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Alice Weidel zeigt AfD-Sympathisant wegen angeblicher "Kopf ab"-Geste an


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Husten oder "Kopf ab"-Geste?
Alice Weidel zeigt eigenen Anhänger an


Aktualisiert am 30.10.2019Lesedauer: 4 Min.
Alice Weidel zeigt auf den vermeintlichen Übeltäter: Die AfD-Fraktionsvorsitzende unterbrach ihre Rede in Weingarten, um Security-Kräften zu zeigen, wer eine "Kopf-ab-Geste" gezeigt haben soll. Dort war die Verwunderung groß.Vergrößern des Bildes
Alice Weidel zeigt auf den vermeintlichen Übeltäter: Die AfD-Fraktionsvorsitzende unterbrach ihre Rede in Weingarten, um Security-Kräften zu zeigen, wer eine "Kopf-ab-Geste" gezeigt haben soll. Dort war die Verwunderung groß. (Quelle: Screenshot Facebook/Alice Weidel)
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Die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel rastet bei einer Rede wegen einer vermeintlichen "Kopf ab"-Geste im Publikum aus. Allerdings hat sie damit offenbar einen Unterstützer bloßgestellt.

Alice Weidel hat offenbar wegen eines Hustenanfalls und einer missverständlichen Handbewegung einen eigenen Anhänger aus dem Saal werfen lassen und angezeigt. Den Vorfall bei einer Rede in Weingarten griff sie auf, um dort fast vier Minuten lang über Verrohung zu wettern. Die Szene wurde tausendfach geteilt und Weidel für ihr rigoroses Durchgreifen gelobt – ehe Weidel die Beiträge überall löschen ließ. Die Aufregerszene können Sie im Video oben in diesem Text sehen.

Sie hatte unter anderem gesagt, sie sei vielleicht von einem Mann der örtlichen Grünen bedroht worden: Sie habe schon vieles erlebt, aber das Geschehen sei unfassbar. "Wenn das umgekehrt die AfD bringen würde, was dann für ein Aufruhr wäre."

AfD musste Kritiker im Saal zulassen

Weidel war am Sonntagabend in Weingarten, das ein schweres Pflaster für die AfD ist: Zur Kommunalwahl ist sie dort gar nicht angetreten. Gegen die Veranstaltung gab es Proteste, die Stadt vermietete den "Welfensaal" des Kulturzentrums nur unter der Maßgabe, dass die Veranstaltung öffentlich sei. So waren unter den 350 Zuhörern nach Schätzungen der Polizei rund ein Viertel AfD-Gegner, die teils zuvor bei einer Gegenkundgebung waren. Viele klatschten bewusst an den falschen Stellen. Zehn Besucher wurden von Ordnern ermahnt.

"Hauen Sie ab!"

Mehrere Zeugen sagten t-online.de, dass deshalb auch ein Mann aufstand und Ruhe forderte. Es war der Mann, der später in Weidels Visier geriet: "Sie da mit dem Pferdeschwanz, Sie da mit dem Vollbärtchen", sagte sie (kompletter Text hier zum Nachlesen) und warf ihm die Geste vor. "Hauen Sie ab!" Unter demütigenden "Hau ab"-Rufen und Beleidigungen wurde der Mann aus dem Saal geführt und von der Polizei wegen des Verdachts der Bedrohung mitgenommen.

Der 43-Jährige aus der Region sei in Weingarten vielen Studenten bekannt, gehe in Szenekneipen, sagt Roman Muth, der in der Gemeinde selbst Ratsmitglied der Grünen ist. "Er vertritt AfD-Positionen, aber man kann mit ihm reden, er ist zugänglich."

Muth hatte den Hergang auf Facebook auf der Seite "Studis für Weingarten" öffentlich gemacht, die er mit zwei weiteren Ratsmitgliedern vertritt. Er hatte schon nach der Veranstaltung mit dem Mann gesprochen und am Dienstag erneut. Mit Medien wolle der Mann aber nicht reden: "Er mag die Welle nicht, die darum entstanden ist."

