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Studie: Ostdeutsche und Migranten ähnlich stark benachteiligt


Ost-West-Debatte
Gauck attestiert Ostdeutschen Mangel an Durchsetzungswillen

dpa, küp

Aktualisiert am 02.04.2019Lesedauer: 2 Min.
Altbundespräsident Joachim Gauck: Missbehagen trotz guter Lebensverhältnisse bereite ihm Sorge.Vergrößern des Bildes
Altbundespräsident Joachim Gauck: Missbehagen trotz guter Lebensverhältnisse bereite ihm Sorge. (Quelle: imago-images-bilder)
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Altbundespräsident Gauck vermisst bei den Ostdeutschen eine Wettbewerbsmentalität wie im Westen. Viele Menschen in den neuen Bundesländern fühlen sich dagegen benachteiligt, wie ein neue Studie zeigt.

Sehr vielen Ostdeutschen fehlt nach Ansicht von Altbundespräsident Joachim Gauck "dieser absolute Durchsetzungswille". Sie hätten sich eine Wettbewerbsmentalität wie ihre Landsleute im Westen nicht auf natürlichem Wege antrainieren können, sagte Gauck am Montagabend in Berlin nach einer Filmvorführung. Eine Ostquote für die Besetzung von führenden Positionen lehnt der 79-Jährige, der selbst aus dem Osten stammt, ab.

Gezeigt wurde die ZDF-Dokumentation "30 Jahre Mauerfall – Joachim Gaucks Suche nach der Einheit", die erstmals am 4. April auf ZDFinfo (20.15 Uhr) zu sehen ist. Gauck trifft sich in dem Film mit völlig unterschiedlichen Menschen und versucht, ihre teils kontroversen Ansichten zum Zustand Deutschlands zu erkunden.

Gauck sieht Gefühl des Missbehagens

Zu Wort kommen in dem Film von Stephan Lamby und Florian Huber auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, Autor Navid Kermani, die frühere DDR-Oppositionelle Marianne Birthler sowie die einstige AfD-Chefin Frauke Petry und Pegida-Gründer René Jahn aus Dresden.

Im Live-Gespräch mit ZDF-Chefredakteur Peter Frey betonte Gauck, er sei in den Gesprächen dichter an das Gefühl des Missbehagens bei vielen herangekommen. Dass es das trotz persönlich guter Lebensverhältnisse gebe, besorge ihn. Zugleich sei er zuversichtlich, dass Deutschland solidarisch bleibe.

"Bürger zweiter Klasse"

Mit dem Lebensgefühl der Menschen in Ostdeutschland beschäftigt sich auch eine Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wird. Die Untersuchung mit dem Titel "Konkurrenz um Anerkennung" kommt zu dem Schluss, dass sich viele Ostdeutsche und Migranten gleichermaßen als "Bürger zweiter Klasse" sehen und von der deutschen Gesellschaft nicht anerkannt fühlen.

Angehörige beider Gruppen haben der Studie zufolge häufig schlechter bezahlte Jobs als Westdeutsche. Diese wiederum würden beiden Gruppen vorwerfen, sich zu Opfern zu stilisieren und nicht im heutigen Deutschland angekommen zu sein. "Westdeutsche erkennen die Lage der Ostdeutschen nicht an und ignorieren die Wunden der Wiedervereinigung", heißt es in der Studie.

7.200 Menschen befragt

Die Forscher des Zentrums kommen zu dem Schluss, dass sowohl die Bevölkerungsgruppe mit Migrationshintergrund als auch Ostdeutsche neben strukturellen Nachteilen wie geringerem Lohnniveau oder höherer Arbeitslosigkeit von "sozialer, kultureller und identifikativer Abwertung" betroffen seien.


Die Analyse ist der erste Teil der Reihe Ost-Migrantische Analogien. Für die Studie haben die Forscher über 7.200 Menschen in Telefoninterviews befragt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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