein t-online-Leser vermisst in dieser Zeit ein Thema, das die Angst mildert und hofft auf die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden.
Wir fragen unsere Leser regelmäßig, welche Themen sie momentan besonders beschäftigen und bitten sie, auf die Berichterstattung von t-online zu reagieren. In Lesermails an die Redaktion formulieren sie ihre Gedanken, die sie publik machen wollen. Hier eine Auswahl:
17. Februar 2021: t-online-Leser Jörg Bünsack über die Hoffnung auf Medikamentenentwicklung gegen Corona
"Ich vermisse in diesem ständigen Wirrwarr aus Inzidenzen, Mutationen und Impfstoffen einfach ein Thema, das vielleicht helfen könnte, etwas den Drive, die Angst, die beginnende Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung aus dieser Pandemie rauszunehmen. Es braucht noch etwas, das neben den zu erwartenden Impfstoffen ebenfalls Zuversicht verbreiten könnte. Das sind mögliche Medikamente und Therapien, die doch auch irgendwo in der Pipeline sein müssten. Es wäre in meinen Augen absolut fahrlässig und überhaupt nicht nachvollziehbar, sich nur auf die Impfstoffe als alleinige Heilsbringer zu stürzen. Das würde ja bedeuten, dass nichts passiert, um bereits Infizierte so zu behandeln, dass sie ohne größeres Nachbeben wieder gesund werden können.
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Nirgendwo lese ich, dass es Erfolg versprechende Behandlungen gibt und wie sie aussehen, um beispielsweise die unterschiedlichen Verlaufsformen der Erkrankung perspektivisch anzugehen. Geschweige denn, dass es neue Medikamente für die Behandlung gibt. Bestenfalls hört man von bereits existierenden Medikamenten, die jetzt auf ein zusätzliches Indikationsgebiet ausgeweitet werden sollen. Das alles klingt für mich aber mehr so nach einem "Schaun mer mal" als nach einem hoffnungsfrohen Ausblick in neue Therapieansätze.
Und gerade das ist doch ein ganz wichtiger Aspekt, um den Menschen zu helfen, auch die Angst, die sich verbreitet, besser eindämmen zu können.
Mir persönlich würde es auch besser gefallen, wenn sich neben dem Warten auf den Impfstoff weitere Optionen auftun würden, die mir helfen.
Momentan ist das doch eher wie das Hocken vor der Schlange. Und das lähmt."
15. Februar 2021: t-online-Leserin Birgit Hotic-Röwekamp über die Vergabe von Impfterminen
"Meine Eltern sind 90 und 85 Jahre alt. Vergeblich versuchen wir täglich, einen Impftermin zu bekommen. Leider können keine Termine vergeben werden, wann geht es endlich wieder? Bei meinem letzten Anruf bekam ich die Auskunft, dass die Termine schon bis in den Mai vergeben werden. Da stellt sich die Frage, wie sollen da alle über 80-Jährigen bis Ende März geimpft sein?
Bei meinem ersten Versuch, einen Impftermin zu bekommen, stellte sich heraus, dass ich keinen Termin per Mail anfragen kann, da ich in Hessen wohne und meine Nachricht nicht nach Nordrhein-Westfahlen zugeordnet werden konnte. Es ist einfach zermürbend, mehrmals täglich anzurufen, keinen Termin zu bekommen, aber ständig ermutigt zu werden, weiter anzurufen.
Wenn die Politiker sagen, es würde zu Anfang ruckeln, was sie ja auch gewusst haben, da wird man als Bürger wirklich sauer. Ruckeln ist da wohl untertrieben. Das Problem wird vom Bund zum Land, zur Kommune und Europa geschoben. Kreative Lösungen und Änderungen dieses Problems: Fehlanzeige. Andere Länder haben es einfach für ihre Bürger organisiert, aber Deutschland als gelobter Organisationsweltmeister kriegt es nicht geregelt. Warum werden über 80-Jährige nicht angeschrieben und bekommen einen Impftermin zugewiesen? Sollte der Föderalismus auf manchen Ebenen überdacht werden?"
9. Februar 2021: t-online-Leserin Anka Heilmann über Förderschulen – "Ich hätte gerne eine politische Beachtung dieser besonderen Menschen"
"Ich arbeite als Lehrkraft an einer Förderschule für geistige Entwicklung. Ich vermisse in der öffentlichen Diskussion um die Öffnung der Schulen unsere Schulformen! Es gibt auch Förderschulen für motorische Entwicklung, für Kranke, soziale und emotionale Entwicklung und so weiter.