Der Mann habe Muth aber gesagt, dass die Situation schon am Sonntag und noch einmal am Montag mit einem Referenten Weidels per Telefonat abgeklärt worden sei. "Er war völlig überrascht, dass Weidel dann dieses Video in die Welt gesetzt hat." Der Mann habe ihm berichtet, sich nur wegen seines Hustens an den oberen Brustbereich geklopft zu haben. "Und auch beim Gespräch mit mir hat er einen Hustenanfall bekommen", so der Gemeinderat.

Weidel: Anzeige, aber keine Strafverfolgung

Weidel ließ am Dienstag über einen Sprecher erklären, sie habe "die Handbewegung der entsprechenden Person eindeutig als 'Kopf ab'-Geste interpretiert". Auf Nachfrage zum Posten des Videos trotz Hinweisen zum Sachverhalt erklärte ihr Sprecher: "Frau Weidel hatte bei Veröffentlichung des Videos keinen Zweifel an ihrer Wahrnehmung vor Ort."

Sie nehme aber die Darstellung zur Kenntnis und werde keinen Strafantrag stellen, was beim Vorwurf der Bedrohung keine Voraussetzung für die weitere Verfolgung des Falles ist*. Strafanzeige hatte sie dagegen auf der Bühne bereits gestellt. Sie sagte mehrfach: "Ich zeige ihn an, ich möchte wissen, ob der Mann Parteibuch hat. Ich gehe auf die Palme. Vielleicht aus den örtlichen Grünen. Genau. So ist es nämlich, ja." Die Polizei nahm die Personalien des Mannes und mehrerer Zeugen auf, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz t-online.de sagte. Der Fall sei an den Staatsschutz bei der Kripo Friedrichshafen übergeben worden.

Ein 27-jähriger Student, nach eigenen Angaben parteilos, kennt den Mann auch und sagt, er habe in der Nähe gesessen und die Szene sehr gut sehen können. "Ich kenne ihn aus Studikneipen, da hat es mich interessiert, wann er klatscht." Auch ihm fiel auf, dass der Mann sich über störendes Klatschen beschwerte. Während Weidels Rede habe der Mann recht ausladend an einer Stelle geklatscht, an der sonst wenige AfD-Anhänger geklatscht hätten. "Damit hat er wahrscheinlich Weidels Aufmerksamkeit erregt." Dann habe er sich Richtung Hals gefasst, "das war aber keine 'Kopf ab'-Geste, wie Weidel sie dann demonstrierte".

Verwirrung, wer gemeint sein soll

Deshalb sei die Verwirrung auch groß gewesen, wen Weidel mit ihrer Tirade meinte. "Um ihn herum dachte ja auch niemand, dass jemand bei ihnen gemeint sein könnte. Und er war auch völlig überrascht." Weidel stürmte von der Bühne, um auf ihn zu zeigen. Er wurde dann von Security-Kräften aus dem Saal geschleppt.


"Ich habe das auch nicht verstanden", sagt ein 19-Jähriger t-online.de, der wegen seines "FCK AFD"-Shirts dann auch von Weidel angefeindet wurde. Er verließ in dem Tumult um den Rauswurf mit etwa 20, 30 anderen Leuten die Veranstaltung. Für Weidel könnte die vermeintliche Solidarisierung den Eindruck verstärkt haben, einen AfD-Gegner herausgeworfen zu haben. Auf der Bühne bügelte sie alle Hinweise auf ihren Irrtum barsch ab.

*Wir hatten an dieser Stelle zunächst geschrieben, dass ein Strafantrag für die weitere Verfolgung nötig ist. Eine Bedrohung stellt jedoch ein Offizialdelikt dar. Es wird dann auch ermittelt, wenn der Betroffene nach der Strafanzeige keinen Strafantrag stellt. Weidel wird allerdings im Verfahren angefragt werden, dann wird entschieden. Im Ergebnis dürfte das Verfahren eingestellt werden.

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