Diese Schüler werden in der Regel mit Schulbussen befördert – zum Teil mit langen Anfahrten. Da sitzen sie dicht an dicht in Kleinbussen, natürlich nicht im Klassenverband. Im Schulgebäude und im Unterricht mussten Masken getragen werden. Es gibt aber viele, die zum Aufsetzen Hilfe brauchen. Es gibt noch mehr, die die Maske in den Mund nehmen. Und es gibt etliche von der Maske befreite Schüler, die auch mal durch den Raum spucken. Diese Schüler haben teilweise einen intensiven Pflegebedarf, den die Lehrer und Hilfskräfte umsetzen.
Ich hätte gerne eine politische Beachtung dieser besonderen Menschen und der Menschen, die mit ihnen arbeiten! Natürlich erreicht Distanzlernen diese Schüler nicht so gut, wie es im Präsenzunterricht geht. Ich als Lehrkraft empfand die Zeit vor Weihnachten, als wir in voller Klassenstärke unterrichtet haben, als russisches Roulette.
Wir haben soweit möglich, alle hygienischen Maßnahmen getroffen, aber gegen spuckende Schüler und Menschen, die Masken nicht tragen können, hilft das nicht! Dazu kommen die Elternhäuser, die – sicher aus einer hohen Belastung heraus – ihre Kinder auch mit Symptomen zur Schule schicken. Wenn die Eltern dann irgendwann ihre Kinder wieder abholen, waren diese vorher eng mit uns Personal zusammen und im Falle einer Infektion würden auch wir infiziert sein. Das würde ich gerne bei einer Rückkehr zum Präsenzunterricht beachtet wissen."
2. Februar 2021: t-online-Leser sahorn über die Bereitstellung des Impfstoffs – "Was nutzen Impfzentren, wenn diese nicht genutzt werden"
"Ich finde, es ist ein Unding, dass es so wenig Impfstoff in Deutschland gibt. Hier in Niedersachsen ist es am schlimmsten. Im Nachbarkreis galoppieren die Infizierten- und Todeszahlen davon. Die Politik handelt nur Zahlen ab, aber es geht um Menschen. Es geht um das Liebste, was aus Familien gerissen wird. Und was hören wir? Immer die gleichen Phrasen. Hier im Landkreis gibt es nicht einmal ein Impfzentrum. Wir fühlen uns abgehängt und der Unmut steigt. Es sind viele Altenheime noch nicht einmal mit Impfen an der Reihe gewesen. Insgesamt wurden hier gerade einmal 610 Menschen geimpft. Da kann man sich ausrechnen, wann man selber an die Reihe kommt, einfach niederschmetternd.
Wenn Deutschland so weitermacht, sind wir die Letzten, die mit der Impfaktion durch sind, und die Einwohnerzahl wird einen deutlichen Knick nach unten machen. Da kann man den Unmut vieler Menschen verstehen und die Wut, die sich gerade jetzt überall breitmacht. Die Reden, die gestern nach dem Impfgipfel gehalten wurden, hätten die Politiker sich lieber erspart. Sie tragen nicht gerade zur Verbesserung der Situation bei. Was nutzen seit Mitte Dezember bereitstehende Impfzentren, wenn diese nicht genutzt werden."
28.1.2021: t-online-Leser Ralf Krause über zukünftige Probleme durch die Pandemie – "Die Kosten werden unsere Enkel tragen müssen"
"Die Staaten dieser Welt kämpfen im Moment gegen ein kurzfristiges Problem. Die Pandemie wird uns als Spezies nicht gefährden. Die Staaten geben Milliarden für Hilfsprogramme und Impfstoffe aus. Die Kosten werden unsere Enkel tragen müssen. Es mag sarkastisch und empathielos klingen, aber wie werden die vielleicht fünf Millionen Toten durch die Corona-Pandemie im Vergleich zu den durch die Klimaänderungen verursachten Folgen wirken? Stellt uns das als Spezies nicht vor wesentlich wichtigere und größere Herausforderungen?
Ich frage mich, warum die Weltgemeinschaft nicht genauso mit dem Problem der Klimaerwärmung wie mit dem der aktuellen Pandemie umgeht. Die Klimaerwärmung stellt uns als Spezies vor die Wahl, uns zu ändern, oder mit offenen Augen in die Katastrophe zu gehen. Die Wissenschaft warnt seit Langem und zeigt uns deutlich, welche Folgen die Klimaerwärmung haben wird. Jedoch sind die Regierungen dieser Welt nicht in der Lage, oder bereit, hier wirklich einschneidende Maßnahmen und Änderung durchzuführen. Stattdessen wird aus wirtschaftlichen Interessen um jeden Beschluss gefeilscht. Wenn der Mensch nicht endlich begreift, dass er an dem Ast sägt, auf dem er sitzt, wird unsere Zivilisation, so wie wir sie kennen, in absehbarer Zeit nicht mehr existenzfähig sein."
Die in Lesermails geäußerten Ansichten geben die Meinung der Autoren wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der t-online-Redaktion.
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